11. April 2017, 12:36

Die Rohstoffmärkte im Fokus 

Bei seinem Vortrag in der Raiffeisen-Volksbank Ries gab Prof. Rathgeber einen Überblick über die Rohstoffmärkte. Bild: Christina Zuber
Mit Rohstoffen ist das so eine Sache. Wenn die Preise an den Tankstellen auf Dauer-Hoch sind, oder um zweistellige Cent-Beträge innerhalb eines Tages schwanken, dann ahnt auch der Laie: Der Erdöl-Markt ist nicht so leicht zu durchschauen. Wenn dann viele Akteure an den Finanzmärkten mitmischen und viel spekuliert wird, sind Prognosen sicherlich auch nicht leicht.  
Nördlingen - Einer, der die Rohstoffmärkte der Welt von Berufswegen untersucht, ist Prof. Andreas Rathgeber von der Universität Augsburg. Der in Deiningen aufgewachsene Wissenschaftler stellt die Frage: Kann man mit Rohstoffen Geld verdienen? Als kleiner Privatanleger? Und was passiert mit den Rohstoffpreisen, wenn immer mehr kleine und große Anleger auf den Rohstoffmärkten mitmischen?
Bei seinem Vortrag in der Raiffeisen-Volksbank Ries gab Prof. Rathgeber einen Überblick über die Rohstoffmärkte: Rohöl ist der mit Abstand größte Markt, gefolgt von Kupfer. Getreide wird nur in sehr überschaubarer Größe, zum Beispiel in Chicago, gehandelt, sagt der Spezialist.
Grundsätzlich sei es ja wichtig, eine breite Streuung bei seiner Vermögensanlage anzustreben. Rohstoffe im Portfolio können diese Diversifikation bringen. Auch ist Schutz vor Inflation zu erwarten, sagt Rathgeber. Übertriebene Erwartungen sollte man jedoch nicht hegen: Eine positive Rendite war bisher kaum zu erreichen Da aber die Schwankungen auf den Rohstoffmärkten immens hoch sind, kann man mit dem richtigen Timing auch Geld verdienen. Allerdings, so schränkt Rathgeber weiter ein, sind die Dimensionen für Privatkunden nicht immer passend. Mit Wertpapieren können Klein-Anleger Zugang zu Rohstoffmärkten finden. Rathgeber mahnt aber weiter zur Vorsicht: „Wertpapiere, die Rohstoffe abbilden, haben ein Eigenleben!“
Gerade in den vergangenen Jahren hat Rathgeber beobachtet, dass sich die Ölmärkte stark gewandelt haben. Die Öl-Industrie kann immer flexibler mit neuen technischen Förder-Methoden auf den Markt reagieren. Ein „Schweinezyklus“, wie früher noch prognostizierbar, gilt heute nicht mehr. Dass es Spekulanten auf Rohstoffe gibt, sieht Rathgeber grundsätzlich positiv: „Der Rohstoffmarkt lebt von diesen Geschäften.“ Direkte, langfristige Auswirkungen auf die Rohstoffpreise sind schwer nachzuvollziehen und auch nicht zu beweisen. Bei einer indirekten Analyse hat Rathgeber aber festgestellt, dass sich der Gleichlauf der Rohstoff-Kurse erhöht. Das heißt: Steigt der Baumwollpreis, dann steigt auch der Gummipreis. Auch Aluminium- und Rohöl-Preise zeigen ähnliche Kurvenverläufe. Im Wissenschaftsdeutsch heißt das: Die Korrelation ist höher, wenn die Zahl der Finanzinvestoren steigt. Das gilt zumindest als gesichert.
Bereichsdirektor Werner Deixler dankte dem „Rieser Professor“ für seinen spannenden Vortrag. Anlagen in Rohstoffe sind wirklich etwas Besonderes und müssen sehr genau bedacht werden, sagte er. (pm)