1. Januar 2021, 08:00

Regionalgespräch: Auf ein Tässchen mit ... Herbert Schein

Seit dem Jahr 2016 ist Herbert Schein CEO der VARTA AG . Bild: VARTA
Herbert Schein ist seit April 2016 der CEO der VARTA AG. Wir haben ihn in Ellwangen besucht und ihm 40 Fragen gestellt.

1 Guten Tag Herr Schein, herzlichen Dank, dass ich Sie heute in Ellwangen besuchen darf und Sie sich Zeit für unser Regionalgespräch nehmen. Unser Gespräch steht immer unter dem Motto "Auf ein Tässchen mit ...". 

1 Was trinken Sie, Tässchen Tee oder Kaffee?
Kaffee mit Milch.

2 Sind Sie eher ein Tagmensch oder eher nachtaktiv?
Wissen Sie, hier bin ich ein zeitliches Chamäleon. Ich stehe eigentlich immer spätestens um 7 Uhr auf, aber wenn es der Job erfordert, gibt es auch öfters mal eine Nachtschicht. Ich bin ja auch sehr viel in Übersee oder Asien unterwegs – da verschmelzen Tag- und Nachtaktivitäten ohnehin regelmäßig.

3 Morgens lieber die Zeitung oder das Radio?
Zeitung, im Auto dann gerne Radio-News.

4 Großstadt oder Landleben?
Landleben, ich nutze aber auch die Angebote der Großstadt sporadisch.

5 Wenn Sie im Restaurant essen: lieber gutbürgerlich oder darf es auch mal exotisch sein?
Ganz ehrlich: ein saftiger Sauerbraten oder eine Ente mit Knödel weckt meinen Appetit eher als ein „Kresse-Schaumsüppchen an Teriyaki-Tofu“.

6 Beschreiben Sie sich mit drei Worten.
Verlässlich, dynamisch, kreativ, humorvoll. (überlegt) Oh, das waren schon vier Worte … Suchen Sie sich was aus.

7 Lassen Sie uns über Ihr Berufsleben sprechen: Beschreiben Sie doch einmal kurz, was Ihr Unternehmen eigentlich ausmacht.
Ich kann es auf den Punkt bringen: Die VARTA AG ist mit Mikrobatterien und Storage-Batterien weltweit sehr breit und solide aufgestellt. Wir sind ein 130 Jahre altes Industrie-Unternehmen, das auf Qualität und Innovation setzt. Moderne und Tradition gehören bei uns fest verschweißt zusammen.

8 Wie sieht für Sie ein typischer Arbeitstag aus?
Voller Terminkalender mit Meetings, Telefonaten und Präsentationen. Wenn es um Innovationen geht, habe ich immer ein offenes Ohr Ich nehme mir auch hier die Zeit für einen Small-Talk mit Kollegen – ist zwar selten, gehört für mich aber dazu. Ein Chef ist immer auch Mitarbeiter und ich bin seit 26 Jahren bei VARTA – Chef war ich nicht immer, Mitarbeiter hingegen schon.

9 Wie viel Zeit verbringen Sie mit Geschäftsreisen?
Sehr viel Zeit – ich würde sagen 50 % auf jeden Fall. Ich möchte ja auch in unseren weltweiten Tochtergesellschaften präsent sein. Geschäftsreisen heißt aber auch Geschäfte an Land ziehen oder pflegen von unterwegs – und das ist bei einem Weltkonzern wie der VARTA AG eben auch viel mit Reisen verbunden: vom Silicon Valley bis Singapur.

10 Was gefällt Ihnen an Ihrem Job am besten?
Das ist eine interessante Frage … Wie viel Zeit haben Sie heute noch, Frau Wagner? Ich mag die Vielschichtigkeit, ich schätze die Verantwortung, die mir mit der Aufgabe als CEO zugeteilt wurde. Ich finde, die Batterie-Branche ist eine der interessantesten Branchen überhaupt. Die Batterie ist die strategische Komponente bei den meisten neuen Geräten. Zudem schätze ich es sehr, dass ich in meinem Job so nah dran bin an Forschung und Entwicklung und somit dafür sorgen kann, dass unsere Produkte die Zukunftstrends abbilden können.

