Am vergangenen Samstag nahmen Familie, Freunde, politische Weggefährten und Vereine Abschied von Gottfried Hänsel. Knapp 600 Personen kamen zum Trauergottesdienst in der bis auf den letzten Platz besetzten Stadtpfarrkirche St. Emmeram in Wemding zusammen. Aufgrund seines umfangreichen Wirkens im kirchlichen Bereich zelebrierten neben Stadtpfarrer Wolfgang Gebert auch sechs weitere Priester den Trauergottesdienst, darunter auch Eichstätts Generalvikar Michael Alberter. Musikalisch wurde der Gottesdienst von Carola Schneid an der Orgel, vom Kirchenchor unter der Leitung von Herrn Gerhard Reissig sowie mit Flöte und Geige von Sabine Gehring würdig gestaltet. In seiner Traueransprache nahm Stadtpfarrer Wolfgang Gebert Bezug auf das Matthäusevangelium und verglich zentrale Aussagen mit dem überdurchschnittlichen Wirken von Gottfried Hänsel: „Ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen; ich war krank, und ihr habt mich besucht.“ Gebert hob unter anderem Hänsels Einsatz bei der menschenwürdigen Unterbringung von ukrainischen Geflüchteten in der Fuchsienstadt und seinen über viele Jahrzehnte erbrachten selbstlosen Einsatz für kranke und sozial benachteiligte Menschen hervor. Gottfried Hänsel war ein leuchtendes Beispiel für das Gemeinwohl. Aber auch als Kirchenpfleger von St. Emmeram brachte sich Hänsel seit dem Jahr 2001 mehrere tausend Stunden im Ehrenamt ein und verantwortete unter anderem die Generalsanierung der Stadtpfarrkirche St. Emmeram. Sein Verlust werde erst in den kommenden Wochen und Monaten in allen Bereichen des öffentlichen Lebens spürbar, stellte Stadtpfarrer Gebert fest.
Wemdings Bürgermeister Dr. Martin Drexler übernahm in der Kirche die Begrüßung der Ehrengäste. Neben den aktuellen Mandatsträgern in Bund, Land, Bezirk und Landkreis konnte er auch eine Reihe ehemaliger bayerischer Staatsminister und Staatssekretäre begrüßen, darunter den Vorsitzenden der CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag, Herrn Staatsminister a. D. Klaus Holetschek. Drexler führte aus, dass Hänsel seit über zwei Jahrzehnten das Amt des zweiten und dritten Bürgermeisters ausgeübt habe. Es gab in seiner rund vierzigjährigen Amtszeit im Stadtrat keinen Ausschuss, dem Hänsel nicht angehörte. Besonders traurig stimme Drexler der Umstand, dass Hänsel die Ehrenbürgerwürde nicht mehr verliehen werden konnte, die an seinem 75. Geburtstag im Juli 2026 stattfinden sollte. „Wir verneigen uns vor seiner Lebensleistung und danken für sein beispielloses Eintreten für seine Heimatstadt Wemding“, schloss Bürgermeister Drexler seinen Nachruf.
Für die gesamte politische Familie sprach Staatsminister a. D. Klaus Holetschek. Gottfried Hänsel war nicht nur CSU-Ortsvorsitzender und Kreisrat, sondern auch Vorsitzender der Kreis-Senioren-Union und als Bezirksvorsitzender der Senioren-Union auch Mitglied in deren Landesvorstand. Laut Holetschek verliere die CSU mit dem Tod von Gottfried Hänsel einen wahren „homo politicus“ – einen politischen Menschen im besten Sinne, der sich zeitlebens für die Belange der Bürgerinnen und Bürger eingesetzt habe und der sich stets dem Gemeinwohl zu dienen verpflichtet sah. Hänsel bezeichnete er als Gestalter, der große Visionen und Weitblick seit Beginn seiner politischen Laufbahn an den Tag gelegt habe. Sein über fünf Dekaden erbrachtes Wirken führte zur schwabenweit ersten Auszeichnung mit der Alois-Glück-Medaille. Zuletzt sei Hänsel die Arbeit in der Senioren-Union besonders am Herzen gelegen. Dort habe er sich insbesondere um die Teilhabe von Senioren in einer immer digitaler werdenden Welt und gegen Altersdiskriminierung eingesetzt.
Für sämtliche Vereine hielt Martin Ziegler den Nachruf, in denen Gottfried Hänsel seit Jahrzehnten mitgewirkt habe und die er viele Jahre als Vorsitzender führte. Hänsel lebte für seine Stadt und war überzeugt, dass Gemeinschaft nur dann funktioniere, wenn Menschen bereit sind, füreinander einzustehen, stellte Martin Ziegler fest. Ziegler führte mehrere Veranstaltungen und Aktionen auf, die von Gottfried Hänsel initiiert wurden und heute nicht mehr aus Wemding wegzudenken sind, sei dies das Johannisfeuer auf der Wemdinger Platte oder die Jahreschronik des Vereins Lebendiges Wemding. Parallel führte er neben seinen politischen Ämtern bis zuletzt auch den Vorsitz des Krankenpflegevereins, des Klosterfördervereins und des Fördervereins der Anton-Jaumann-Realschule Wemding. Die Vereine verlieren mit Gottfried Hänsel einen großen Unterstützer und Freund, denn er hinterlässt Haltung und Werte. Für Martin Ziegler sei Gottfried Hänsel „ein Beispiel dafür, wie man ein Leben führt, das nachhaltig Spuren hinterlässt“.
Michael Alberter sprach als Generalvikar der Diözese Eichstätt über das Wirken in verschiedenen diözesanen Gremien und Ausschüssen für das Bistum Eichstätt. Insbesondere brachte Hänsel seit dem Jahr 2001 im Diözesansteuerausschuss seine fachliche Kompetenz mit herausragendem Engagement ein. Für Alberter war dieser ehrenamtliche Einsatz auch Ausdruck seines Glaubens an den Gott des Lebens, der Hänsel zeitlebens erfüllte, stärkte und ermutigte. Zuletzt wurde Hänsel im Herbst 2025 in den neu errichteten Bistumsrat berufen. Für sein Wirken erhielt Gottfried Hänsel bereits im Jahr 2019 die Bistumsmedaille.
Ein langer Trauerzug auf der gesperrten Staatsstraße folgte zum Friedhof, der von zehn Fahnenabordnungen und der Stadtkapelle Wemding angeführt wurde.(dra)