Hobby Horse erfreut sich auch in Deutschland einer immer größeren Beliebtheit. Bild: Franziska Schwab
Bereits seit mehreren Jahren erfreut sich Hobby Horse größter Beliebtheit in Finnland. Mittlerweile findet der Trendsport auch in Deutschland immer mehr Anhänger.

Im Juni findet im finnischen Seinäjoki ein Reitturnier der besonderen Art statt. Bereits zum elften Mal wird dann in der Seinäjoki Arena, die Platz für 10.000 Zuschauer hat, die Finnische Hobby-Horse-Meisterschaft ausgetragen. Bei der Jubiläumsausgabe im vergangenen Jahr waren rund 1.500 Teilnehmer mit ihrem Steckenpferd am Start – davon auch zahlreiche Wettbewerber aus dem Ausland.

Erfunden in Finnland, hat sich die Trendsportart Hobby Horse im hohen Norden durch den im Jahr 2017 erschienen Dokumentarfilm „Hobbyhorse Revolution“ der finnischen Filmemacherin Selma Vilhunen in der breiten Öffentlichkeit etabliert. Aber nicht nur in Skandinavien satteln immer mehr Jugendliche das Steckenpferd und absolvieren Dressur- oder Springübungen nach den Regeln des Weltreitverbandes FEI, auch hierzulande findet dieser Trendsport immer mehr Anhänger, wie Franziska Schwab bestätigte. Im vergangenen Jahr gründete sich sogar der Deutsche Hobby Horsing Verband e.V. (DtHHV), um den Sport in Deutschland weiterzuentwickeln.

„Das ist ein Riesenhype auf den Messen“, beschrieb die Besitzerin des Schwabhofs in Genderkingen im Gespräch mit unserer Redaktion ihre ersten Kontakte mit Hobby Horse und fügte hinzu: „. Ich habe dann recherchiert und gesehen, dass das eine richtig moderne Trendsportart ist.“ Dabei räumte sie auch gleich mit einem gängigen Vorurteil auf. „Es ist nicht einfach nur Steckenpferdreiten.“

Wie beim echten Reiten gilt es auch beim Hobby Horse Hindernisse zu überspringen. Bild: Franziska Schwab

Eine Parallelschule zum Reiten

Vielmehr sei es eine Art Sportunterricht, in dem sich die Kinder bewegen und ausprobieren können. „Wenn man in der Leichtathletik seine Runden dreht, bezeichnet das auch keiner als Quatsch.“ Zudem kann man den Kindern im Hobby Horse verschiedene Fähigkeiten vermitteln, die beim Reiten auf einem Pferd elementar sind. Egal, ob der richtige Umgang mit Pferden, Abstand halten oder räumliche Orientierung, all dies spielt beim Hobby Horse ebenso eine wichtige Rolle. Daher sieht Schwab die Trendsportart „als eine Art Parallelschule“.

Viele Kinder, der Hobby-Horse-Kurs auf dem Schwabhof ist für Kinder von sechs bis zwölf Jahren ausgelegt, reiten auch auf echten Pferden. Der Vorteil beim Hobby Horse sei jedoch, dass man freier an das Thema Reiten herangehen kann. Während beim Umgang mit einem Pferd viele Sicherheitsregeln zum Schutz des Reiters und des Pferdes eingehalten werden müssen, spielen diese beim Hobby Horse keine Rolle. Dort „können die Kinder in ihrer Fantasie ungezwungen mit den Pferden umgehen. Ich glaube, das gibt ihnen unheimlich viel.“

Gleichzeitig kann man den Kindern den richtigen Umgang mit Pferden vermitteln. Dafür werden die „Pferde“ im Hobby-Horse-Kurs mit eigenen Charakteren versehen. Maxl, Missouri oder der kleine Onkel, um nur drei der Kurs-„Pferde“ beim Namen zu nennen, können dann auch schon mal müde sein, Hunger haben oder bocken. Dabei zeigt sich Schwab begeistert davon, wie die Kinder diese Charaktere in die eigene Fantasie einbauen, was ein wichtiger Baustein des Erfolgs von Hobby Horse ist. „Der Leistungsgedanke mit dem rein Spielerischen und dem unterbewussten Lernen ist eine tolle Mischung.“

Reithofbesitzerin Franziska Schwab präsentiert ihre Hobby-Horse-Pferde. Bild: Franziska Schwab

Hobby Horse als Spiegel der Gesellschaft

Zudem sieht sie die Trendsportart auch als Produkt der Gesellschaft. Zum einen wird der Pferdeunterhalt immer teurer. Selbst für Reitschulen ist es finanziell schon ein Balanceakt. Zum anderen wird der Tierschutz immer präsenter. „Viele hinterfragen mittlerweile kritisch, was auf Turnieren so abgeht“, beschreibt Schwab die Entwicklung. Daher sei Hobby Horse eine interessante Option für die Zukunft.

Ersetzen wird Hobby Horse das echte Reiten natürlich nicht. Das will Hobby Horse aber auch nicht. Es ist ein Trendsport, der seine eigene Geschichte schreiben will – und eben mehr ist als nur reines Steckenpferdreiten.