11 Wie glauben Sie, würden Ihre Angestellten Sie beschreiben?
Ich glaube meine Mitarbeiter würden sagen: „Auf unseren Chef können wir uns verlassen. Unsere Firma ist für unseren Chef weitaus mehr als ein Arbeitsverhältnis. Es ist sein Lebenswerk.“ Vielleicht würden die Kollegen auch sagen: „Herr Schein ist sehr viel unterwegs und egal wo er ist, er hat immer den Blick für das Große und Ganze.“

12 Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?
Ich werde Sie, liebe Frau Wagner, gerne in zehn Jahren wieder hier begrüßen, wir trinken dann auch ein Tässchen Kaffee, sicher aus anderen Tassen und wohl auch in anderen Räumlichkeiten wahrscheinlich auch über Sprachsteuerung und Gesichtserkennung direkt an unserem Kaffeevollautomaten vorne im Flur – aber ich möchte beruflich in zehn Jahren immer noch die Innovationen im Batteriegeschäft maßgeblich mitgestalten. Klar, in zehn Jahren könnte ich vielleicht auch schon Opa sein, was mich sehr freuen würde.

13 Wovor haben Sie Angst?
Generell bin ich kein ängstlicher Mensch und Angst ist auch eine Emotion, die mir nicht in die Wiege gelegt wurde. Ich versuche immer, den Dingen das Beängstigende zu nehmen. Respekt finde ich hier passender als den Begriff Angst. Respekt habe ich, wenn es um Gesundheit und Vitalität geht. Das ist das höchste Gut für uns alle.

14 Was wollten Sie als Kind werden?
(schmunzelnd) Bei dieser Frage sagt man ja tendenziell immer gerne: Tennis-Profi oder Fußball-Profi. Das wollen sicher alle kleinen Jungs mal werden. Ich kann allerdings ganz ehrlich sagen, ich wollte schon immer mit Erfindungen zu tun haben. Aus etwas Bestehendem etwas noch Besseres zu machen, das war schon als kleines Kind mein Traum. Ingenieurwissenschaften habe ich studiert – und das war gefühlt das absolut Richtige für mich. Ich würde alles wieder so machen.

15 Was haben Sie gemacht, bevor Sie CEO von Varta wurden?
Ich habe in Augsburg studiert, habe dann die Ingenieurslaufbahn eingeschlagen, auch Positionen belegt mit Marketing-Verantwortung, als Product-Manager oder als Business-Unit Leiter. Später Geschäftsführer der VARTA Microbattery, dann auch der VARTA Storage in Nördlingen, jetzt CEO der heute börsennotierten VARTA AG.

16 Hört man VARTA, denkt man sicherlich an Batterien. Produziert VARTA denn noch andere Produkte?
Um es mal im Überblick zu sagen: Wir produzieren Energielösungen. Tragbare Energielösungen. Energie zum Mitnehmen – ob Batterie, Zelle oder Akku – wie man es auch nennt und welche Leistung und Eigenschaft genau im Detail gemeint ist, der Bereich ist sehr vielschichtig.

17 Im Jahr 2016 scheiterte ein Börsengang. 2017 ist die VARTA AG dann erfolgreich an die Börse gegangen. Warum hat sich VARTA dafür entschieden es noch einmal zu versuchen?
Das Marktumfeld 2016 im November war nicht perfekt. Die US-Wahlen waren gerade beendet – die Weltwirtschaft blickte in eine neue Ära. Wir hatten den Schritt zum finalen IPO (Anm. d. Red.: IPO = Initial Public Offering = erstes öffentliches Angebot) zu diesem Zeitpunkt sehr gut überlegt und abgewogen und dann entschieden: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Und wie Sie wissen: Es war die richtige Entscheidung. Der Börsengang 2017 war schließlich fulminant.

