Schon zehn Gesellenprüfungen legten die Gefangenen dieses Jahr in der JVA Niederschönenfeld erfolgreich ab. Bild: JVA/Christian Mayrock
Eine überaus erfreuliche Bilanz in Sachen Bildung konnte die JVA Niederschönenfeld im abgelaufenen Jahr ziehen.

2022 legten 16 Gefangene erfolgreich ihre Gesellenprüfung als Drucker, Elektroniker, Friseur, Maler, Mediengestalter, Metallbauer und Schreiner ab. Drei weitere Gefangene stecken gerade mitten in den Abschlussprüfungen des Winterprüfungszeitraums.

Ein Grund für die hohen Ausbildungszahlen ist, dass die JVA Niederschönenfeld im bayerischen Strafvollzug eine Sonderanstalt für heranwachsende Männer im Erstvollzug aus ganz Bayern ist. Ein Schwerpunkt ist dabei die Ausbildung der jungen Gefangenen. Dank der zahlreichen Betriebe mit ihren erfahrenen Ausbildern bietet die JVA bereits seit Jahrzehnten gute Voraussetzungen, um den jungen Gefangenen eine sinnvolle Beschäftigung während der Haft zu ermöglichen und dadurch eine berufliche Perspektive nach der Haft zu schaffen.

In der heutigen Zeit mit dem überall propagierten Fachkräftemangel kann der Gesellenbrief ein Türöffner in das Berufsleben in Freiheit und damit in ein straffreies Leben sein. „Ausbildungskapazitäten wären in Niederschönenfeld genügend vorhanden“, so der Anstaltsleiter der JVA Niederschönenfeld, Regierungsdirektor Marc Döschl. Aufgrund des  niedrigen Gefangenenstands fehlen momentan häufig geeignete Insassen, die neben der Eignung natürlich auch eine genügend lange Haftzeit benötigen. Vorteil in der JVA Niederschönenfeld ist allerdings, dass in nahezu allen Berufen die komplette Ausbildung sowie die Prüfungen innerhalb der Anstalt abgelegt werden können. Auch dies ist einer über Jahrzehnte gewachsenen Struktur mit den an der Ausbildung beteiligten Kammern und Institutionen zu verdanken

Kürzere berufsbildende Maßnahmen rücken in den Vordergrund

Aber auch kürzere berufsbildende Maßnahmen rücken vermehrt in den Vordergrund, um auch Gefangenen mit kürzeren Haftstrafen eine berufliche Bildung zu ermöglichen. 71 Gefangene konnten 2022 Lehrgänge im Bereich Barbier, Garten- und Landschaftsbau, Gebäudereinigung, Holz, Kfz-Aufbereitung oder als Gabelstaplerfahrer absolvieren. Auch im Bereich der schulischen Bildung wurden erfreuliche Ergebnisse im Mittelschulkurs sowie in den angebotenen Deutschkursen erzielt. Neben der Ausbildung der Gefangenen konnte vergangenes Jahr nach Corona-Pause auch wieder ein Gebäudereiniger-Lehrgang für Bedienstete des bayerischen Strafvollzugs stattfinden. Justizvollzugsbeamter und Gebäudereinigermeister Roland Hiermeyer brachte den Kolleginnen und Kollegen die Grundlagen der Reinigung bei, damit diese in ihren Stammanstalten Gefangene anleiten können.

Als kleines Highlight wurden im Sommer ein Teil der erfolgreichen Gesellen und Mittelschüler im Rahmen einer kleinen Feier geehrt. Für den neuen Leiter des Schul- und Ausbildungswesens, Marc Kalchschmid, und seinen Kollegen Daniel Reichel war diese Feier auch eine Premiere, weil die Gefangenen nach ihrer letzten Prüfung normalerweise meist zeitnah entlassen werden. Da einige Gefangene aber weiterhin ihre Strafe im Gefängnis verbüßen mussten, konnten sie zum ersten Mal seit Jahren in einem offiziellen Rahmen verabschiedet werden. Anwesend waren dabei auch die Vollzugsinspektorin Maria Pfaffenzeller und der Werkdienstleiter Karl Schreitmüller. Beide sind in wichtigen Prozessen der Ausbildungsplanung involviert. Im Anschluss wurden dann die in diesem Jahr gefertigten Gesellenstücke bzw. Modelle und Fotos auch für die übrigen Bediensteten der JVA ausgestellt, sodass sich auch diese selbst ein Bild über die vielfältigen Ausbildungsmöglichkeiten in der JVA Niederschönenfeld machen konnten. (pm)