Womöglich kommt es in der kommenden Saison wieder zum Aufeinandertreffen der beiden bayerischen Frauenbasketball-Konkurrenten – und das nicht nur in einem Vorbereitungsturnier, sondern in Pflichtspielen um die Deutsche Meisterschaft. Bild: Michael Soller
Seit dem Abstieg des TSV 1880 Wasserburg waren die Eigner Angels Nördlingen zwei Saisons lang der einzige bayerische Vertreter in der 1. Bundesliga der Basketballfrauen.

Warum der ehemalige Serienmeister nun trotz sportlicher Aufstiegsqualifikation vielleicht trotzdem nicht erstklassig spielen könnte.

Zwei Jahrzehnte lang hat das oberbayerische Wasserburg am Inn den deutschen Frauenbasketball markiert und geprägt. Nach der Jahrtausendwende begann das goldene Zeitalter des Serienmeisters und gewährte ihnen 20 nationale Titel, darunter elf Meisterschaften in 14 Jahren. Wasserburg war immer das Team, das es zu schlagen galt, was sich teilweise aber als geradezu unmöglich dargestellt hat: In der Saison 2014/2015 wurden die Oberbayern ungeschlagen deutscher Meister. Selbst der nicht weit entferne FC Bayern hat das nicht geschafft. Und auch die Nördlinger Angels hatten schon oftmals das schmerzliche Nachsehen in Aufeinandertreffen mit ihrem bayerischen Derby-Rivalen.

Zehn Jahre später ist von der Ruhmeszeit nicht mehr viel übrig. Längst sind die damaligen Spielerinnen weg, auf der Trainerposition gab es einige Wechsel zu verzeichnen und von der finanziellen Stabilität des Vereins ist nur noch ein Bruchteil übrig, denn der Hauptsponsor Meggle, der noch für ebenjene goldene Zeit gesorgt hatte, fuhr schon vor Jahren sein Engagement stark zurück. Die ehemalige Hochburg konnte zwischenzeitlich nur noch von ihrem erfolgsversprechenden Ruf zehren, brach aber recht bald endgültig ein. 2022 folgte sodann der unausweichliche Abstieg in die 2. Bundesliga Süd, in der man Gefahr lief, sogar in die Regionalliga durchgereicht zu werden. Doch man konnte sich halten und spielte dann eine starke Saison 2023/2024. An der Seitenlinie ein Einheimischer: Luis Prantl, Enkel des Gründers Joe Prantl, ließ sein Team trotz externer Kritik an seinen Fähigkeiten groß aufspielen und führte den TSV Wasserburg bis ins Finale um die Zweitligameisterschaft, das kommenden Samstag im hohen Norden, in Rotenburg, ausgetragen wird. Mit der Finalteilnahme geht auch die sportliche Qualifikation für den Aufstieg in die erste Liga einher, doch das gestaltet sich in Wasserburg offenbar als schwierig.

Wie bereits multimedial berichtet, steht der DBBL große Professionalisierungsschritte bevor, die auch an potentiellen Aufsteigern nicht vorübergeht. So müssen künftig zum Beispiel hauptamtliche Strukturen in Verwaltung und Nachwuchsbereich nachgewiesen, einheitliche Technik eingesetzt und ein fremdlinienfreier Boden, umrandet mit 20 Metern LED-Wand, bespielt werden. All dies sind kostspielige Investitionen, die ein Zweitligaaufsteiger ebenso (neu) zu tragen hat wie die bewährten Erstligisten. Somit ist auch beim Rekordmeister aus Wasserburg wieder mal das Geld der springende Punkt, der über den Aufstieg entscheidet. Man hat zwar einen Lizenzantrag gestellt, wartet aber immer noch auf die Zusage eines großen Sponsors, der die Rückkehr in Deutschlands Eliteliga ermöglicht. Schließlich ist die Mannschaft zwar gut genug für eine starke Saison in der zweiten Liga, doch für ernsthafte Konkurrenz im Oberhaus bedarf es noch einiger Verstärkungen. Zumindest die Perner-Schwestern, die vergangenes Wochenende beim „Aufstiegsspiel“ gegen Bad Homburg einen großen Anteil am Erfolg ihres Vereins hatten, sollten dabei aber ein ordentliches Grundgerüst darstellen.

Die Angels jedenfalls würden einen Aufstieg ihres Erzrivalen begrüßen: Nicht nur beginnt damit zumindest eine Auswärtsfahrt pro Saison Richtung Süden, sondern wünscht man sich endlich auch wieder mal ein echtes Bayernderby in der Hermann-Keßler-Halle. In Nördlingen plant und feilt man unterdessen auf Hochtouren an der neuen Saison, der siebzehnten in Folge. Einige Neu- und Weiterverpflichtungen sind ja bereits in trockenen Tüchern und die Verantwortlichen sind optimistisch, dass weitere Updates zum Kader in den kommenden Wochen bekanntgegeben werden können. Währenddessen hört auch im Ries die Suche nach weiteren Partnern und Geldgebern nicht auf, denn der Etat soll langfristig ansteigen, um den wachsenden finanziellen und sportlichen Anforderungen gerecht zu werden.

Die Sommerpause ist kurz, in 16 Wochen beginnt die neue Saison und schon viel früher sind wichtige nationale und internationale Entscheidungen zu erwarten und vielleicht hat im Herbst die 1. Frauenbasketball Bundesliga ja dann wieder zwei bayerische Vereine. Nördlingen und Wasserburg. Schön wär’s! (pm)