Kommen wir zum sozialen Engagement von VARTA. Sie unterstützen seit einigen Jahren die Deaflympics:

18 Können Sie den Lesern kurz erklären was die Deaflympics eigentlich sind?
Die Deaflympics ist die Olympiade für Gehörlose. Dieser olympische Wettbewerb wird alle vier Jahre ausgetragen –
vom International Committee of Sports for the Deaf (ICSD). Wir sind seit vielen Jahren Sponsor und werden es bleiben. Eines unserer wichtigsten Engagements im Bereich CSR – Corporate Social Responsibility. Wir sind Weltmarktführer für Hörgeräte-Batterien. Mit unseren Energielösungen helfen wir Menschen, die durch ihr Ohr-Sinnesorgan eingeschränkt sind. Wir engagieren uns aber auch für soziale Zwecke im lokalen und regionalen Bereich und im Sport-Sponsoring.

Lassen Sie uns noch einmal einen Blick auf die Privatperson Herbert Schein werfen:

19 Was ist Ihr Lebensmotto?
Mein Lebensmotto? Okay, lassen Sie mich es so formulieren: Wenn Plan A nicht funktioniert – kein Problem – das Alphabet hat noch 25 weitere Buchstaben!

20 Haben Sie sich private Ziele im Jahr 2018 gesetzt?
Zum Anfang jeden Jahres nimmt sich ja jeder Ziele vor: Mehr von jenem hier, weniger von diesem dort. Das sind in meinen Augen alles Worthülsen zum Jahresbeginn. Wissen Sie, ich habe viele Ziele, diese sind für mich nicht an eine kalendarische Zeitgebung oder an Neujahrs-Vorsätze gebunden. Als Vorstandsvorsitzender hat man Verantwortung und auch in gewisser Weise Macht. Macht kommt von Machen, nicht von Wollen. Ich möchte auf jeden Fall zeitnah dafür sorgen, dass unsere Wachstumsziele umgesetzt werden, dass wir dadurch etliche neue Arbeitsplätze schaffen, auch gerade in der Rieser Region. Dafür mache ich mich stark und das werden wir 2018 auch auf jeden Fall nicht nur als Ziel haben, sondern auch realisieren. Das ist Fakt und ich würde mich freuen, wenn Sie, Frau Wagner, dann auch gerne mal nach Nördlingen zu uns in die Firma kommen, um sich die in die Realität umgesetzten Ziele dann anzuschauen.

21 Was machen Sie am liebsten in Ihrer Freizeit?
Ich verbringe meine ehrlich gesagt geringe Freizeit am liebsten mit meiner Familie. Ich bin verheiratet und habe drei Kinder. Ich genieße jede freie Minute zu Hause oder auf Ausflügen mit den Kids und meiner Frau. Es ist selbstredend, dass ein Vorstandsvorsitzender wenig Freizeit hat, umso wichtiger und wertvoller ist es, wenn ich daheim in Munningen bin und diese kostbare Zeit mit meiner Familie verbringen kann.

22 Wo sind Sie geboren und aufgewachsen?
In Oettingen geboren, lebe ich seit vielen Jahren in Munningen – das ist meine Heimat.

23 Was bedeutet für Sie „Heimat“ im Vergleich zur geschäftlichen Welt?
Mittlerweile bin ich durch meine berufliche Tätigkeit an vielen Orten zu Hause, aber meine Heimat, das ist das Donau-Ries. Ich genieße es, dass ich die Donau-Ries-Region als mein „Zuhause“ habe. In unserer globalen Welt ist „Distanz“ nicht mehr relevant. Wir haben in unserem Unternehmen Führungskräfte, die kommen aus Schottland, Österreich et cetera. Heimat ist für uns alle ein persönlicher und privater Begriff, der findet im Herzen statt – und das ist gut so.

