Ursula Vollmering ist stolz auf ihren Schüler Sanni. Bild: Mara Kutzner
Arbeiten, um den Lebensunterhalt selbst finanzieren zu können und nicht abhängig zu sein. Arbeiten, um Teil des gesellschaftlichen Lebens zu sein. Arbeiten, um eine Perspektive für die Zukunft zu haben. Gerade für die vielen jungen Flüchtlinge ist eine schnelle Integration in den Arbeitsmarkt wichtig, um möglichst bald auf eigenen Beinen zu stehen. Wie sind die Chancen für Flüchtlinge aus dem Arbeitsmarkt? Was wird unternommen, um Flüchtlinge schnell in Arbeit zu bringen? Wie sind die Qualifikationen und Arbeitserfahrungen der Asylbewerber? Werner Möritz, operativer Geschäftsführer der Agentur für Arbeit in Donauwörth erklärt, wie Asylbewerber in den Arbeitsmarkt integriert werden sollen. Wir werden uns in drei Artikeln mit Sprachkursen die auf eine Integration in den Arbeitsmarkt abzielen, mit dem Fachkräftemangel und mit Asylbewerbern in Ausbildung beschäftigen.
„Wir kümmern uns um diejenigen, mit hoher Bleiberechtswahrscheinlichkeit“, sagt Werner Möritz, operativer Geschäftsführer der Agentur für Arbeit in Donauwörth. Bis Ende 2015 waren die von der Bundesagentur für Arbeit finanzierten Sprachkurse nur Flüchtlingen aus Syrien, dem Iran, dem Irak und Eritrea vorbehalten. Nun können auch andere Asylbewerber, z. B. Afghanen, Pakistani, Somalier und Nigerianer am Arbeitsmarktprogramm „Flucht“ der Arbeitsagentur teilnehmen. „Im Fokus der Kurse steht das Erlernen einer berufsbezogenen Sprache, Hilfe bei der Berufsfindung durch Praktika und Mitarbeit in Werkstätten sowie das Erlangen erster beruflicher Kenntnisse“, erklärt Werner Möritz. Zum Beispiel bei den Kolping Akademien in Donauwörth und Reimlingen werden Flüchtlinge über sechs Monate hinweg unterrichtet und machen erste Erfahrungen im deutschen Arbeitsleben.
Erfolgreich in Kurs und Praktikum 
Sanni Alieu besuchte mit 70 anderen Flüchtlingen über 22 Wochen hinweg die Maßnahme „Start.de“ der Kolping Akademie in Donauwörth. Ein Kurs aus dem Programm des Arbeitsamtes. Der 28-Jährige aus Sierra Leone ist vor circa 1,5 Jahren nach Deutschland geflüchtet und wohnt in einer Asylunterkunft in Kaisheim. „Sanni war sehr, sehr strebsam und hat immer viel Fleiß gezeigt“, mit diesen Worten entlässt Ursula Vollmering, die Teamleitung bei Kolping, ihren Schützling nach fast einem halben Jahr aus ihrem Kurs. Das ist das erste Mal für den Mann aus Sierra Leone, dass er ein Zertifikat über seine absolvierten Leistungen in Händen hält. Der 28-Jährige war während des Kurses zweimal in Praktika. Zuerst in einer Holzhandlung und dann in einer Logistikfirma in Buchdorf. Dort kann er wahrscheinlich im Anschluss zu der Kolping-Maßnahme als Staplerfahrer arbeiten. Er wartet nur noch auf die Arbeitserlaubnis. „Den Staplerführerschein hat er in seinem ersten Praktikum schon gemacht. Die Firma hat diesen sogar bezahlt. Jetzt kann er den Führerschein gut gebrauchen“, freut sich Ursula Vollmering. „Mein Ziel ist es, bei der Firma in Buchdorf ab September eine Ausbildung als Lagerist zu machen“, sagt Sanni. Sein Arbeitgeber hat ihm das bereits in Aussicht gestellt. Auch in seiner Heimat war der Asylbewerber als Lagerarbeiter beschäftigt. „Bei Kolping habe ich viel gelernt: Grammatik, viele neue Verben, Sprechen und Schreiben. Es war sehr gut hier“, berichtet Sanni über seinen Kurs.
„Wir sind kein reiner Deutschkurs. Bei uns lernen die Flüchtlinge Fachbegriffe aus dem Handwerk, wie Hammer und Säge zum Beispiel. Und wir bringen ihnen bei, wie sie sich bei Firmen bewerben sollten“, erklärt Vollmering. Wichtig ist ihr, dass die Asylbewerber viel über deutsche Kultur, Geschichtliches, Rechtslehre und Tugenden wie Pünktlichkeit und Ordentlichkeit lernen. Einmal pro Woche arbeiten die Asylbewerber in den Kolping Werkstätten in den Bereich Holz, Bau, Farbe, Metall und Hauswirtschaft und machen dort neben den beiden Praktika erste berufliche Erfahrungen. Acht andere Schüler von Ursula Vollmering haben bereits eine Arbeitsstelle, zwei weitere warten noch auf die Arbeitserlaubnis. „Wir haben ganz viele Sannis unter den Flüchtlingen, er ist nur eines der positiven Beispiele“, freut sich Ursula Vollmering über einen erfolgreich abgeschlossenen Kurs.