Schon zehn Gesellenprüfungen legten die Gefangenen dieses Jahr in der JVA Niederschönenfeld erfolgreich ab. Bild: JVA/Christian Mayrock
Zum Schuljahresende zieht die JVA Niederschönenfeld eine positive Bildungsbilanz. Schon zehn Gesellenprüfungen legten die Gefangenen in den ersten acht Monaten 2021 erfolgreich ab.

Die Ausbildung hinter den hohen Mauern hat in Niederschönenfeld bereits eine sehr lange Tradition. Seit fast 100 Jahren besteht für die inhaftierten Männer die Möglichkeit, einen Handwerksberuf im Gefängnis zu erlernen. 1929 legte der erste Gefangene in Niederschönenfeld seine Gesellenprüfung ab. Mittlerweile bietet die JVA die Möglichkeit, in ihren eigenen Lehrwerkstätten einen Gesellenbrief in zehn anerkannten Ausbildungsberufen zu erwerben. Neben klassischen Handwerksberufen wie Elektroniker, Maler, Metallbauer und Schreiner werden auch Berufsausbildungen z. B. zum Kfz-Mechatroniker und Mediengestalter, die sich aus früheren Berufen entwickelt haben, angeboten. Auch in den Versorgungbetrieben wie Küche, Bäckerei und Friseur können Gefangene ihre Ausbildung nachholen.  

Mangelnde schulische Vorbildung kompensieren

Dabei unterscheiden sich die Prüfungen nicht von den Anforderungen in Freiheit. Vorteilhaft wirken sich allerdings die geringeren Ablenkungsmöglichkeiten und die kleineren Gruppen hinter Gittern aus. Dadurch kann oftmals auch eine mangelnde schulische Vorbildung kompensiert werden sofern die Gefangenen auch dazu bereit sind. Durch die Ausbildung erhalten die inhaftierten Männer dann die Gelegenheit, in Freiheit den richtigen Weg einzuschlagen. „Der Fachkräftemangel im Handwerk ist für die jungen Männer dabei natürlich eine Chance. Allerdings hängt die Sozialprognose auch von weiteren Faktoren wie der Persönlichkeit, dem familiären Umfeld, der Motivation und teilweise auch von ein bisschen Glück ab“, so der Anstaltsleiter der JVA Niederschönenfeld, Roland Retzbach. Der Gesellenbrief verleiht aber eine lebenslange Berechtigung, einen Beruf als Facharbeiter auszuüben.

Aber auch Grundlehrgänge, die im Gegensatz zur klassischen dualen Ausbildung in einer kürzeren Zeit absolviert werden können, erfreuen sich großer Beliebtheit. Auch hier haben die entlassenen Gefangenen, z. B. in den Bereichen Barber, Fahrzeugaufbereitung und Gebäudereinigung, einen fachlichen Vorteil gegenüber ungelernten Hilfsarbeitern. Schweiß- und Gabelstaplerkurse runden die zielgerichtete berufliche Ausbildung für den Arbeitsmarkt ab.

Des Weiteren können die Gefangenen in Niederschönenfeld auch den einfachen und den Qualifizierenden Schulabschluss der Mittelschule nachholen. Hierbei konnte ein Gefangener die Quali-Prüfung mit der Bestnote von 1,0 abschließen.

Dementsprechend bereiten die Handwerksmeister und Lehrer, die in der JVA Niederschönenfeld tätig sind, den Gefangenen den Weg nach der Entlassung. Mit diesem Rüstzeug kann dieser auch erfolgreich absolviert werden.(pm)