Symbolbild Bild: DRA
Das Polizeipräsidium Schwaben Nord veröffentlichte am Donnerstag die Verkehrsstatistik für das Jahr 2020.

Die Gesamtzahl der von der Polizei Nordschwaben registrierten Verkehrsunfälle ist im Vergleich zum Vorjahr um 16,8 Prozent gesunken. Während im Jahr 2019 noch 28.134 Verkehrsunfälle aufgenommen werden mussten, reduzierte sich diese Zahl im Jahr 2020 um 4.732 auf 23.402 Verkehrsunfälle. Dies ist zugleich der niedrigste Wert seit dem Jahr 2011 (22.735).

Entgegen dieser Entwicklung war seit dem Jahr 2010 bis 2019 ein kontinuierlicher Anstieg der Unfallzahlen zu beobachten, welcher mit der Zunahme des Fahrzeugbestandes einherging. Auch im Jahr 2020 erhöhte sich der Fahrzeugbestand von 682.359 Fahrzeugen im Jahr 2019 auf 694.805. Es ist daher davon auszugehen, dass eine wesentliche Ursache für den deutlichen Rückgang im Berichtsjahr in der geringeren Mobilität der Bevölkerung infolge der Corona-Pandemie und in dem damit verbundenen Rückgang des Verkehrs liegt. Analog des Pandemieverlaufs waren in den Monaten März (-28,0 Prozent) und April (-41,3 Prozent) sowie November (-27,6 Prozent) und Dezember (-25,1 Prozent) die größten Rückgänge der Verkehrsunfallzahlen zu verzeichnen. Betrachtet man den Zeitraum des ersten Lockdowns (21.03.2020 bis 19.04.2020) isoliert, ging die Anzahl der Verkehrsunfälle im Vergleich zum Vorjahreszeitraum über 50 Prozent von 2.393 (2019) auf 1.116 Verkehrsunfälle zurück.

Verletzte infolge eines Verkehrsunfalls

Auch die Gesamtzahl der Verletzten infolge eines Verkehrsunfalls ist mit 17,2 Prozent deutlich rückläufig. So wurden für das Berichtsjahr 4.062 Verletzte registriert, im Jahr 2019 waren dies noch 4.906. Die deutlichsten Rückgänge waren hier ebenfalls in den Monaten März (-29,2 Prozent) und April (-28,1 Prozent) sowie November (-31,1 Prozent) und Dezember (-33,9 Prozent) zu beobachten. Von den 4.062 verletzten Verkehrsteilnehmern erlitten 3.498 Personen (2019: 4.311) leichte und 564 (2019: 595) schwere Verletzungen.

Tödliche Verkehrsunfälle

Etwas anders stellt sich die Lage bei den tödlichen Verkehrsunfällen dar. Hier musste nach dem absoluten Tiefstwert im Jahr 2019 (23) ein Anstieg auf 31 Getötete verzeichnet werden. Während im Jahr 2019 in den Monaten Januar bis Mai kein Mensch infolge eines Verkehrsunfalls sein Leben verlor, waren dies im Vergleichszeitraum des Berichtsjahres zehn tödlich verletzte Verkehrsteilnehmer. Im Zehn-Jahresvergleich stellt dies den drittniedrigsten Wert da.

74 Prozent der tödlichen Verkehrsunfälle ereigneten sich auf Straßen außerhalb geschlossener Ortschaften. Zwölf der Getöteten nutzten einen Pkw, sieben ein Fahrrad oder Pedelec, sechs ein motorisiertes Zweirad, fünf der Getöteten waren Fußgänger und ein Lkw-Fahrer verlor infolge eines Verkehrsunfalls sein Leben.

Insgesamt liegt die Verkehrsunfallentwicklung im Bereich des PP Schwaben Nord damit im bayernweiten Trend. So sank auch die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle in Bayern um 17,1 Prozent von 416.611 im Jahr 2019 auf 345.411. Die Zahl der Verletzten sank um 14,8 Prozent auf 57.179 (2019: 67.079).

Unfallursachen

Hauptunfallursachen bei der Gesamtzahl der Verkehrsunfälle (mit Kleinunfällen) sind der mangelnde Sicherheitsabstand (7.731), gefolgt von Fehlern beim Abbiegen/Wenden/Rückwärtsfahren (5.221), Vorfahrtsverletzungen (1.472) und die Geschwindigkeit (1.052). 

Die häufigste Unfallursache bei Verkehrsunfällen mit Toten und / oder Schwerverletzten ist allerdings nach wie vor die Geschwindigkeit. In 96 Fällen (von
550) war die nicht angepasste Geschwindigkeit hierbei unfallursächlich. Elf Verkehrstote waren auf die Unfallursache „Geschwindigkeit“ zurückzuführen (2019: 6).

