Seit Jahrhunderten kamen sie regelmäßig zu den Jahrmärkten gezogen: Bänkelsänger, Quacksalber, Zauberkünstler, Kesselflicker und Scherenschleifer, Zahnreißer, Seiltänzer und Kunstreiter, Fernhändler, Wandermenagerien, Zirkusartisten, Karussellbetreiber und viele mehr. Fahren ist dabei nicht in der heutigen Bedeutung zu verstehen. Bevor um 1840 der Wohnwagen als Transportmittel und Unterkunft aufkam, waren Fahrende “ vor allem zu Fuß unterwegs, mit vielleicht einem zweirädrigen Karren als Gespann. Die Wege waren schlecht, Wegweiser gab es wenige und überall lauerten Gefahren durch Wegelagerer, Strauchdiebe oder wilde Tiere.

Trotz dieser Mühen und allerlei Restriktionen, denen sich die Fahrenden seitens der Obrigkeit ausgesetzt sahen, waren sie unterwegs und hatten im Gepäck Dienstleistungen und Waren, staunenswerte Attraktionen, atemberaubende Shows und beste Unterhaltung. Im Lauf der Jahrhunderte wurden ihre Angebote immer vielfältiger und noch heute sorgen Vorführungen im Zirkus oder immer ausgefeiltere Fahrgeschäfte für gute Unterhaltung und Nervenkitzel.

Die Lust am Kuriosen, dem Grusel, der Grenzübertretung und die Möglichkeit, einen Blick in die weite Welt zu riskieren, ziehen seit jeher die Menschen auf die Jahrmärkte. Die Ausstellung beleuchtet die lange Geschichte des sogenannten „Fahrenden Volkes“, die untrennbar mit der Geschichte der Jahrmärkte verbunden ist. Viele Berufe haben hier ihren Ursprung, neueste technische Errungenschaften wurden meist auf Jahrmärkten vorgestellt . Und neben den Attraktionen brachten die Händler und Schausteller in Zeiten ohne Radio, Fernsehen und Internet zudem Nachrichten in die Stadt und haben so letztlich die Weltkenntnis ihrer Besucher erweitert. (pm)