30. September 2021, 15:55
Corona-Virus

Hat ein Arzt Covid-19-Impfungen vorgetäuscht?

Symbolbild Bild: pixabay
Bei einem Mediziner im Landkreis Donau-Ries hat die Kriminalpolizei Dillingen am Mittwoch eine Razzia durchgeführt. Mehrere anonyme Schreiben von Patientinnen und Patienten hätten dazu geführt. Das soll passiert sein

Wie das Polizeipräsidium Schwaben Nord am vergangenen Donnerstagnachmittag bekannt gab, fand am vergangenen Mittwoch in den Privat- und Praxisräumen eines niedergelassenen Arztes im Landkreis Donau-Ries eine Durchsuchung statt. Laut Informationen, die unserer Redaktion vorliegen, soll es sich dabei mutmaßlich um eine Arztpraxis in Wemding handeln. Laut Polizei bestünde der Verdacht, dass es bei den "Impfungen gegen das Covid-19-Virus durch den Mediziner zu Unregelmäßigkeiten" gekommen sei. Die Ermittlungen, so die Polizei, befänden sich gerade erst im Anfangsstadium. 

"Impfungen seien dokumentiert, aber nicht durchgeführt worden"

Sebastian Völkl, ärztlicher Koordinator im Landkreis Donau-Ries und Vorsitzender des nordschwäbischen Kreisverbandes der Bayerischen Landesärztekammer, bestätigte auf Anfrage unserer Redaktion den Sachverhalt. In anonymen Schreiben haben laut Völkl mehrere Personen über derartige Vorfälle berichtet, jedoch seien die Beschwerden nicht gegen einen bestimmten Arzt gerichtet worden. Eine anonyme Anzeige beinhalte die Formulierung, dass "Impfungen dokumentiert, aber nicht durchgeführt worden seien". Andere wollen gesehen haben, dass oftmals Fahrzeuge mit ortsfremden Kennzeichen vor der Arztpraxis geparkt haben sollen.

Völkl bedauere vor allem den Sachverhalt, dass alle Hinweise anonym abgegeben wurden: "Die Courage von den Bürgern hat gefehlt." Eine Person hätte in ihrem Schreiben sogar betont, wie sehr sie Angst habe, ihren Hausarzt zu verlieren. Auf Nachfrage, zu welchem Zeitpunkt erstmals anonyme Hinweise eingegangen seien, wollte sich Völkl nicht äußern. Er betonte jedoch, dass die Bayerische Ärztekammer, sobald sie von Hinweisen erfuhr, den Sachverhalt meldete. Völkl zufolge sei aber eine gewisse Zeit verstrichen, bis die Kripo tätig wurde und die Durchsuchung durchgeführt worden sei. Dies begründete er damit, dass konkrete Anhaltspunkte vorliegen müssen, um eine Arztpraxis zu durchsuchen. 

Mutmaßliche Handlung sei eine Gefahr für die Menschen 

Im Gespräch mit unserer Redaktion unterstrich Sebastian Völkl, wie sehr er als Mediziner das mutmaßliche Verhalten des Wemdinger Arztes verurteile. Mit solchen Taten schüre man die Ängste der Patientinnen und Patienten noch mehr. "Ein gefälschter Impfausweis bringt Menschen, die an solch einer Erkrankung sterben könnten, in Gefahr", sagt er. 

Wemdinger Apotheker*innen als Zeugen befragt

Um zu ermitteln wie hoch die Menge der bestellten Impfdosen durch den beschuldigten Mediziner war, wurden am Donnerstagnachmittag auch ortsansässige Apotheker*innen von der Kriminalpolizei Dillingen befragt. Im Gespräch mit unserer Redaktion zeigte sich ein Apotheker bestürzt über den Verdacht. Er sei "aus allen Wolken gefallen" als die Polizei heute sein Geschäft betrat. Nach seinem Empfinden gab es zu keiner Zeit Anzeichen für solch schwerwiegende Vorwürfe. 

Landrat Rößle sichert Unterstützung bei den Ermittlungen zu 

Landrat Stefan Rößle wurde heute vom Gesundheitsamt Donau-Ries über den Vorfall informiert. Er sicherte der Polizei und der Staatsanwaltschaft Augsburg umfängliche Unterstützung zu.