31. August 2022, 10:47
Analyse der Agentur für Arbeit

Arbeitslosigkeit steigt saisonüblich

Bild: Agentur für Arbeit Donauwörth
Derzeit sind im Landkreis 1.708 Menschen ohne Arbeit gemeldet. Das sind 74 mehr als vor einem Monat und 46 weniger als vor einem Jahr.

„Ein Anstieg der Arbeitslosigkeit in dieser Größenordnung ist in den Sommermonaten üblich. Häufig sind in der bayerischen Ferienzeit auch die Personalchefs im Urlaub und es erfolgen weniger Neueinstellungen. Anstehende Entlassungen werden oftmals vor der Haupturlaubszeit ausgesprochen. Außerdem führten endende Schul- und Berufsausbildungen zu einem saisonalen Anstieg. Bei den Jugendlichen bis 25 Jahren ist die Arbeitslosigkeit am stärksten gestiegen. Hier verzeichnen wir einen Zuwachs um 15,7 Prozent. Momentan sind 294 junge Menschen ohne Arbeit, 40 mehr als vor einem Monat. Die Arbeitslosenquote beträgt bei dieser Personengruppe 3,1 Prozent. Ein großer Teil dieser Jugendlichen wird sicherlich nur für kurze Zeit arbeitslos sein. Viele haben bereits eine neue Arbeitsstelle in Aussicht, starten im Herbst mit einer weiterführenden Schule oder beginnen zum Wintersemester ein Studium“, berichtet Richard Paul, Leiter der Donauwörther Arbeitsagentur zur aktuellen Lage auf dem Arbeitsmarkt.

Mittlerweile sind mehr Arbeitslose beim Jobcenter gemeldet als bei der Agentur für Arbeit. Von den 1.708 arbeitslos gemeldeten Menschen waren 827 (plus 131 im Vergleich zum Vormonat und minus 349 im Vergleich zum Vorjahr) bei der Arbeitsagentur und 881 (minus 57 im Vergleich zum Vormonat und plus 303 im Vergleich zum Vorjahr)) im Jobcenter Donau-Ries gemeldet.

Geflüchtete Menschen aus der Ukraine

Den stärksten Zuwachs (plus 228 Personen oder 55,5 Prozent) im Vorjahresvergleich verzeichnen wir bei den arbeitslosen Ausländern, der größtenteils auf dem Zugang der Geflüchteten aus der Ukraine beruht. Seit dem 1. Juni 2022 haben Geflüchtete aus der Ukraine Anspruch auf Grundsicherungsleistungen und sind somit bei den Jobcentern in der Betreuung. Mittlerweile sind rund 410 erwerbsfähige Leistungsberechtigte mit ukrainischer Staatsangehörigkeit im Jobcenter Donau-Ries gemeldet (*vorläufige, hochgerechnete Daten; Fallzahlen werden durch Nacherfassungen voraussichtlich steigen).

„Geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainern wird mit Erteilen der Aufenthaltserlaubnis nach § 24 AufenthG Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt gewährt. Bis diese erteilt wird, reicht die Fiktionsbescheinigung für die Aufnahme einer Beschäftigung aus, welche die örtlichen Ausländerbehörden ausstellen. Viele der bei den Jobcentern erfassten ukrainischen Personen möchten zunächst einen Integrationskurs besuchen, um die deutsche Sprache zu erlernen. Für Frauen mit Kindern stellt die Kinderbetreuung eine wichtige Rahmenbedingung dar, um eine Arbeit aufzunehmen. Dennoch möchte ein Teil der geflüchteten Ukrainer und Ukrainerinnen auch sofort arbeiten. Dabei unterstützen die Jobcenter und Arbeitsagenturen mit ihrem Dienstleistungs- und Förderangebot. Besonders erfreulich ist, dass von den geflüchteten Personen bereits ein kleiner Teil eine Beschäftigung aufnehmen konnte“ führt Richard Paul aus.

Bestand an Arbeitslosen
Landkreis Donau-Ries, Gebietsstand August 2022
Zeitreihe, jeweils August Bild: Bundesagentur für Arbeit

Dynamik am Arbeitsmarkt

Im August haben sich 556 Personen arbeitslos gemeldet, davon kamen 210 aus einer Beschäftigung und 177 aus einer Ausbildung oder Weiterbildungsmaßnahme. Im Gegenzug konnten 468 die Arbeitslosigkeit beenden, 143 davon nahmen eine Erwerbstätigkeit auf und 122 begannen eine Aus- oder Weiterbildung.

