Beim Markieren dieses Geleges war der erste Kiebitz gerade geschlüpft. Durch Absprache mit dem Bewirtschafter der Fläche konnte das Gelege bei der Bodenbearbeitung geschützt werden. (Bilde: J. Kronberg)

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Im Rahmen des schwabenweiten Pilotprojektes zum Wiesenbrüter-Brutplatzmanagement suchte die Gebietsbetreuerin Nördlinger Ries, Judith Kronberg, dieses Jahr wieder die Gelege von Kiebitz und Großem Brachvogel in den Wiesengebieten bei Deiningen/Alerheim, Munningen-Nordwest und in den Heuberger Wiesen. Ziel ist es, den stark im Rückgang begriffenen Populationen zu einem besseren Bruterfolg zu verhelfen und sie so vor dem regionalen Aussterben zu bewahren.
Nördlingen - Der Brutbestand des Kiebitz ist in Bayern seit Mitte der 1970er Jahre um mindestens 50 Prozent zurückgegangen, heute wird der Wiesenbrüter auf der Roten Liste als stark gefährdete Art geführt. Da bis zu 80 Prozent der Kiebitze in Bayern mittlerweile auf Ackerflächen brüten, sind durch die stattfindende Bodenbearbeitung und Ansaat im Frühjahr die Gelege gefährdet. Auch die erste Wiesenmahd fällt in die Brutzeit der Kiebitze. Die Vögel schaffen es meistens nicht, ihren Nachwuchs zwischen den einzelnen Bewirtschaftungsgängen groß zu ziehen. Um den Brutbestand zu stabilisieren, werden deswegen in den oben genannten Gebieten die Gelege gesucht, einheitlich markiert und mit einer Nestnummer versehen. Anschließend teilt die Gebietsbetreuerin den Bewirtschaftern die genaue Lage der Gelege mit und bittet sie, bei der Bewirtschaftung das Nest auszusparen. „Die meisten Flächenbewirtschafter wissen inzwischen schon, was es mit den Markierungsstäben auf sich hat, sodass ich nicht mehr viel erklären muss.“, freut sich Kronberg über die gute Zusammenarbeit mit den Landwirten. „Nur gemeinsam können wir den Bestandsrückgang der Wiesenbrüter stoppen. Daher ist es immens wichtig, Hand in Hand zu arbeiten, wie wir es im Ries seit Jahren praktizieren.“ Für den Mehraufwand und Ernteverlust werden die Flächenbewirtschafter über Ersatzgelder von der unteren Naturschutzbehörde entschädigt.
32 Kiebitzgelege wurden dieses Jahr markiert. Zum Schlupf- und Bruterfolg kam es bei Munningen und in den Heuberger Wiesen. „In den Heuberger Wiesen legten die Kiebitze ihre Nachgelege kolonieartig an. Erfolgte eine Störung, verteidigten die Kiebitze ihre Gelege gemeinsam. Nach dem Schlupf führten die Altvögel ihre Küken in ein Wiesengebiet, das über einen Kilometer vom Schlupfort entfernt lag. Auch hier vertrieben die Kiebitze Beutegreifer, die es auf ihre Küken abgesehen hatten, gemeinsam. Das schien der Schlüssel zum Erfolg zu sein, denn mindestens fünf dieser Kiebitze sind dieses Jahr flügge geworden. Im Gegensatz dazu konnte bei einzeln brütenden Kiebitzen kein Bruterfolg festgestellt werden.
In den Heuberger Wiesen kam es auch beim Großen Brachvogel zum Schlupf-, jedoch nicht zum Bruterfolg. Überraschend brütete dieses Jahr ein Brachvogelpaar bei Utzwingen. Hier wurde ein Zaun gegen Füchse aufgestellt. Die Küken schlüpften und verließen im Alter von sechs Tagen die eingezäunte Schutzfläche. Die Küken wurden nicht älter als zwölf Tage. Das kann mit der Witterung zusammenhängen, aber auch andere Ursachen wie den Verlust durch Greifvögel oder Bodenräuber haben.
Unterstützt wurde die Gebietsbetreuerin durch Helfer, die bei der Suche nach Brutvögeln und dem Zaunbau mitwirkten. Zusätzlich hat sich der Heuberger Georg Friedrichowitz durch das Landesamt für Umwelt zum Wiesenbrüterberater ausbilden und berufen lassen. „Seit meiner Jugend interessiere ich mich schon für die Wiesenbrüter im Ries. In den letzten Jahrzehnten habe ich miterlebt, wie die Bestände immer weiter zurück gegangen sind. Deshalb möchte ich mich nun aktiv für den Schutz dieser seltenen Vogelarten einsetzen.“ Bereits seit dem Frühjahr wirkt Friedrichowitz im Wiesenbrüterschutz auf Heuberger Flur und der näheren Umgebung mit. Kronberg ist begeistert über die Hilfe: „Die genauen Brutstandorte ausfindig zu machen erfordert enorm viel Zeit und Geduld. Daher freue ich mich über die wertvolle Unterstützung durch Georg Friedrichowitz, der zum einen ökologisches Hintergrundwissen mitbringt und zum anderen viele Landwirte vor Ort kennt. Das ist Gold wert.“ Vorbehaltlich der Mittelzusage durch die Regierung von Schwaben wird das Wiesenbrüter-Brutplatzmanagement nächstes Jahr fortgesetzt.
Träger der Gebietsbetreuung Nördlinger Ries sind der Rieser Naturschutzverein, die Schutzgemeinschaft Wemdinger Ried sowie der Landkreis Donau-Ries. Gefördert wird das Projekt vom Bayerischen Naturschutzfonds. Die Regierung von Schwaben wirkt unterstützend und beratend mit. Nähere Information zur Gebietsbetreuung in Bayern unter www.gebietsbetreuer.bayern. (pm)