27. März 2020, 09:47
Coronavirus

Donau-Rieser am anderen Ende der Welt

Symbolbild. Bild: pixabay
Laut den letzten Schätzungen des Auswärtigen Amtes befinden sich derzeit noch rund 50.000 Deutsche im Ausland. Auch Julian und Julia aus dem Donau-Ries befinden sich aktuell am anderen Ende der Welt. Während Julian in Vietnam vorerst bleiben möchte, will Julia in Neuseeland schnellstmöglich zurück in ihre Heimat. 

Ein Jahr lang hatte Julia alles für ihren großen Traum vorbereitet. Zehn Monate, bis Ende 2020, wollte sie in Neuseeland und anschließend in Indonesien bleiben. Dafür hatte sie in Deutschland alles gekündigt und in Neuseeland bereits einen Arbeitsplatz im Rahmen eines Work&Holiday-Visums gefunden. „Natürlich war Corona zu diesem Zeitpunkt bereits ein Thema. Vor allem, weil ich eine Zwischenlandung in Hongkong hatte. Darüber machte ich mir Sorgen. Als diese Landung funktioniert hatte und ich in Auckland gelandet war, war Corona für mich kein Thema mehr“, erzählt uns Julia über Skype.

In Neuseeland war alles organisiert und sie hatte in den letzten Tage Zeit, gemeinsam mit Freunden, das Land anzusehen. „In der Zwischenzeit breitete sich Corona weltweit immer weiter aus. Und plötzlich waren dir direkt betroffen. Mein neuer Chef rief mich an und erklärte mir, dass ich dort nicht arbeiten könne.  Dazu wurden immer mehr Restriktionen erlassen und in mir reifte die Überzeugung, dass ich die Lage falsch eingeschätzt habe“, gesteht Julia uns im Interview.

Warten auf den Rückflug 

„Nachdem wir am Franz-Josef Gletscher auf der Südinsel waren, haben wir uns beim Auswärtigen Amt gemeldet und uns auf eine Liste für eine Rückholaktion setzen lassen. Daraufhin sind wir nach Christchurch gefahren, da es dort einen internationalen Flughafen gibt. Wir haben uns hier ein Apartment gemietet und warten nun“. In Neuseeland gilt, wie in weiten Teilen der Welt, mittlerweile eine Ausgangssperre. Einkaufen ist nur noch einem Mitglied des Haushalts gestattet, Spazieren gehen nur im Umfeld des Wohnortes“, erzählt uns Julia abschließend.

„Nun heißt es warten, wir wollen schnellstmöglich zurück, auch wenn die Regierung von Neuseeland im Moment keine Rückholaktionen erlaubt".

Julian möchte vorerst in Vietnam bleiben 

Julian ist seit Januar in Vietnam und schildert dort andere Zustände, wie sie derzeit in Deutschland zu finden sind. „Das Land hat sehr schnell sehr restriktive Einschränkungen erlassen. Es galten früh Grenzschließungen, die immer weiter verschärft wurden. Erst für die Riskiogebiete, mittlerweile für alle. Parallel kamen Ausgangssperren und mittlerweile in den großen Städten ein kompletter Lockdown. Das hat zur Folge, dass in Vietnam bisher nur rund 150 Fälle bestätigt sind“, erklärt uns Julian im Telefongespräch.

Er lobt außerdem die Anstrengungen, alle Kontaktpersonen zu Ermitteln und die derzeitigen Quarantänemaßnahmen. „Bei 150 bestätigten Corona-Fällen wurde bereits der komplette Shutdown ausgerufen. Darum denken wir, dass es in Vietnam kontrollierbar bleibt,“ schildert er weiter. „In Vietnam wurden auch eigene Tests entwickelt und jeden Tag werden davon 10.000 Stück hergestellt. So ist die Versorgung auch sichergestellt“, berichtet er weiter.

Flug nach Deutschland ist derzeit in zu großes Risiko 

Aufgrund des sehr schnellen und besonnenen Handelns fühlt sich Julian auch sicher und hat keinen Rückflug gebucht. „Es gibt noch Flüge aus Vietnam nach Europa. Das Risiko, irgendwo auf einem Zwischenstopp zu landen und dort festzusitzen, war mir zu unsicher. Hier in der Stadt Huế habe ich Freunde und bin dort untergekommen“.

Auch einem Rückholflug steht er momentan kritisch gegenüber. „Die letzte Rückholaktion ging über Tschechien, dort sind die Grenzen zu Deutschland bereits geschlossen. Ich will kein Spielball zwischen zwei Regierungen werden. Gibt es einen direkten Rückflug, werde ich es mir nochmal überlegen, aber Stand jetzt bleibe ich in Vietnam. Mein Visum gilt noch bis Mai und es gibt im Moment keinerlei Eile nach Hause zu fliegen“.