27. April 2021, 14:44
Corona-Pandemie

So impfen die niedergelassenen Ärzte

Der Impfstoff für die Hausärzte kommt bei den Apotheken an und wird von dort an die Praxen verteilt. Bild: Wolfgang Dittrich
Das Thema Impfen ist weiterhin in aller Munde. Wir haben uns mit zwei Ärzten und einem Apotheker unterhalten, wie sich die Impfung bei den niedergelassenen Ärzten gestaltet.

Seit rund vier Wochen werden auch in den Praxen der Hausärzte Impfungen verabreicht. “Das hat das Impftempo nochmals merklich beschleunigt”, so Sebastian Völkl, der sich im Landkreis um die Koordinierung der Corona-Impfungen kümmert. Er rät derzeit allerdings davon ab, bei den Ärzten um Termine zu ersuchen. “Im Moment läuft alles noch entlang der Priorisierung. Gerade die Hausärzte kennen die entsprechenden Patienten. Deshalb ist eine Vormerkung im Moment nicht sinnvoll. Wenn, dann sollte es über eine E-Mail oder angebotene Onlineportale gehen, da die Anrufe in den Praxen wertvolle Zeit kosten.”

Völkl weiß natürlich, dass gerade die Ankündigung, AstraZeneca für alle freizugeben, für viel Aufregung gesorgt hat. “Die Rechtslage ist aber eindeutig. Impft ein Arzt einen Patienten unter 60 Jahren mit dem Impfstoff und es kommt zu Nebenwirkungen, so ist der Arzt verantwortlich. Eben, weil der Stoff erst ab 60 Jahren zulässig ist. Hier gibt es noch eine Gesetzeslücke”, so der Arzt aus Nördlingen.

In der Kritik steht auch immer wieder die Vergütung der Ärzte. “Pro Impfung bekommt ein Arzt im Moment 20,00 Euro. Das ist definitiv zu wenig. Hier geht es auch nicht darum, sich die Taschen voll zu machen. Es ist einfach so, dass die Kosten sonst nicht gedeckt sind. Eine realistische Summe wären 30,00 Euro. Damit können die meisten Praxen arbeiten.” Das finanzielle Thema steht für den Arzt aber nicht im Fokus. “Wir nehmen unseren Auftrag als Ärzte hier wahr und helfen mit. Klar ist dadurch aber auch: Hausärzte sind unverzichtbar und die Pandemie wird nicht durch Zentralisierung, sondern in der Fläche bekämpft. Das zeigen auch die erfolgreichen Impfzentren im Landkreis”, so seine abschließende Einschätzung.

Apotheken für die letzte Meile

Damit der Impfstoff bei den Ärzten ankommt, kommt den Apotheken eine wichtige Rolle zu. Denn sie kümmern sich um die letzte Meile. “Die Praxis bestellt über uns die Impfdosen beim Großhandel. Dieser liefert sie wiederum an uns aus und wir versorgen die Praxen damit”, schildert Wolfgang Dittrich, Apotheker aus Wemding, das Prozedere. Jede Woche kommen im Moment zwischen 120 und 150 Impfdosen an. Diese verteilt die Apotheke dann auf die Praxen, die sie bestellt haben.

“Manche bestellen allen Impfstoff, der verfügbar ist, egal welcher Hersteller. Andere setzen nur auf BionTech Pfizer. Moderna war bisher noch bei keiner unserer Lieferungen dabei. Ab nächster Woche kommt dann auch der Impfstoff von Johnson&Johnson an und wird verteilt.” Auch bei den Apotheken ist es so, dass mit dem Impfstoff kein Geld verdient wird, erklärt der Apotheker. “Wir bekommen nur eine Handlungspauschale für Transport und Lagerung. Damit werden die Kosten gedeckt, eine Gewinnspanne gibt es nicht.”

Diese ist in dem Fall für Dittrich auch nicht wichtig. Wichtig ist ihm zu helfen, die Pandemie zu bekämpfen. “Und unsere vielen Leistungen rund um die Verteilung des Impfstoffs, bei den Masken und den Schnelltests sorgen natürlich dafür, dass die Apotheke vor Ort wieder deutlich besser wahrgenommen wir und wir uns im Wettbewerb gegen andere Formen besser absetzen können,” so seine abschließende Einschätzung.

Appell an die Solidarität

Dr. Friedrich Eberhardt hat seit knapp dreißig Jahren seine eigene Praxis in Wemding und hat bisher rund siebzig Personen geimpft. “Bei uns melden sich eigentlich täglich Personen, die geimpft werden wollen. Meistens im Rahmen der Sprechstunde. In diesem Fall nehmen wir sie auf eine Liste auf, eine Mitarbeiterin ist mittlerweile fast ausschließlich damit beschäftigt, die Impfwilligen in die sechs Prioritäten des RKI einzuteilen”, so der Hausarzt. Bisher hat er nur BionTechPizer verimpft. “AstraZeneca würde ich nur nach einem eingehenden Aufklärungsgespräch impfen. Gerade jüngeren Frauen empfehle ich außerdem, nochmal eine Nacht über die Entscheidung zu schlafen”, erläutert der Medizinier seine Vorgehensweise.

Mittelfristig hält er es für realistisch, 30 bis 40 Impfungen in der Woche durchzuführen. Allerdings gibt er zu bedenken, dass man auch die anstehenden Urlaube in den Praxen berücksichtigen muss. Hier könnte auf Vertreter deutlich mehr Arbeit zukommen als erwartet. Eine Lösung hierfür gibt es noch nicht. Zudem wünscht sich der Arzt eine Solidarität der Älteren. “Wenn AstraZeneca nur für 60+ zugelassen ist, dann sollte diese Altersgruppe auch AstraZeneca nehmen und BionTech Pfizer den Jüngeren überlassen. Das wünsche ich mir.”