7. Dezember 2017, 10:03

Donauwörth: Kinder mehr vor Missbrauch schützen

Symbolbild . Bild: pixabay
Christiane Schuler, Diplompsychologin und Traumatherapeutin, präsentierte gestern dem Ausschuss für Familie, Soziales, Schule, Sport und Kultur die Arbeit der Fachstelle gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen im Landkreis Donau-Ries. Besonders betroffen macht ein aktueller Fall eines 15-jährigen Mädchens aus dem Landkreis. 
Donauwörth - Ein 15-jähriges Mädchen aus dem Landkreis Donau-Ries wurde in ihrer Kindheit mehrfach von einem Familienangehörigen vergewaltigt. "Seitdem zeigt das Mädchen massive psychische Auffälligkeiten", erklärt Adelbert Singer, Leiter des Kreisjugendamtes in Donauwörth. "Seit circa 2 Jahren befindet sich die 15-Jährige nun immer wieder in einer psychiatrischen Klinik" und besucht verschiedene Jugendhilfeeinrichtungen, so Singer. Doch zurecht kommt sie und auch die Verantwortlichen dort nicht. Sie verletzt sich immer wieder selbst, letzte Woche dann wieder ein Selbstmordversuch. Mit einer größeren Menge an Tabletten habe sich das Mädchen versucht selbst zu töten, schildert Adelbert Singer. Aktuell sei der Zustand des Mädchens aber stabil und sie befände sich wieder in stationärer Behandlung, so Singer.
Herzstück: Beratung und Begleitung 
Beispiele wie dieses zeigen, wie wichtig die Arbeit der Fachstelle gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen ist. "Das Herzstück ist sicherlich die Beratung und die Begleitung der Betroffenen", erklärt Christiane Schuler. Die Fachstelle wurde im Jahr 2014 auf Beschluss des Kreistages gegründet und erhält einen festen Jahresetat von 20.000 Euro. Die Stelle ist jedoch aus guten Gründen nicht im Landratsamt Donau-Ries untergebracht, sondern bei der katholischen Jugendfürsorge (KJF). Die Betroffenen haben "häufig eine Hemmschwelle, zum Jugendamt zu gehen. Dieses hat eine gewisse Beratungs- und Kontrollfunktion", erklärt die Diplompsychologin.
Alleine im Jahr 2017 haben sich 39 Opfer von Missbrauch an die Fachstelle gegen sexuelle Gewalt gewendet, darunter 32 Mädchen und sieben Jungen. Verwunderlich seien diese Zahlen für Christiane Schuler nicht, denn "ein sexueller Übergriff passt nicht zum Selbstbild eines Jungen, dass etwas gegen seinen Willen geschehen ist." Desweiteren handle es sich dann um homosexuelle Übergriffe, was für viele Buben eine noch größere Hemmschwelle sei. Daher wäre Schulers Wunsch "eine Stellenaufstockung um einen männlichen Kollegen, um auch Jungs besser zu erreichen".
Projekt "Geheimsache Igel" der Kiwanis 
Besonders großen Wert legt die Fachstelle auf Kooperationen mit dem Schulamt Donau-Ries und zahlreichen Schulpsychologen, denn die Zahlen zeigen, dass 30 der 39 Betroffenen von sexueller Gewalt im Jahr 2017 sich im Schulalter befanden. Daher sei es Schuler besonders wichtig Aufklärungsarbeit auch schon an Kindergärten und Grundschulen zu leisten. Große Unterstützung erfährt die Fachstelle hierbei auch von den Kiwanis, die vor vielen Jahren das Projekt "Geheimsache Igel" ins Leben gerufen haben. Geheimsache Igel ist ein Bühnenprojekt und versteht sich als „emotionaler“ Türöffner, speziell für Kinder im Vor- und Grundschulalter. Ziel ist es, alle Beteiligten - Kinder, Eltern und Erzieher - für das Thema der sexuellen Gewalt zu sensibilisieren.

Info



Wichtige Kontaktadressen:
  • Amt für Jugend, Familie und Senioren des Landkreises

  • Kriminalpolizei Donauwörth/Nördlingen/Rain
  • Beauftragte für Frauen und Kinder im Polizeipräsidium Schwaben