v.l.n.r: Andrea Ramold (Landratsamt Donau-Ries), Sabrina Trieb (Polizeiinspektion Donau-Ries), Stefan Graßl (Landratsamt Donau-Ries), Birgit Baier (Notärztin), Niels Pruin (Caritas Suchtfachambulanz Donau-Ries). Bild: Stefanie Mergel
Im Landratsamt Donau-Ries fand kürzlich eine Fortbildung statt, die vom Arbeitskreis Suchtprävention Donau-Ries angeboten wurde. Dazu waren suchtbeauftragte Lehrkräfte und Jugendsozialarbeiter an Schulen eingeladen.

Der Arbeitskreis besteht aus Fachkräften der Café Connection der Caritas Suchtfachambulanz Donauwörth, der Polizeiinspektionen im Landkreis, der Präventionsfachstelle und der Kommunalen Jugendarbeit (Landratsamt Donau-Ries), sowie einer Notärztin aus Donauwörth.

Das Schwerpunktthema war diesmal „Cannabis“. Wie sollen Lehrkräfte und Jugendsozialarbeiter an Schulen reagieren, wenn ihnen ein Jugendlicher erzählt, dass er in seiner Freizeit Cannabis raucht? Was ist zu tun, wenn ein Schüler an der Schule Cannabis verkauft? Was kann unternommen werden, wenn ein Schüler deshalb massiv schulisch abbaut? Schon allein aus diesen vielzähligen Fragen kann man erkennen, dass der Umgang mit diesem Thema schwierig ist.

Beim Gespräch mit Jugendlichen entsteht manchmal der Eindruck, dass sie Cannabis als harmlos einstufen. Die Legalisierungsdebatte kann darüber hinaus den Eindruck vermitteln, dass Cannabis ein ungefährlicher Stoff wäre. Medial hat Cannabis auch eher ein cooles und positives Image.
Laut dem Alkoholsurvey von 2021 haben 7,6 % der 12 bis 17-jährigen Jugendlichen in Deutschland innerhalb der letzten zwölf Monate Cannabis konsumiert, was 344.000 Jugendlichen entspricht. Mit zunehmendem Alter steigt die Zahl der Konsumenten. Bei 16 bis 17-Jährigen konsumierten bereits 16,7 % Cannabis.

Birgit Baier, Notärztin aus Donauwörth, ging auf die Substanz und die Wirkweise von Cannabis ein. Bei gelegentlichem Konsum kann der Gebrauch von wenigen Tagen bis zu einigen Wochen nachgewiesen werden. Konsumiert jemand regelmäßig, kann man das bis zu drei Monate feststellen. Gesundheitlich unbedenklich ist Cannabis nicht. Der Stoff kann sich gerade in der Pubertät schädlich auf die Hirnentwicklung auswirken, die mit 18 Jahren nicht abgeschlossen ist.

Präventionsbeamtin der Polizeiinspektion Donauwörth Sabrina Trieb erläuterte, was von polizeilicher Seite aus unternommen wird, wenn die Schule sich wegen eines Vorfalls meldet. Sie ging auf aktuelle Regelungen im Strafrecht und im Straßenverkehr ein. Dabei erläuterte sie auch, wie sich die geplante Gesetzesänderung auswirken könnte. Faktisch würde sich für unter 18-Jährige nichts verändern, denn Cannabis soll für sie weiter verboten sein. Weitere Infos über die geplanten Änderungen stehen in dem Eckpunktepapier der Bundesregierung, die sehr umfangreich sind und für lebhafte Diskussionen sorgten.

Stefan Graßl, Präventionsfachkraft am Landratsamt Donau-Ries, stellte ein Präventionsmodell vor, wie man mit Schülern umgeht, die einen riskanten Cannabiskonsum aufweisen. Manchmal fallen diese Schüler durch Konzentrationsprobleme auf oder haben Probleme, sich im Unterricht adäquat zu verhalten. „Wichtig ist es, auffällige Verhaltensweisen zu notieren, um ein realistisches Bild des Schülers zu bekommen“ so Graßl. „Der Konsum an sich steht nicht unter Strafe. Ein Schüler, der wegen seines Cannabiskonsums Schulprobleme hat, muss Hilfsmöglichkeiten bekommen, aber auch Sanktionen erfahren.“ Ganz anders verhält es sich jedoch, wenn ein Schüler Cannabis verkauft oder mit sich führt. Ab diesem Zeitpunkt gefährdet er Dritte, hier muss die Polizei eingeschaltet werden.

Niels Pruin von der Caritas Suchtfachambulanz berichtete über die Switch-Gruppe, die er zusammen mit seinen Kolleginnen im Café Connection in Donauwörth betreut. In der Gruppe nehmen Jugendliche und junge Erwachsene teil, die wegen ihres Cannabiskonsums auffällig geworden sind. Häufig bekommen sie eine gerichtliche Auflage und werden zur Teilnahme an der Gruppe verpflichtet. Auch auch von schulischer Seite besteht die Möglichkeit, Schüler an diesen Gruppensitzungen oder an Beratungsgesprächen teilnhemen zu lassen. „In der Gruppe wird die jeweilige Lebenssituation, der Konsum und die Gründe für den Konsum thematisiert. Einige haben hier noch kein Problembewusstsein, die Schwierigkeiten treten zu Beginn meist im juristischen Bereich auf“ so Pruin. (pm)