4. Juli 2018, 18:02

Landfrauen machen Schule

Die Kinder der Kombiklasse der Jahrgangsstufe 3 und 4 aus der Grundschule Oettingen konnten sich auf dem Betrieb der Familie Großhauser in Hainsfarth umschauen. Bild: Schallert
Schülerinnen und Schüler der Grundschule Oettingen konnten einen ganz besonderen Unterrichtstag erleben. Im Rahmen des Projektes „Landfrauen machen Schule“ fand in der Grundschule und auf den Bauernhöfen von Markus Christ in  Ehingen und Konrad Großhauser in Hainsfahrt Unterricht durch Landfrauen statt.
Hainsfarth -  Die Kinder erlebten auf dem Bauernhof wo und wie unsere Lebensmittel erzeugt werden und  bereiteten im Unterricht mit der Ernährungsfachfrau Sonja Göggerle aus Laub kleine Gerichte aus regionalen Lebensmitteln zu. Ziel des Projektes ist es, so Kreisbäuerin Ruth Meißler, Kinder schon in der Grundschule Wissen über eine gesunde Ernährung mit allen Sinnen zu vermitteln. Daneben wird der Zusammenhang zwischen landwirtschaftlichem Erzeugnis und gutem, genussvollem Essen hergestellt. Das Projekt wird vom Staatministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten finanziell unterstützt.
Vom Bauern nur das Beste
23 Kinder der Kombiklasse der Jahrgangsstufe 3 und 4 aus der Grundschule Oettingen konnten sich auf dem Betrieb der Familie Großhauser in Hainsfarth ein Bild davon machen, wie viel Mühe, produktionstechnischer Aufwand und Liebe zur Qualität erforderlich sind, um ihnen täglich Gutes und Gesundes auf den Teller zu bringen. Kreisbäuerin Ruth Meißler war überrascht, dass sich die Oettinger Schulkinder für das Thema „Fleisch“ entschieden haben. Ansonsten stünden eher die Milch oder das Getreide im Vordergrund, erklärte sie bei der Begrüßung der Mädchen und Buben auf dem Betrieb Großhauser. „In der Schule wird unsere BBV-Ernährungsfachfrau mit den Kindern einen Burger zubereiten. Da ist es schon wichtig, ihnen bewusst zu machen, dass dafür ein Tier geschlachtet werden musste und sie dem Lebensmittel Fleisch schon deshalb eine größere Wertschätzung entgegenbringen sollten“, so Meißler.
Außerdem sollten die Mädchen und Buben erfahren, wie viel Arbeit in der bäuerlichen Urproduktion steckt. „Ich kann meinen Berufskolleginnen und –kollegen nicht genug danken, dass sie sich für das BBV-Projekt engagieren und uns Landfrauen in der Öffentlichkeitsarbeit jedes Jahr aufs Neue unterstützen“, so Meißler. Auch das Interesse der Schulleiter und Lehrkräfte im Landkreis habe erfreulicherweise zugenommen. „Wir können nur hoffen, dass das bayerische Landwirtschaftsministerium unser Projekt noch lange finanziell unterstützt“, hofft die Kreisbäuerin.
Ein hartes und zeitaufwändiges Geschäft
Dass Direktvermarktung ist ein hartes und zeitaufwändiges Geschäft ist, davon können auch Rita und Konrad Großhauser ein Lied singen. Auch wenn sich die Familie auf dem Kreuzhof in Hainsfarth in den 20 Jahren seit der Eröffnung ihres Hofladens mit hochwertigen Produkten einen Namen im Ries gemacht hat, nimmt der Betriebsleiter die Verbraucher in die Pflicht: „Ich wünsche mir, dass die Verbraucher tatsächlich so regional einkaufen, wie sie immer behaupten. Wäre das nämlich der Fall, könnten wir uns auf den Wochenmärkten in Donauwörth, Oettingen, Wemding und Nördlingen vor Kunden kaum retten.“
Seit dem Start der Direktvermarktung hat sich auf dem Kreuzhof viel getan. Ihr Augenmerk legte die Familie Großhauser vor allem auf eine besonders tierwohlgerechte Haltung der Schweine und Bullen. 64 Jung- und 98 Mastschweinen steht ein Höhlenstall mit Auslauf zur Verfügung. Die ehemalige Maschinenhalle wurde zum Legehennenstall umgebaut. Obwohl eigentlich 1.200 Plätze zur Verfügung stehen, ist er meist nur mit 1.000 bis 1.100 Tieren belegt. Bei den Rindern setzt der Landwirt auf Stroh und kleine Einheiten: „Die Klauenerkrankungen und die Verletzungsgefahr sind hier deutlich geringer als auf Spaltenböden. Das Stroh fördert außerdem die Bewegung der Tiere und damit auch ihre Bemuskelung, was sich wiederum günstig auf die Fleischqualität auswirkt.“
10 Prozent Mehrkosten
Die Mehrkosten für die tierwohlgerechte Haltung seiner Kälber und Bullen beziffert Großhauser auf rund zehn Prozent, die er über einen besseren Preis bei der Direktvermarktung wieder hereinholen kann. „Die Kunden im Hofladen fragen nicht nach dem Preis, weil sie sich von der artgerechten Haltung unserer Tiere direkt vor Ort überzeugen können“, sagt Großhauser. Auf den Märkten sei das eher schwieriger, doch die hochwertige Qualität der Kreuzhof-Produkte hat sich in der Bevölkerung inzwischen herumgesprochen.
Das Angebot hat die Familie seit Beginn der Direktvermarktung erheblich vergrößert. Seit vergangenem Jahr stellt die Familie auch Nudeln her. Nachdem der ehemalige Nudel-Lieferant seinen Betrieb eingestellt hatte, übernahmen sie seine Maschinen. Als gelernte Köchin und Absolventin der Teilzeitschule für Hauswirtschaft hat Rita Großhauser ein Händchen für Selbstgemachtes. Die Kunden können bei verschiedenen Brotaufstrichen, Konfitüren und Säften aus dem Vollen schöpfen. „Mit der Vergrößerung der Produktpalette ist auch die Arbeitsbelastung stark gestiegen“, bestätigt Konrad Großhauser. Deshalb wäre er froh, wenn er eine Hilfskraft für die Märkte in Wemding und Oettingen finden könnte. Das sei aber nicht ganz einfach, schließlich müsse sich die Person mit der bäuerlichen Urproduktion auskennen, zur Familie passen und vertrauenswürdig sein.
Was für Großhauser auf jeden Fall gepasst hat, war der Besuch der Grundschulklasse aus Oettingen. Das Projekt „Landfrauen machen Schule“ war für den Betriebsleiter eine Premiere. „Bislang waren nur ältere Kinder im Rahmen von Arbeitsprojekten auf unserem Betrieb. Die Begeisterung und das Interesse der acht- und neunjährigen Mädchen und Buben haben mich fasziniert und es hat mir großen Spaß gemacht, ihren Wissensdurst zu stillen und sie über unseren Hof zu führen“, resümiert Großhauser. (pm)