25. Oktober 2018, 08:00

Er griff nach drei Kronen: Konradin von Hohenstaufen

Königin Elisabeth, die Mutter Konradins, mit der Porphyrsäule. Dargestellt am Deckenfresko im Kloster Stams (Tirol).
Bild: Friederike Rieger
Der Richtblock auf der Piazza del Mercato in Neapel erfüllte am 29. Oktober 1268 seinen grausigen Zweck: 
OLYMPUS DIGITAL CAMERA Bild: DRA
Begeistert wurde vor 750 Jahren, an einem Julitag 1268, in Rom ein junger Mann empfangen, der wie sein Vater „schön wie Absalom“ war: Konradin von Hohenstaufen, den die Römer zärtlich „Corradino“ (der kleine Konrad) nannten. Konradin, geboren am 25. März 1252 auf der Burg Wolfstein bei Landshut, sollte seinen Vater König Konrad IV. niemals sehen, denn dieser starb 1254 in Süditalien an Malaria. Seine Mutter, die Wittelsbacherin Elisabeth, war die Schwester der Bayernherzöge Ludwig und Heinrich, in deren Obhut Konradin übergeben wurde. Am Hof von Herzog Ludwig II., dem die Nachwelt den Beinamen „der Strenge“ gegeben hat, wurde Konradin zusammen mit Friedrich von Baden und Österreich erzogen. So gehörten Konradin und seine Mutter, die Königinwitwe Elisabeth, zum Hofstaat des Herzogs Ludwig.
Wenn der Herzog für längere Zeit auf Reisen ging, nahm er Konradin und dessen Mutter mit. So auch im Januar des Jahres 1256, als Elisabeth tatenlos zusehen musste, wie ihr Bruder Ludwig bei einem Aufenthalt in Donauwörth seine Frau (Maria von Brabant) auf der Burg Mangoldstein enthaupten ließ. Am 6. Oktober 1259 heiratete Konradins Mutter, Königin Elisabeth, ein zweites Mal: ihr Bräutigam war Graf Meinhard II. von Görz-Tirol. Vier Jahre nach der Hochzeit traf Konradin seine Mutter im April 1263 bei Innsbruck. Bei dieser Gelegenheit setzte Konradin seinen Onkel – Herzog Ludwig – aus Dankbarkeit, dass dieser ihn wie einen eigenen Sohn geliebt und erzogen hatte, als seinen Universalerben ein. Diesen Beschluss dehnte er auf dem Hoftag von Augsburg 1266 auch auf Ludwigs Bruder Heinrich XIII. aus. Seine Mutter Elisabeth erwähnte er in beiden Fällen nicht.
Konradin wird Besitzer von Werd
Im September 1266 wurde der vierzehnjährige Konradin „per procurationem“, d.h. durch einen Stellvertreter, mit der erst achtjährigen Sophie von Landsberg (Sachsen-Anhalt) verheiratet. Zwei Monate später, am 6. November 1266, wurde in Innsbruck eine vor allem auch für Donauwörth bedeutende Urkunde ausgestellt: In dieser wurde ein Tausch niedergeschrieben. Elisabeth, die Witwe des Königs, tauschte die Stadt Werd (Donauwörth) und die dazugehörige Burg gegen Gebiete in Tirol. Tauschpartner war ihr Sohn Konradin. Drei Tage später verpfändete Konradin in Augsburg Stadt und Burg Werd an seinen Onkel Ludwig. Trotz mancher Warnung griff Konradin, fast noch ein Kind, nach drei Kronen: Die schwäbische „Herzogskrone“ konnte er mit Hilfe seiner Vormünder, Herzog Ludwig von Bayern und Bischof Eberhard von Konstanz erringen. Von seiner Großmutter Jolanthe von Brienne hatte er die Krone des Königs von Jerusalem geerbt. Die Krone des Königreiches Sizilien gebührte ihm als Erbe staufischer Kaiser- und Königsherrschaft.
Der Niedergang einer Dynastie
Nachdem er seine Mutter im August 1267 in Hohenschwangau ein letztes Mal gesehen hatte, zog der erst fünfzehnjährige Konradin mit einem Heer nach Italien, um den von Karl von Anjou unterdrückten Adligen im Königreich Sizilien zu Hilfe zu eilen. Der alte Glanz der Staufer-Zeit schien noch einmal aufzuleben, als der Enkel Kaiser Friedrichs II. in Rom mit Kirchenglocken, Musik und Tanz empfangen wurde, obwohl er von Papst Clemens IV. exkommuniziert worden war. Trotzdem war das Unternehmen zum Scheitern verurteilt: Nach einer Niederlage bei Tagliacozzo wurden Konradin und seine Begleiter gefangen genommen und zum Tode verurteilt. Als Elisabeth von der Gefangennahme und der drohenden Hinrichtung erfahren hatte, soll sie der Legende nach in einem Schiff mit schwarzen Segeln und Tauen nach Neapel aufgebrochen sein, um ihren Sohn noch zu retten.
Bild: DRA
Mit Konradin, dem letzten legitimen männlichen Erben aus der Dynastie der Staufer, wurde am 29. Oktober 1268 auch Friedrich von Hürnheim hingerichtet. Dieser stammte von Burg Niederhaus im Ries. Ein Bild in der Stamser Pfarrkirche Sankt Johannes der Täufer zeigt seine Mutter Elisabeth neben einer Säule aus rotem Porphyr  (Anm. d. Red. Magmatischer Naturstein), die sie an der Hinrichtungsstätte aufstellen ließ. Die Tragödie Konradins wurde zu einem Lieblingsthema der deutschen Dichtung – kein Wunder, enthält sie doch alle Zutaten, die Schauer und Rührung hervorrufen können. Hier Lichtgestalt, dort fi nsterer Tyrann. So wurde vom 8. Dezember 1960 bis zum 9. März 1961 in den Donau-Lichtspielen in Donauwörth sieben Mal das Drama „Der junge König“ von Raoul Konen von der Kolpingfamilie aufgeführt. Den „Bösewicht“ Karl von Anjou spielte damals Paul Fakler, den jungen König Horst Stadler.

Info



Kinderbuch zum Thema

Im November dieses Jahres wird von zwei Donauwörtherinnen
ein neues Kinderbuch veröffentlicht, das sich phantasievoll
mit Konradins Kindheit auf der Mangoldsburg in Donauwörth
beschäftigt. Auch für Erwachsene ist das Buch interessant. Die Autorin des Buches ist Friederike Rieger.
Für die Illustrationen ist Sonja Strobel verantwortlich.

Wer war Absalamon?

Absalom war einer von sechs Söhnen des König Davids.  Natürliche Schönheit war ein besonderes Merkmal seiner Familie. Wegen seiner auffallenden Schönheit wurde Absalom im ganzen Land gepriesen.

Die Staufer

Das Adelsgeschlecht der Staufer brachte vom 11. bis zum 13. Jahrhundert mehrere schwäbische Herzöge und römischdeutsche Könige und Kaiser hervor. Der Name Staufer leitet sich von der Burg Hohenstaufen ab. Die Burg befindet sich auf dem am Nordrand der Schwäbischen Alb bei Göppingen gelegenen Berg Hohenstaufen. Die bedeutendsten Herrscher aus dem Adelsgeschlecht der Staufer waren Friedrich I. (Barbarossa), Heinrich VI. und Friedrich II.