Auf einem Banner der Demonstranten steht "Justice we need", zu deutsch: Wir brauchen Gerechtigkeit. Bild: Mara Kutzner
Am Donauwörther Bahnhof lief am Montagabend ein großer Polizeieinsatz. Rund 120 Afrikaner wollten mit dem Zug nach Italien ausreisen. Das hat die Polizei verhindert.
Donauwörth - Nur noch Sachleistungen, kein Bargeld. Mit dieser Entscheidung sind Flüchtlinge aus Gambia nicht einverstanden und haben beschlossen, Deutschland auf eigene Faust zu verlassen. Ihr Ziel war Italien, wo die Bedingungen besser sein sollen. Deshalb zogen etwa 120 Asylbewerber in einer großen Gruppe von der Erstaufnahmeeinrichtung zum Donauwörther Bahnhof. Dort wartete bereits ein Großaufgebot an Polizeikräften und verhinderte die Abreise mit dem Zug. Am Bahnhofsvorplatz bildete sich daraufhin eine spontane Versammlung der Flüchtlinge, die dort ihren Unmut mit Transparenten, auf denen "Justice we need!", also "Wir wollen Gerechtigkeit!", geschrieben war, kundtaten. Auch einige Frauen und vereinzelt auch Kinder waren in der Menge. Laut Polizeisprecher Markus Trieb, fällt so eine spontane Demonstration - auch wenn sie nicht angemeldet ist - unter das Versammlungsrecht.
Für mehrere Stunden war der Donauwörther Bahnhof gesperrt. Der Bahnverkehr rund um Donauwörth war gestört, teilweise mussten Reisende mit mehr als einer Stunde Verspätung rechnen. Mit der Sperrung des Bahnverkehrs wollte die Polizei verhindern, dass die Demonstranten in die Züge steigen und, dass Personen auf die Gleise laufen und damit sich und andere in Gefahr bringen.
Zweimal zogen sich für etwa 20 Minuten Vertreter der Gruppe, Vertreter der Regierung von Schwaben und Polizisten für Gespräche in einen Bus zurück. Dort habe man vermittelt, dass eine Ausreise der Afrikaner derzeit nicht möglich sei und empfohlen, dass die Gambier in die Erstaufnahmeeinrichtung in der Parkstadt zurückkehren sollten, erklärte Pressesprecher Markus Trieb den Medienvertretern vor Ort.
Als sich nach dem zweiten Gespräch gegen 20 Uhr die Flüchtlinge untereinander beraten hatten, zogen sich die Asylbewerber zu Fuß über die Stadt zurück in die Asylunterkunft am Schellenberg. Ihnen wurde zwar das Angebot unterbreitet, dass sie mit Bussen zurück in ihre Unterkunft gefahren werden, was sie allerdings ablehnten. Am Morgen wird es weitere Gespräche geben.
Die Situation vor Ort war über die gesamte Zeit der Versammlung friedlich. Die Asylbewerber verhielten sich nicht gewaltbereit, die Polizei muss nicht eingreifen.
Bild: Mara Kutzner