Sich stützen können im Alter – auch auf die
gesetzliche Rente. Darauf ist der Großteil der
Rentner angewiesen. Die Gewerkschaft NGG
fordert eine Stärkung der gesetzlichen
Rentenversicherung. Andernfalls drohe
Tausenden Altersarmut, auch wenn sie ein
Leben lang gearbeitet haben. Bild: NGG
Dem Landkreis Donau-Ries droht Altersarmut – in einem größeren Ausmaß als bislang angenommen. Das befürchtet die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten. Rund 20.000 Arbeitnehmer im Kreis Donau-Ries würden – so, wie sie heute arbeiten – nur eine Rente 

Landkreis - Die Schwelle für „Alters-Hartz-IV“ liegt im Kreis Donau-Ries bei aktuell 726 Euro im Monat. Dabei sind insbesondere die Kosten fürs Wohnen berücksichtigt. Dies geht aus einer Renten-Analyse des Pestel- Instituts hervor. Die Wissenschaftler aus Hannover haben dabei für die Gewerkschaft NGG amtliche Statistiken ausgewertet.

Demnach könnte die Zahl armutsgefährdeter Rentner im Landkreis Donau-Ries künftig noch deutlich steigen – nämlich dann, wenn die durchschnittliche Rente bis zum Jahr 2030 auf nur noch 43 Prozent des Einkommens abfallen sollte. Dann gäbe es mehr als 28.000 Menschen, die nach 45 Beitragsjahren bei einer Rente unterhalb der Grundsicherung landen, so das Pestel-Institut. Tim

Lubecki, Geschäftsführer der NGG-Region Schwaben, spricht von „alarmierenden Zahlen“. Wer ein Leben lang gearbeitet habe, müsse später auch von seiner Rente leben können. „Am Ende steht hier das Vertrauen in die staatliche Altersvorsorge und damit der gesellschaftliche Zusammenhalt auf dem Spiel.“ Die Bundesregierung hat eine Sicherung des Rentenniveaus bei 48 Prozent bis lediglich 2025 vereinbart. „Das reicht nicht aus“, so Lubecki. Die Große Koalition müsse das Rentenniveau längerfristig stabilisieren und möglichst anheben.

Zugleich sieht die NGG die Arbeitgeber in der Pflicht. „Klar ist, dass aus Mini-Löhnen keine Spitzen-Renten werden“, betont Lubecki. Gerade in Branchen wie dem Gastgewerbe und Bäckerhandwerk müssten im Kreis Donau-Ries viele Beschäftigte im Alter aufstocken. „Dabei haben Hoteliers, Gastronomen und Bäckermeister bei der Bezahlung durchaus Spielraum. Anstatt auf Aushilfen mit wenigen Wochenstunden zu setzen, sollten sie reguläre Vollzeitstellen schaffen – und zwar bezahlt nach Tarif“, so der Gewerkschafter.

Viele Beschäftigte hätten zwar das Glück, dass der Partner mehr verdiene und so die Haushaltskasse im Rentenalter aufbessere. Doch häufig sei das Geld selbst dann sehr knapp. Gerade wer einen Teilzeit- oder Minijob habe, müsse sich auf einen „extrem mageren Rentenbescheid“ einstellen. Frauen seien davon besonders häufig betroffen. Sogar unter Vollzeitbeschäftigten hat nach Berechnungen des Pestel-Instituts aktuell rund jeder Vierte im Kreis Donau-Ries einen Rentenanspruch von weniger als 1.000 Euro monatlich – nach 40 Arbeitsjahren.

Eine gute tarifliche Altersvorsorge könne zwar dabei helfen, dass im Alter etwas mehr übrig bliebe. „Aber Zusatzrenten sind nicht dafür da, ein immer geringeres Rentenniveau der gesetzlichen Rentenversicherung auszugleichen“, so Lubecki. Sein Fazit: „Der Staat muss die gesetzliche Rente sichern. Alle Beschäftigten sind auf sie angewiesen. Und die Arbeitgeber müssen bei Löhnen, Arbeitszeiten und Zusatzvorsorge viel mehr tun, damit die Menschen ihren Lebensabend genießen können.“ (pm)