24 Was mögen Sie besonders am Ries?
Diese Frage können Sie, Frau Wagner, sicher auch beantworten. Darf ich an dieser Stelle eine Gegenfrage stellen Was schätzen Sie denn am Ries?
J.W. Mich fasziniert besonders die Geschichte des Nördlinger Ries’.
Sehen Sie, mir geht es ähnlich. Ich schätze diese Region auch sehr, nicht nur kulturell und landschaftlich, sondern auch als Wirtschaftsregion, und VARTA Storage mit Sitz in Nördlingen gehört hier ganz weit vorne dazu. Das Einzugsgebiet unserer Mitarbeiter ist weiträumig und es freut mich ungemein, die Zukunft des Wirtschaftsstandortes mitzugestalten.

25 Haben Sie Haustiere?
Ich habe einen Hund, den haben wir uns aus dem Tierheim ausgesucht, weil meine Familie und ich überzeugt sind, dass diese Tiere auch eine Chance brauchen. Die Pferde meiner Töchter zähle ich nicht direkt zu unseren Haustieren.

26 Worüber können Sie sich am meisten ärgern?
Über Unzuverlässigkeit und Profilneurosen sowie – mal als Privatperson beantwortet – über unnötige mobile Geschwindigkeitskontrollen, also Blitzer, die nicht für Sicherheit sorgen, sondern für … ach, wer weiß schon für was.

27 Was bringt Sie zum Lachen?
Spontaner, geistreicher Humor mit Tiefgang.

28 Welche Musikrichtung bevorzugen Sie?
Ich mag Klassik, Rock und Pop – in punkto Musik mag ich fast alles. Okay, Tony Marshall, Bushido und die Toten Hosen sind nicht in meiner Playlist.

29 Vervollständigen Sie bitte folgenden Satz: Typisch für mich ist, …
... dass ich immer beschäftigt bin. Mich findet man nicht faulenzend auf der Couch.

30 Welche drei Gegenstände würden Sie mit auf eine einsame Insel nehmen?
Mein Smartphone, mein schnurloses Headset – Dank unserer Batterien ist dies auch sehr lange und zuverlässig einsetzbar – und eine Powerbank für mein Smartphone. Dann kann ich mit allen wichtigen Personen in Kontakt bleiben.

31 Nehmen wir an, die gute Fee erfüllt Ihnen einen Herzenswunsch – welcher wäre es?
Das kann ich Ihnen mit einem Wort beantworten: Gesundheit für meine Familie. Gesundheit und Vitalität wünsche ich mir auch für mich selbst – bis ins hohe Alter.

Es ist das Frühlingsgespräch, daher befasst sich dieser Fragenblock mit Ostern:

32 Haben Sie über Ostern frei?
Ja und ich freue mich darauf!

33 Wie feiern Sie das Osterfest mit der Familie?
Traditionell mit der Familie und Freunden.

34 Was gibt es an Ostern als Festtagsessen?
Am Karfreitag gibt es Karpfen. Am Sonntag dann Braten.

Kommen wir zum Self-Rating Test. Schätzen Sie sich bitte von null Punkten – völlig unbegabt – bis zu zehn Punkten – maximale Begabung – ein:

35 Kreativität?
9 Punkte.

36 Workaholic?
7 Punkte.

37 Familienmensch?
9 Punkte.

38 Visionär?
10 Punkte.

39 Genießer?
6 Punkte.

40 Welche Ostergrüße haben Sie an unsere Leser?
Liebe Leserinnen und Leser, ich wünsche Ihnen für die kommenden Feiertage eine schöne und frohe Zeit mit Ihrer Familie und Ihren Freunden. Genießen Sie die Osterfeiertage – ob hier im Ries, beim Skifahren oder in sonnigen Destinationen. Apropos „sonnig“ – wenn Sie Fragen zur Solarstrom- Speicherung im Eigenheim haben, unser Nördlinger Team von VARTA Storage steht Ihnen jederzeit beratend zur Seite.

Vielen Dank, Herr Schein, für das spannende Gespräch und, dass Sie sich die Zeit für uns und unsere Leserinnen und Leser genommen haben.