Kurzarbeit

Unternehmen nutzen auch weiterhin das Kurzarbeitergeld um ihre Beschäftigten zu halten. Da die Betriebe bis zu drei Monate im Nachgang abrechnen können, liegen verlässliche Daten erst mit einem längeren zeitlichen Verzug vor. Der aktuelle Trend lässt sich am besten an den monatlich neu eingegangenen Anzeigen ablesen.

Die Zahl der Anzeigen über konjunkturelle Kurzarbeit ist im wieder gestiegen. Bis zum 25. August 2022 gingen im gesamten Bezirk der Agentur für Arbeit Donauwörth 30 neue Anzeigen für 447 Beschäftigte ein. Im Juli wurden 6 Anzeigen für 20 Beschäftigte eingereicht. Eine genaue Aussage für die einzelnen Landkreise ist nicht möglich, da aus Datenschutzgründen Zahlenwerte unter drei statistisch nicht ausgewiesen werden.

Stellenmarkt

Die Nachfrage nach Arbeitskräften ist weiterhin hoch, auch wenn die Stellenmeldungen im August nur geringfügig über dem Vormonatsniveau liegen. Von den Arbeitgebern wurden 268 neue Arbeitsstellen gemeldet, 5 mehr als im Juli und 54 weniger als vor einem Jahr.

Im Stellenpool der Arbeitsagentur sind derzeit im Landkreis Donau-Ries 1.909 freie Arbeitsstellen (33 mehr als vor einem Monat und 412 mehr als im Vorjahr). Bei knapp 83 Prozent der gemeldeten Stellen liegen die Anforderungen auf Fachkraftniveau und höher. Dagegen sind nur 52 Prozent der Arbeitslosen Fachkräfte oder Spezialisten.

Für 1.325 Stellen werden Arbeitnehmer oder Arbeitnehmerinnen in Vollzeit und für 247 in Teilzeit gesucht. Bei 337 Stellen ist eine Beschäftigung in Vollzeit oder Teilzeit möglich. Von den Personaldienstleistern sind rund 25 Prozent der offenen Stellen gemeldet.

TOP 10 Bereiche, in denen Personal gesucht wird: Verkauf, Lager, Maschinenbau, Büro- und Sekretariat, Berufskraftfahrer, Reinigung, Kunststoffherstellung, Kfz-Technik, elektrische Betriebstechnik und Metallbearbeitung.

Ausbildungsmarkt

Von Oktober 2021 bis August 2022 wurden insgesamt 1.399 offene Berufsausbildungsstellen von den Betrieben gemeldet, 95 bzw. 6,4 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber lag hingegen bei 836. Das entspricht einem Rückgang von 133 bzw. 13,7 Prozent. Bisher sind noch 573 Ausbildungsstellen unbesetzt. Gleichzeitig sind 57 junge Menschen auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz oder einer anderen Alternative. Damit kommen rein rechnerisch auf einen aktuell noch unversorgten Ausbildungssuchenden 10,1 unbesetzte Berufsausbildungsstellen.

„Wie auch in den Vormonaten ist festzustellen, dass sich weniger Jugendliche gemeldet haben, die eine Berufsausbildung anstreben und sich hierzu gerne beraten lassen möchten. Wir engagieren uns dafür, dass möglichst viele Ausbildungsstellen besetzt werden und dass kein Jugendlicher verloren geht. Genau deshalb möchten wir diejenigen erreichen, die noch keine Vorstellung davon haben, was sie nach der Schule machen möchten. Junge Menschen in unserer Region haben weiterhin sehr gute Chancen auf einen Ausbildungsplatz. Wir können also alle ermutigen: Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, Kontakt zur Berufsberatung der Arbeitsagentur aufzunehmen. Wir beraten individuell und neutral und haben darüber hinaus zahlreiche Online-Angebote, die bei der Berufswahl unterstützen. Mit dem kostenlosen Online-Test Check-U kann man beispielsweise herausfinden, welches Studium oder welche Ausbildung zu den eigenen Stärken passt", betont Paul.

Auch wer die Schulzeit schon beendet hat und noch auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle ist, hat noch ein breites Angebot an offenen Ausbildungsstellen. Ein Ausbildungsstart ist bis weit in den Herbst hinein möglich. (pm)

Bild: Agentur für Arbeit Donauwörth