Symbolbild/Mundschutz Bild: pixabay
Für das Gesundheitsamt wird es zunehmend schwieriger Kontakte von positiv getesteten Personen zurückzuverfolgen. Warum die Ermittlungen so umfangreich sind und was Betroffene beachten sollten

Das Gesundheitsamt Donau-Ries schlägt Alarm: Obwohl mittlerweile 35 Ermittler eingesetzt werden, könne man schon seit einigen Tagen nicht mehr alle Kontaktpersonen von Corona-Infizierten zurückverfolgen. Dass die Nachverfolgung nicht mehr zu bewältigen ist, wurde bereits der Regierung von Schwaben mitgeteilt, so Landrat Stefan Rößle am Dienstag.

"Mit den neuen Fällen hängen wir weit hinterher", sagt die Leiterin des Gesundheitsamtes, Dr. Raffaela Hesse. Pro positivem Corona-Test müssen oft 30 bis 40 Familien kontaktiert werden. Dazu zählen meist Mitschüler*innen, Lehrer*innen, Familienangehörige, Kontakte im Berufsalltag und der Freundeskreis. Die wiederum hätten vielfältige Rückfragen, wollen wissen, ob sie sich in Quarantäne begeben sollten oder sich Testen lassen müssen. Oft könne man die Rückfragen nicht den genauen Fällen zuordnen, weil die Anfragen in anonymisierten E-Mails ans Gesundheitsamt eintreffen oder nicht volle Namen von Betroffenen bekannt sind.

Freiwilliges Kontakttagebuch könnte helfen

Hesse, weiß um die Besorgtheit der Bürger*innen, doch appelliert an Betroffene und mögliche Kontaktpersonen nicht auf eigene Faust zu kontaktieren. Viel eher rät sie dazu, ein "Kontakttagebuch" zu führen, um bei einer Infektion schnell melden könnte, mit wem man in den letzten Tagen näheren Kontakt hatte. Aufgeschrieben sollte neben Vor- und Nachnamen auch eine Telefonnummer oder eine E-Mail-Adresse. Außerdem ist für die Ermittler des Gesundheitsamtes wichtig zu wissen, ob die Betroffenen Mundschutzmasken getragen haben und wenn ja, welche (Alltagsmaske, OP-Maske, FFP-3-Maske). Relevant ist auch, ob man sich berührt hat, wie lange man miteinander gesprochen hat und ob man vielleicht sogar angehustet und angeniest wurde. Nur mit diesen Informationen könne das Gesundheitsamt mögliche andere Infizierte identifizieren. Ob man angesteckt wurde, ist nämlich vom "infektiösen Zeitfenster" abhängig. Für die Ermittler des Gesundheitsamtes ist es deshalb von Vorteil herauszufinden, wann sich ein Betroffener selbst angesteckt hat. So könne man herausfinden, welche Kontaktpersonen ebenfalls infiziert wurden. Eine Person kann beispielsweise schon ansteckend sein, Symptome könnten allerdings unbemerkt oder ganz ausbleiben und sich erst nach einigen Tagen bemerkbar machen.  Wer Symptome zeigt, kann sich nicht beim Gesundheitsamt testen lassen, sondern sollte sich direkt beim Hausarzt melden.  Das Wichtigste, um die Corona-Pandemie einzudämmen: "Kontakte minimieren, Maske tragen und Abstand halten", betont Hesse. 

Alle Altersklassen betroffen 

Am Mittwoch galten 429 Personen als aktuell Infizierte, sogenannte "Indexfälle". In den Krankenhäusern des Landkreises werden mit Stand Mittwoch 25 mit COVID-19 infizierte Personen behandelt, 5 davon intensivmedizinisch. Laut Aussagen von Landrat Rößle seien derzeit alle Altersgruppen betroffen. Infizierte gäbe es gleichermaßen sowohl unter jungen als auch älteren Menschen.

Krankenhäuser könnten schnell überlastet sein 

Wie viele Menschen davon Symptome zeigen, sei für die Einschätzung der Pandemie nicht vorrangig, so Hesse. Viel wichtiger, sei der Blick auf die Krankenhäuser. Hier könnte sich die Situation im Laufe der nächsten ein bis drei Wochen zuspitzen und man müsse über einen Notfallplan nachdenken, so die Ärztin. Das Problem: Personal fällt möglicherweise aufgrund von Infektionen aus und die Intensivbetten reichen nicht mehr aus, weil selbstverständlich auch andere Intensiv-Patienten weiterversorgt werden müssen.