8. Dezember 2020, 08:08
Auszeichnung

Gemeinde Hainsfarth erhält Denkmalpreis

Die jüdische Schule nach der Sanierung. Bild: Bezirk Schwaben
Sie ist Erinnerungsort, Kulturort und Bürgerhaus: Die ehemalige jüdische Schule in Hainsfarth zieht heute zahlreiche Besucher an. Möglich gemacht hat das eine umfangreiche Sanierung, die der Bezirk Schwaben nun mit dem Denkmalpreis würdigt.

„Mit ihrem jahrzehntelangen Engagement hat die Gemeinde Hainsfarth aktiv dazu beigetragen, die Erinnerung an das jüdische Leben in Schwaben zu bewahren. Das verdient eine besondere Auszeichnung“, erklärt Bezirkstagspräsident Martin Sailer.

Als Hainsfarth die jüdische Schule im Jahr 1810 errichtete, waren über 40 Prozent der Gemeindemitglieder jüdischen Glaubens. Seit 1860 übten sie ihre Religion auch in der neu errichteten Synagoge aus. Mit der Vertreibung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung während des Nationalsozialismus erfuhren die historischen Orte dann eine tragische Zäsur. Jahrelang nutzte die Bevölkerung sie für verschiedene Zwecke. 1978 begann schließlich die Sanierung der Synagoge, die bis 1996 andauerte. Das Schulhaus folgte 2016, zwei Jahre später war die frühere Schönheit wieder erlebbar. Während der Sanierung entdeckten Bauarbeiter zudem ein jüdisches Tauchbad – es macht das Ensemble heute komplett.

Die Bauarbeiten gestalteten sich aufwändig: Das Gebäude war in seiner Substanz stark geschädigt, das Mauerwerk musste ausgetauscht, Decken, Fachwerksbalken und der Dachstuhl repariert, verstärkt oder erneuert werden. Wann immer es möglich war, erhielten die Fachleute alte Bauteile: Treppen, Türen, Fenster, Böden, Putze oder auch den Keller. 558.000 Euro hat das Projekt gekostet, 173.500 davon trug die Gemeinde Hainsfarth. „Die jüdische Geschichte Schwabens ist im Ries nach dem Verlust der Synagogen in Harburg, Nördlingen und Oettingen in Hainsfarth nun wieder erlebbar geworden“, freut sich Bezirksheimatpfleger Dr. Peter Fassl.

Der Denkmalpreis des Bezirks Schwaben ist mit 15.000 Euro dotiert und wird seit 2002 verliehen. Er wird ergänzt durch zwei Sonderpreise, die mit 7.500 Euro dotiert sind: In diesem Jahr gingen diese an die Gemeinde Unteregg für die denkmalpflegerische Sanierung des ehemaligen Pfarrhofs sowie das Bauernhaus der Familie Schmölz in Altstädten-Sonthofen. Zwei undotierte Preise erhielten zudem die Stadtwerke Augsburg für die Sanierung des Ofenhauses in Augsburg zu einem Theater und die Sozialbau Kempten für die Sanierung der Weberei Shedhalle und der Schlichterei. Mit dem Denkmalpreis prämiert der Bezirk Schwaben Sanierungen, die sich durch fachliche Qualität, finanzielles Engagement, Kreativität sowie Bedeutung des Denkmals auszeichnen. (pm)