Wiederholt auffällig ist die Gruppe der motorisierten Zweiradfahrer. Trotz des starken Rückgangs der Unfallzahlen insgesamt (- 16,8 Prozent) sanken die Zahlen dieser Gruppe nur um 9,2 Prozent auf 462 Verkehrsunfälle (2019: 509). Sechs Zweiradfahrer verloren infolge eines Verkehrsunfalls ihr Leben (2019: 4). 56,9 Prozent der Unfälle mit der Beteiligung motorisierter Zweiradfahrer wurden von diesen selbst bzw. mit verursacht.

Im Vorjahresvergleich gingen die Verkehrsunfälle mit Beteiligung von Radfahrern um 1,9 Prozent leicht zurück. Trotzdem war ein erneuter deutlicher Anstieg bei Verkehrsunfällen mit Pedelecs zu verzeichnen. Hier stieg die Zahl um 39,8 Prozent auf 172 Unfälle. Insgesamt verunglückten fünf Pedelec-Nutzer tödlich (2019: 3). Obwohl diese mit nur ein Prozent an der Gesamtzahl der Verkehrsunfälle beteiligt sind, stammen 16 Prozent der im Straßenverkehr Getöteten aus dieser Gruppe. Vier der fünf tödlich verletzten Pedelec-Fahrer trugen keinen Schutzhelm.

Die Gruppe der über 65-Jährigen (Senioren) war im Jahr 2020 an 1.998 Verkehrsunfällen beteiligt. In 1.337 Fällen (66,9 Prozent) haben sie den Verkehrsunfall
selbst oder mitverursacht. 13,9 Prozent aller Unfallbeteiligten waren Senioren. Zwölf Senioren verstarben infolge eines Verkehrsunfalls (2019: 8). Damit kommen 39 Prozent der tödlich Verletzten aus der Zielgruppe der über 65-Jährigen.

Erfreulicherweise konnte im Jahr 2020 ein deutlicher Rückgang der alkohol- und drogenbedingten Verkehrsunfälle verzeichnet werden (alkoholbedingt: - 19,2 Prozent /drogenbedingt: - 25,5 Pozent). Die Anzahl der bei Alkoholunfällen verletzten Personen sank von 266 (2019) auf 219.

Zahlen für den Landkreis Donau-Ries

  • Verkehrsunfälle insgesamt: 3.301 (2019: 3.993), - 17,3 Prozent
  • Verletzte: 526 (2019: 718), - 26,7 Prozent
  • Getötete: 8 (2019: 5)

Polizeivizepräsident fordert auf zu mehr Rücksichtnahme

Polizeivizepräsident Markus Trebes ist wichtig zu betonen, dass trotz der erfreulichen, rückläufigen Entwicklung der Verkehrsunfallzahlen und insbesondere des Rückgangs an verletzten Personen, dennoch jeder dieser Verkehrsunfälle mit sehr viel Leid für die Betroffenen verbunden ist. Jeder einzelne Verkehrstote ist einer zu viel!

Heuer wird das landesweite Verkehrssicherheitsprogramm 2030 starten, in dessen Mittelpunkt die Unversehrtheit aller Verkehrsteilnehmer steht. Die nordschwäbische Polizei wird diesen Leitgedanken in seiner Verkehrssicherheitsarbeit umsetzen und neben der Verkehrsprävention die Bekämpfung der Hauptunfallursachen intensivieren. Besonders im Fokus werden dabei Geschwindigkeitskontrollen, Alkohol- und Drogenkontrollen sowie Kontrollen im Bereich von Zweirädern aller Art stehen.

Denn die Auswertung der Unfallzahlen für das Jahr 2020 belegt auch: 

  • Alle 22 Minuten ereignete sich ein Verkehrsunfall.
  • Alle zwei Stunden wurde dabei ein Mensch verletzt.
  • Etwa alle zwölf Tage wurde dabei ein Mensch getötet.

Polizeivizepräsident Markus Trebes appelliert: „Jeder einzelne Verkehrsteilnehmer kann durch sein eigenes Verhalten, durch Rücksichtnahme und Umsicht zur Verkehrssicherheit beitragen. Dazu muss sich jeder seiner Verantwortung im Straßenverkehr für sich und andere bewusst sein. 

Die kompletten Zahlen der Verkehrsunfallstatistik 2020 sowie ein Video-Statement von Polizeivizepräsident Markus Trebes, welches als O-Ton übernommen werden kann, stehen im Internet unter https://www.polizei.bayern.de/schwaben/verkehr/statistik/index.html/324708 zum Download bereit. (pm)