Seit rund drei Wochen ist Markus Paulsteiner der neue evangelische Pfarrer in Donauwörth - sein Einführungsgottesdienst fand am 21. September statt. Für den 49-Jährigen und seine Familie beginnt damit ein neues Kapitel in ihrer persönlichen Geschichte. Nach zehn Jahren geht es von der beschaulichen Gemeinde Ehingen am Ries nach Donauwörth. Hier sei er sehr herzlich und offen empfangen worden, bestätigt er im Gespräch mit unserer Redaktion. "Herzlich" und "offen" - zwei Eindrücke, die er schon im Vorfeld von seiner neuen Heimat gewinnen konnte und die sich jetzt direkt bestätigten. So habe er bereits bei vorangegangenen Besuchen eine "coole Gemeinde" erlebt, in der er gerne arbeiten würde. Auch deshalb sei ihm der Gemeindewechsel nicht allzu schwergefallen.
Unabhängig von der eigenen Präferenz ist es in der evangelischen Kirche außerdem durchaus üblich - ja sogar gewünscht - dass Pfarrer ihre Wirkungsstätte nach zehn, spätestens aber nach 15 Jahren wechseln. "Wir wussten, dass irgendwann ein Wechsel anstehen wird. Als Familie wollten wir zwar in ein städtisches Umfeld ziehen, allerdings nicht allzu weit weg. Die freie Stelle in Donauwörth war der perfekte Kompromiss, auch für unsere Kinder." Zwei der drei Kinder der Paulsteiners gehen noch zur Schule. Der 15-jährige Sohn besucht die Abschlussklasse der Mittelschule in Oettingen und kann seinen Abschluss machen, ohne im letzten Jahr die Schule zu wechseln. Die 18-jährige Tochter besucht aktuell die FOSBOS in Donauwörth - ideale Voraussetzungen für einen Neustart.
Familie lebt für neun Jahre in Papua-Neuguinea
Ein Neustart also - der allerdings "nur" rund 50 Kilometer von der langjährigen Heimat Ehingen stattfindet. Ganz anders war die Situation für die Familie noch im Jahr 2006. Damals zog es die komplette Familie nach Papua-Neuguinea. Dort arbeitete Markus Paulsteiner in der Mission. "Ich war damals jung und voller Optimismus", erklärt der evangelische Pfarrer. Insgesamt verbrachten die Paulsteiners neun Jahre auf dem Inselstaat im Pazifik. Eine Zeit, die er aus heutiger Sicht keinesfalls missen möchte. Viel zu viele tolle Erfahrungen habe er dort gemacht und ungemein viel über die Menschen vor Ort und ihr Verständnis für den evangelischen bzw. christlichen Glauben gelernt.
Dabei stellt er allerdings klar, dass Mission nichts mehr mit den Vorurteilen der vergangenen Jahrhunderte zu tun hat. So hat das Wort "missionieren" seit jeher einen schalen Beigeschmack, bedeutete es doch über Jahrhunderte Religion und Lebensweise anderer Kulturen durch eine christliche zu ersetzen, die als überlegen und einzig wahre betrachtet wurde. Inzwischen hat ein Umdenken eingesetzt, statt Mission wird eher Entwicklungshilfe praktiziert. Ähnlich interpretiert auch Paulsteiner seine Arbeit vor Ort. Zu seinen Aufgaben gehörten vor allem der Dialog und das Leben mit den Menschen vor Ort. Außerdem habe er versucht, die Botschaft des Evangeliums weiterzugeben. Um entlegene Dörfer zu besuchen, nahm er teilweise sogar mehrtägige Reisen zu Fuß auf sich - für ihn eine Selbstverständlichkeit. "In den insgesamt neuen Jahren in Papua-Neuguinea mussten wir lernen, dass unsere Aufgaben weit über die Grenzen der klassischen Mission hinausgehen. Die medizinische Aufklärung ist in den meisten Regionen nur wenig ausgeprägt. Hier standen wir stets beratend zur Seite", so der neue Donauwörther Pfarrer.
Gemeinde in eine moderne Zukunft führen
In seiner neuen Pfarrei findet Paulsteiner sicherlich andere Voraussetzungen vor und doch steht er vor großen Herausforderungen, die nicht nur seine Gemeinde, sondern auch die evangelische Kirche allgemein betreffen. Immer weniger Menschen besuchen den Gottesdienst am Sonntag und dass, obwohl die Gemeinde der Chistuskirche Donauwörth aktuell rund 4000 Mitglieder zählt. "Wir müssen uns darüber klar sein, dass auch in Donauwörth auf Dauer keine drei Pfarrstellen besetzt werden können. Es ist absehbar, dass es weniger Hauptamtliche geben wird und noch viel mehr Verantwortung auf das Ehrenamt zukommt. Als Pfarrer ist es deshalb auch meine Aufgabe Strukturen zu schaffen, um die Gemeinde in eine moderne Zukunft zu führen." Dazu gehört auf Sicht sicherlich auch die Modernisierung bzw. Neugestaltung der Christuskirche.
In seiner täglichen Arbeit stellt Markus Paulsteiner vor allem den ökumenischen Gedanken - also das Miteinander aller Christen - in den Vordergrund. "Ich will für alle Menschen da sein, die mich brauchen und mit ihnen die Liebe zur christlichen Botschaft teilen", sagt er. Genau diese Liebe sei es auch gewesen, die ihn ursprünglich auf seinen beruflichen Weg gebracht habe - allerdings mit einigen Umwegen. Theologie studierte Markus Paulsteiner einst mit einer zweijährigen Unterbrechung in Heidelberg. Der Grund: Während dieser Zeit absolvierte er eine Ausbildung zum Schreiner. Bis heute schätze er die Arbeit mit seinen Händen sehr, erklärt er. Heute ist das Handwerk ein Hobby, das ihn vom beruflichen Alltag ablenkt. "Hier kann ich abschalten und neue Energie tanken", so Paulsteiner. Seine vielfältigen Talente werden bei der Renovierung des Kirchengebäudes bestimmt gebraucht.