16. Oktober 2018, 15:56

693 Patienten könnten infiziert sein

Am Donauwörther Krankenhaus infizierte ein Arzt mindestens 39 Patienten mit Hepatitis C. Weitere Patienten könnten betroffen sein. Bild: Mara Kutzner
Ein mit Hepatitis C infizierter Arzt hat mehrere Patienten am Krankenhaus Donauwörth angesteckt. Fünf Fälle sind bestätigt. Viele andere Patienten könnten betroffen sein. Alle werden noch in dieser Woche schriftlich benachrichtigt. 
Donauwörth - Am vergangenen Mittwoch stellte sich heraus, dass sich drei an Hepatitis C erkrankten Patienten während ihrem Aufenthalt in der Donau-Ries-Klinik in Donauwörth infiziert haben. Laut Landrat Stefan Rößle erhärtete sich der Verdacht, dass ein infizierter Arzt, der am Krankenhaus beschäftigt war, die Patienten angesteckt habe. Der Verdacht hat sich gestern bestätigt und zwei weitere Fälle wurden bekannt. Das wurde am Dienstag bei einer Pressekonferenz im Landratsamt Donauwörth kommuniziert.
Kripo und Staatsanwaltschaft ermittelt
Schon am Donnerstag haben Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft die Ermittlungen aufgenommen, denn es könnte sich um Körperverletzung durch Ansteckung handeln. Der Arzt, ein Anästhesist, sei der einzige, der als Überträger in Frage käme, so Amtsarzt Dr. Rainer Mainka. Die derzeitigen Ermittlungen hätten ergeben, dass der Arzt die Patienten infiziert habe, während er sie narkotisiert hat. Auch er selbst könnte sich auf diese Weise bei einem anderen Patienten angesteckt haben.
"Fast in 100 Prozent der Fälle wird Hepatitis C über Blut übertragen", so Mainka. Ein Anästhesist habe ein gewisses Risiko, sich durch Nadelstiche anzustecken. Der Arzt war bis April diesen Jahres im Donauwörther Krankenhaus tätig. Laut aktueller Ermittlungen wusste er bis zum Ende seiner Beschäftigung nicht, dass er infiziert war. Mainka könne nicht davon sprechen, dass der Mediziner die Patienten absichtlich angesteckt habe. Da eine Ansteckung unter gewöhnlichen Umständen jedoch eher unüblich sei, wird vermutet dass der Anästhesist bei seiner Arbeit am Patienten nicht zuverlässig gehandelt habe und unachtsam umgegangen sei. Der Desinfektionsablauf im Donauwörther Krankenhaus sei korrekt abgelaufen, so der Amtsarzt am Gesundheitsamt Donauwörth.
Dass der Arzt nun nicht mehr in der Donauwörther Klinik beschäftigt sei, habe laut Klinikvorstand Jürgen Busse nichts mit dem Vorfall zu tun. Der beschuldigte Mediziner sei mittlerweile nicht mehr ansteckend. Sowohl im Donauwörther Krankenhaus als auch an der neuen Arbeitsstelle des Arztes bestehe keine Gefahr von weiteren Infektionen.
Betroffene Patienten werden per Post benachrichtigt
Neben den fünf bekannten Fällen könnten sich noch weit mehr Patienten angesteckt haben. Noch in dieser Woche wird das Gesundheitsamt am Landratsamt Donau-Ries alle betroffenen Patientinnen und Patienten schriftlich dazu auffordern, sich bei ihrem Hausarzt auf eine mögliche Infektion untersuchen zu lassen. Der Zeitraum möglicher Infektionen konnte auf 22. November 2016 bis 24. April 2018 eingeschränkt werden. In diesem Zeitraum wurden insgesamt 693 Patientinnen und Patienten vom beschuldigten Mediziner narkotisiert.
Hepatitis C ist meist heilbar
Bei Hepatitis C handelt es sich um eine meldepflichtige virusbedingte Leberentzündung. Eine Neuinfektion führt nur selten zu Symptomen und heilt bei 20 bis 50 Prozent der Betroffenen in den ersten Monaten selbst aus. Meistens wird die akute Infektion aber chronisch. Eine chronische Hepatitis C geht mit Leberschädigungen und anderen Beschwerden und Spätfolgen einher. Durch Medikamente ist Hepatitic C heutzutage fast immer heilbar.