Wirtschaftsplan

AWV Nordschwaben mit höherem Verlust als erwartet

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Der AWV Nordschwaben hat das Ergebnis des Haushaltsjahres 2024 veröffentlicht. Es musste ein höheres Defizit als erwartet hingenommen werden. Zudem sank die Menge des entsorgten Abfalls.

Der Abfallwirtschaftsverband (AWV) schließt das Haushaltsjahr 2024 mit einer Bilanzsumme von 31,5 Millionen Euro ab. Die Erträge beliefen sich auf rund 28 Millionen Euro, während die Aufwendungen bei 29,7 Millionen Euro lagen. Daraus ergibt sich ein Jahresergebnis von -1,7 Millionen Euro. Im Wirtschaftsplan war ursprünglich ein Defizit von -847.000 Euro vorgesehen.

Die Abweichung erklärt der AWV mit ungeplanten Ausgaben für die Entsorgung von Hochwasserabfällen in Höhe von rund 350.000 Euro sowie gestiegenen Bioabfallmengen, die witterungsbedingt durch erhöhte Grünschnittmengen mit zusätzlichen Kosten von etwa 530.000 Euro zu Buche schlagen. Insgesamt wurden 5.000 Tonnen mehr Bioabfall als geplant entsorgt.

Weniger Müll, mehr Altkleider

Im Vergleich zum Vorjahr wurden in den beiden Landkreisen Dillingen und Donau-Ries 2024 insgesamt 21 % weniger Abfälle entsorgt. Während 2023 noch 220.055 Tonnen anfielen, waren es 2024 nur 174.087 Tonnen – ein Rückgang um rund 46.000 Tonnen.

Besonders auffällig ist der Rückgang beim Erdaushub, während die Asbestabfälle um 71 % zugenommen haben. Die Textilabfälle stiegen ebenfalls enorm, was auf die angespannte Marktlage zurückzuführen ist: Viele gewerbliche Sammler haben bereits ihre Altkleidercontainer abgezogen. Somit landen mehr Altkleider in den AWV Altkleidercontainern.

Trotz des allgemeinen Mengenrückgangs wurden an den 43 Recyclinghöfen mehr Abfälle gesammelt als im Vorjahr. 2023 wurden rund 32.179 Tonnen, 2024 rund 36.179 Tonnen über die Recyclinghöfe entsorgt – ein Plus von 12,43 %. Besonders Sperrmüll, Altholz, Bauschutt (rein) und Baustellenabfälle sind deutlich angestiegen.

AWV sichert Entsorgungskapazitäten durch Ausbau der Deponie Binsberg

Der AWV hat mit dem Ausbau eines neuen Einbauabschnitts (EBA IV) auf der Deponie Binsberg im September 2024 begonnen. Mit dem neuen Abschnitt wird ein zusätzliches Deponievolumen von rund 77.130 Kubikmetern geschaffen, das bei der derzeitigen Einbaumenge für etwa 8 bis 10 Jahre ausreichen wird. Die Bauarbeiten sollen planmäßig bis Mitte 2026 abgeschlossen sein.

Für den Dichtungsbau werden rund 7.800 Kubikmeter Lehm benötigt. Durch den Rieskratereinschlag ist das vorhandene Baufeld stark mit unterschiedlichen Bodenarten durchmischt, dadurch wird eine Abschätzung sehr erschwert. Entgegen der ursprünglichen Hochrechnung sind vor Ort etwa 5.000 Kubikmeter (ca. 10.000 Tonnen) weniger geeigneter Lehm vorhanden. Die notwendige Materialbeschaffung und der Transport verursachen Mehrkosten von rund 438.000 Euro brutto. Zusätzlich müssen die nicht verwertbaren 10.000 Tonnen Lehm abgefahren und verfüllt werden, was mit weiteren Kosten von etwa 70.000 Euro verbunden ist.

In enger Abstimmung mit dem Planungsbüro und der Bauleitung wurde die Bauweise angepasst: Die Sickerwasserschächte werden nun direkt ausgebaut. Diese Maßnahme schlägt mit rund 430.000 Euro zu Buche, ist jedoch insgesamt wirtschaftlicher und trägt zur langfristigen Effizienz und Betriebssicherheit der Deponie bei.

Aktualisierte Kostenprognose für Neubau Recyclinghof Höchstädt

Die Kosten für den geplanten Neubau des Recyclinghofs in Höchstädt wurden angepasst. Die im April 2023 genehmigten Gesamtkosten beliefen sich auf 2,8 Millionen Euro brutto. Aufgrund der allgemeinen Preisentwicklung wurde die zwei Jahre alte Schätzung nun auf rund 3,3 Millionen Euro brutto aktualisiert.

