Demonstranten vor der Nördlinger Schranne. Bild: Mara Kutzner
Am Samstagabend trat Beatrix von Storch in Nördlingen auf. Etwa 300 Menschen protestierten gegen die Veranstaltung. 
Nördlingen - Als am späten Samstagnachmittag die ersten Besucher auf dem Weg in die Nördlinger Schranne zur Wahlkampfveranstaltung des AfD Kreisverbandes Donau-Ries/Dillingen sind, werden sie vor dem Gebäude von ersten Demonstranten ausgepfiffen. Auch wenn die Besucher erst tröpfchenweise in die Schranne wollen, es lohne sich hier zu stehen, sagt ein Mann mit Megaphon und Pappschild auf dem Bürgersteig.
Etwa eine Stunde später sitzen circa 60 AfD-Mitglieder, Interessierte und Kritiker im Schrannensaal und warten auf den Auftritt der Europaabgeordneten und stellvertretenden Bundesvorsitzenden der AfD Beatrix von Storch. Draußen vor der Schranne stehen die Demonstranten mittlerweile nicht mehr nur vor dem Eingang. Rund 300 Menschen haben eine Menschenkette um das Gebäude und den Marktplatz gebildet. Auf ihren Schildern steht "Nördlingen bleibt bunt" und "Nö zu AfD", viele singen "Hoch die Internationale Solidarität!".
Friedliche Kundgebung gegen AfD-Veranstaltung
Bereits am Nachmittag haben sich die 300 Demonstranten in der Fußgängerzone Löpsingerstraße zu einer Kundgebung getroffen. Das Rieser Bündnis gegen Rechts, ein Zusammenschluss der Deutschen Friedensgesellschaft, der Offenen Linke Ries e.V., der ödp, der SPD und den Grünen, hat zur Kundgebung eingeladen. „Die sogenannte Alternative für Deutschland entwickelt sich zunehmend zur Heimat für Fremdenhasser und Rassisten“, begründet das Bündnis die Gegendemonstration. In ihren Redebeiträgen sprechen sich Eva Lettenbauer (Grüne), Dr. Elz-Fianda (DFG-VK), Eva Lettenbauer (Die Grüne Jugend), Gabriela Schimmer-Göresz (ödp), MdB Harald Weinberg (Die Linke) und Christoph Schmid (SPD), gegen die Ziele und Inhalte der AfD-Politik aus. "Wir lehnen die Ziele der AfD ab und halten sie für brandgefährlich", so Lettenbauer.
Zwischenzeitlich befürchtet Polizeischef Walter Beck, der mit mehreren Einsatzkräften vor Ort war, Ausschreitungen von linksradikaler Seite. Diese Vermutungen bestätigen sich allerdings nicht. "Alles ist friedlich", gab Beck zu verstehen. Auch Hauptorganisator Bernhard Kusche freute sich über eine friedliche Protestaktion.
Beatrix von Storch: AfD-Programm hat ein anderes Angebot
Beatrix von Storch Bild: Mara Kutzner
Als Beatrix von Storch ihren Vortrag im Schrannensaal beginnt, hört man durch die geschlossenen Fenster noch die Pfiffe von draußen. Elisabeth Hörr, 2. Vorsitzende des AfD-Kreisverbandes, lässt sich davon nicht abschrecken. "Danke an die da unten, durch die unsere Veranstaltung jetzt noch mehr Aufmerksamkeit bekommt", sagt sie. Im Saal selbst sitzen nur wenige Gegner der Partei, die sich durch Zwischenrufe bemerkbar machen, zum Teil aber noch vor dem Auftritt von Storchs die Veranstaltung verlassen.
Bevor Beatrix von Storch in der Schranne zu Wort kommt, stellen sich Rafael Hauptmann, der 27-Jährige Meitinger Direktkandidat der Afd für den Wahlkreis Donau-Ries und Petr Bystron, Vorsitzender des AfD-Landesverbandes Bayern vor. Die umstrittene Beatrix von Storch stellt anschließend in einem etwa 45 Minuten langen Vortrag das Programm und die Ziele ihrer Partei vor. "Ein Programm mit einem anderen Angebot", beschreibt von Storch das Wahlprogramm.
Außerdem spricht von Storch in Nördlingen über die Flüchtlings- und Ausländerpolitik. Über den Islam sagt die AfD-Politikerin: "Ein unterschiedliches Wertegerüst, das nicht mit unserem zu vereinen ist." Sogenannte Gefährder müsse man nicht überwachen, sondern "alle einsperren und abschieben". Die Idee, dass die AfD völkisch ist, sei aber laut von Storch absurd. Mit einem Einwanderungsgesetz will sich Beatrix von Storch "die Menschen aussuchen, die wir haben wollen".
Als zum Ende der Veranstaltung die AfD-Mitglieder zur Nationalhymne anstimmen, wird es unten auf der Straße ebenfalls noch einmal lauter. Circa 20 Demonstranten stehen dort noch immer mit ihren Schildern und Trillerpfeifen. Als Beatrix von Storch wenige Minuten später in ihren Wagen einsteigt, wird sie von Pfiffen und Sprechchören aus Nördlingen verabschiedet.