Vertreter aus Politik und Gesundheitswesen haben sich am vergangenen Mittwoch zur 1. Versorgungskonferenz Donau-Ries zusammengefunden, um darüber zu sprechen, wie es um die Gesundheitsversorgung im Landkreis bestellt ist. Werden die aus Altersgründen ausscheidenden Allgemeinärzte ersetzt werden können oder wird es zu Versorgungslückenkommen? Was können Kommunen, Städte, Kassenärztliche Vereinigung (KVB) und niedergelassene Mediziner tun, um auch in Zukunft eine ausreichende ärztliche Versorgung zu gewährleisten? Auf der von der GesundheitsregionPlus DONAURIES initiierten Konferenz wurde die Situation im Landkreis analysiert und Lösungsansätze diskutiert.
Donauwörth/Landkreis - „Uns allen, die wir Verantwortung tragen, liegt das Thema gute ärztliche Versorgung sehr am Herzen“, betonte Landrat Stefan Rößle auf der 1. Versorgungskonferenz der GesundheitsregionPlus DONAURIES. Ein ländlicher Raum wie der Landkreis Donau-Ries, hat es in der heutigen Zeit schwer, wenn es darum geht, gegen große Zentren zu bestehen. Viele Ärzte sehen die Arbeit in der Stadt als lukrativer an. Gerade deshalb sei es für Ärzte nicht einfach einen Nachfolger zu finden. Mit der Versorgungskonferenz sollten Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie es trotz gewisser Nachteile gelingen kann, die ärztliche Versorgung im Landkreis zu sichern.
Bereitschaftspraxen gehen in Betrieb
Jürgen Busse, Vorstandsvorsitzender des gemeinsamen Kommunalunternehmens Donau-Ries Kliniken und Seniorenheime (gKU) gab einen Überblick über die Angebote der Donau-Ries Kliniken. Ab 20. März 2018 wird das Angebot der Kliniken dann Bereitschaftsdienstpraxen in Donauwörth und Nördlingen ergänzt. Zum Angebot der Bereitschaftsdienstpraxen wird auch ein von der Rettungsleitstelle gesteuerter Fahrdienst gehören. So sollen in Zukunft auch Patienten erreicht werden, die nicht selbst zur Praxis kommen können.
Herbert Schmidt, Leiter der seit 2015 etablierten GesundheitsregionPlus DONAURIES, sprach übe die Ziele des Netzwerks. Zudem gab er einen Überblick darüber, wie der Landkreis in Sachen ärztlicher Versorgung aufgestellt ist. Er wies vor allem daraufhin, dass in den nächsten 5-10 Jahren viele Allgemeinärzte aus Altersgründen ausscheiden werden und der Bedarf an Nachfolgern demnach zunehmen werde.
Stärken der Region ausspielen
Sebastian Eckert vom Referat für Strategische Versorgungsstrukturen und Sicherstellung der Kassenärztlichen Vereinigung (KVB) erläuterte was es eine bedarfsgerechte Versorgung eigentlich. Zudem informierte er die Konferenzteilnehmer über die Funktionsweise einer Bedarfsplanung. Wie also entschieden wird, wie viele Ärzte sich in welchem Bereich niederlassen dürfen. In seinen Ausführungen betonte Eckert zudem, dass nicht alles auf dem Land als Nachteil gesehen werden könne. So sei es die Aufgabe des Regionalmanagements, die Stärken der Region auszuspielen.
Gunnar Geuter vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) referierte über den Generationswechsel in der Ärzteschaft als zentrale Entwicklung der medizinischen Gesundheitsversorgung. Seine Ausführungen unterstrich Geuter mit Beispielen aus der Praxis. Dabei betonte er, dass der Trend in Zukunft wohl in Richtung Gemeinschaftspraxis gehen werde, um eine ausreichende Gesundheitsversorgung zu gewährleisten. Neue Strategien, beziehungsweise innovative Formen der Berufsausübung, sind in Zukunft nötig, um die Wohnortnahe Versorgung zu sichern. „Wichtig dafür ist, dass die Kommunen zusammenarbeiten und auch gemeindeübergreifende Lösungsansätze angestrebt werden. Allerdings ist das kein Patentrezept, sondern lediglich eine Möglichkeit“, so Geuter.
Obwohl der Landkreis im Bereich noch gut aufgestellt ist, ist der Ärztemangel bereits in der ein oder anderen Kommune spürbar. Das wurde bei der anschließenden Diskussion deutlich. So steht die Gemeinde Marxheim vor dem Problem, dass der Allgemeinarzt seine Praxis aufgegeben hat und kein Nachfolger gefunden werden konnte. Allerdings, und das kritisierte Alois Schiegg der Bürgermeister der Gemeinde Marxheim scharf, sei eine Ansiedlung eines Arzes auch nicht möglich, weil ein Arztsitz fehle. Dies sei der Zuodnung zum Mittelbereich Donauwörth Süd geschuldet.
Fremdingens Bürgermeister Frank-Markus Merkt gab zu Bedenken, dass es gar nicht so einfach sei, sich rechtzeitig um einen Nachfolger für den Allgemeinarzt zu kümmern. Diese ließen sich ihre Zukunftspläne betreffend nämlich "ungern in die Karten schauen". Zudem kritisierte Merkt den "sehr anspruchsvollen NC", der oftmals den Weg in ein Medizinstudium verbaue. Insgsamt, so Merkt weiter, müsse man sich wohl von der Idee verabschieden, dass auch in Zukunft jedes Dorf einen Arzt haben könne.
Landrat Stefan Rößle betonte zum Abschluss der Veranstaltung, dass die gemeindeübergreifende Zusammenarbeit in Zukunft immer wichtiger werde: „Es wird in Zukunft für kleinere Gemeinden sehr schwer werden, eine Praxis zu halten. Deshalb müssen wir rechtzeitig und gemeindeübergreifend handeln. Nicht nur beim Thema Gesundheitsversorgung sind Gemeinschaftslösungen gefragt, sondern auch bei anderen Themen wie zum Beispiel den Hallenbädern.“