Die Anpassung basiert ausschließlich auf marktüblichen Preissteigerungen – ohne Änderungen am ursprünglichen Bauplan. Der AWV reagiert damit vorausschauend auf die aktuelle Kostenlage im Bauwesen und sichert die finanzielle Grundlage für das Projekt. Ein konkreter Zeitplan für den Baubeginn wird derzeit noch abgestimmt. Die Ausschreibung ist für den Herbst vorgesehen, der AWV rechnet mit einem möglichen Baubeginn im Frühjahr 2026.

Investitionen und CO₂-Kosten prägen das kommende Jahr

Der AWV hat seinen Wirtschaftsplan für das Jahr 2026 vorgestellt. Geplant sind Einnahmen in Höhe von 35,5 Millionen Euro und Ausgaben von 33,2 Millionen Euro, was einem positiven Jahresergebnis von 2,3 Millionen Euro entspricht.

Die Kalkulation basiert auf einer Hochrechnung der aktuellen Mengen- und Preisentwicklungen. Zudem wurden steigende Personalkosten berücksichtigt – der AWV rechnet mit einer Tariferhöhung von 2,8 %. Ein bedeutender Kostenfaktor im kommenden Jahr ist die CO₂-Steuer. Die für die Verbrennung von Haus- und Restmüll sowie Altholz erforderlichen CO₂-Zertifikate werden.

2026 zu Preisen zwischen 55 und 65 Euro pro Tonne versteigert. Daraus ergeben sich Kosten von rund 1 Million Euro – mit stark steigender Tendenz. Ab 2027 erfolgt die Preisbildung über den Börsenhandel; Prognosen zufolge könnten die Preise dann bei etwa 100 Euro pro Tonne liegen.

Der AWV plant auch für die kommenden Jahre umfangreiche Investitionen. Insgesamt werden in den Jahren 2026 und 2027 ca. 9,5 Millionen Euro investiert. Die größten Projekte sind der Neubau des Recyclinghofs in Höchstädt, die Erweiterung der Deponie Binsberg sowie Maßnahmen im Bereich Deponie wie Oberflächenabdichtung, betriebliche Abdichtung des aktuellen Einbauabschnitts und die Umsetzung gesetzlicher Vorgaben zur Gasfassung. Die Sammlung und Verwertung der Restmüll- und Biotonnen sowie der Betrieb der Recyclinghöfe bilden mit rund 70 Prozent die größten Ausgabenpunkte des AWV.

Für den Bereich der Altkleidervermarktung wird mit einem Minus von rund 300.000 Euro gerechnet. Seit dem 01.01.2025 ist der AWV gesetzlich zur Sammlung von Altkleidern verpflichtet, was freiwillig bereits seit vielen Jahren erfolgt. Diese Maßnahme wirft bei der aktuellen Marktsituation keinen wirtschaftlichen Gewinn mehr ab und stellt eine zusätzliche Belastung für den Haushalt dar.

Höhere Kosten für Abfallentsorgung und gezielte Anreize zur besseren Trennung

Der AWV hat die Gebührensatzung für das kommende Jahr angepasst. Hintergrund sind gestiegene Transport- und Verwertungskosten, die eine Erhöhung der Gebühren für Restmüll- und Biotonnen um 15 % erforderlich machen. Für den durchschnittlichen Haushalt mit einer 80-Liter-Restmülltonne und einer 120-Liter Biotonne bedeutet die Anpassung rund 3 Euro mehr pro Monat.

Um die Qualität der Bioabfallsammlung zu verbessern, führt der AWV eine neue Gebühr für angeordnete Sonderleerungen falsch befüllter Biotonnen ein. Diese können bei Bedarf als Restmüll entsorgt werden. Ziel ist es, die Bürger zu einer korrekten Trennung ohne Plastik oder Metall in der Biotonne zu motivieren. Dadurch versucht der AWV die neuen Anforderungen der Bioabfallverordnung (BioAbfV) einzuhalten.

Auch die Gebühr für die Entsorgung wilder Müllablagerungen an den Containerstationen wird angepasst: Sie steigt von 80 Euro auf 100 Euro pro angefangene 500 Liter. So werden Müllsünder noch stärker zur Kasse gebeten.

Die Gebühren an den Recyclinghöfen wurden in einigen Bereichen seit vielen Jahren nicht angepasst – beispielsweise wurde die Sperrmüllgebühr zuletzt im Jahr 2002 geändert. Seit dem 01.01.2023 sind einige Leistungen des AWV umsatzsteuerpflichtig. Die Mehrwertsteuer wurde bislang nicht an die Bürger weitergegeben, sondern vom AWV getragen. Ziel der neuen Gebührenstruktur ist eine annähernd 50-prozentige Kostendeckung. Der verbleibende Anteil wird weiterhin über die Gebühren für Rest- und Biomüll quersubventioniert. Damit soll die Finanzierung verursachergerechter gestaltet werden. (dra)