Ein Großaufgebot der Polizei war gestern in der Asyl-Erstaufnahmeeinrichtung in Donauwörth im Einsatz, Bild: Diana Hahn
Am vergangenen Mittwoch kam es in der Donauwörther Asyl-Erstaufnahmeeinrichtung zu Ausschreitungen. Die Polizei hat sich jetzt in einer Pressemitteilung zu den Ereignissen, rund um die Abschiebung eines gambischen Staatsangehörigen- geäußert.
Donauwörth - "Am 14.03.2018 gegen 03.30 Uhr sollte die Abschiebung eines gambischen Staatsangehörigen aus der Aufnahmeeinrichtung in der Sternschanzenstraße - u.a. durch Unterstützung von Polizeikräften - erfolgen. Die Maßnahmen wurden durch etwa 50 Bewohner verhindert, indem sie durch aggressives Verhalten auf die Einsatzkräfte einwirkten. Auf Grund dessen musste die Abschiebung abgebrochen werden. Personen wurden nicht verletzt", heißt es in der Pressemitteilung.
"Wegen Verdacht des Landfriedensbruches erging im Laufe des Tages gegen einen der Rädelsführer Untersuchungshaftbefehl. Gegen mehrere Beteiligte wurde Abschiebehaftbefehl erlassen. Zudem waren weitere Straftäter noch nicht zweifelsfrei identifiziert. Um die notwendigen Festnahmen und Identitätsfeststellungen durchführen zu können, wurde mit Unterstützung der Bereitschaftspolizei die Aufnahmeeinrichtung am Nachmittag erneut aufgesucht. Hier wurde den Einsatzkräften wiederum mit aggressivem Verhalten entgegengetreten, zudem beschädigten die Bewohner Einrichtungsgegenstände und Fenster. Die Haftbefehle konnten dennoch vollzogen werden. Da sich mehrere Personen den Maßnahmen widersetzten, kam es zu weiteren Festnahmen", so die Polizei.
30 Personen festgenommen
Insgeamt 30 Personen, so meldet die Polizei, seien wegen Landfriedensbruch, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, versuchter gefährlicher Körperverletzung und Beleidigung bei dem Einsatz festgenommen worden. Im Nachgang zu dem gestrigen Einsatz könne nun - nachdem die Sachverhaltsabklärung und die Zuordnung der festgestellten Straftaten im Wesentlichen erfolgt ist, die Identität der Festgenommen mittlerweile auch feststeht- weitere ergänzende Angaben gemacht werden, so die Polizei weiter.
Zum Ermittlungsstand erteilt die Polizei folgende Auskunft: "Nach derzeitigem Stand wurden mindestens neun Fensterscheiben durch die Unterkunftsbewohner absichtlich zerstört und dabei teilweise komplett entglast, sowie diverses Mobiliar beschädigt. Außerdem wurden von den Bewohnern auch einige in den Anwesen angebrachte Feuermelder mutwillig eingeschlagen. Die genaue Schadenshöhe ist derzeit nicht bekannt, sie dürfte sich nach ersten Einschätzungen aber auf mehrere Tausend Euro belaufen. Während des Einsatzes wurden auch mehrere Gegenstände, wie Flaschen aber auch ein Stuhl und ein Kindersitz aus den Fenstern in Richtung Einsatzkräfte geworfen, ohne diese allerdings zu treffen. Einer der Bewohner stellte sich mit einer Eisenstange bewaffnet gegen Polizeibeamte, setzte diese aber offenbar nicht als Schlagwerkzeug ein, bevor er im nächsten Moment überwältigt und zu Boden gebracht werden konnte."
Die Stimmung während des Einsatzes wird von der Polizei als "insgesamt sehr aggressiv und angeheizt" beschrieben, So hätten sich die Mitarbeiter der dort tätigen Malteser während des Einsatzes am Morgen in die Rezeption geflüchtet und sich dort eingesperrt, weil sie mögliche Tätlichkeiten seitens der Bewohner befürchteten. Die Helfer seien dabei auch verbal bedroht worden und deshalb von Security-Kräften in Sicherheit gebracht worden.
Weiter heißt es in der Mitteilung der Polizei: "Zur Sicherung wurden auch Polizeihunde im Areal eingesetzt, allerdings nur im Außenbereich, nicht in den Gebäuden selbst. Einer der Hunde wurde durch umherfliegende Splitter verletzt. In Absprache mit der Staatsanwaltschat Augsburg war zur Aufklärung der begangenen Straftaten der Einsatz zahlreicher Polizeibeamten erforderlich. Nur dadurch gelang es auch weitere Straftaten und eine weitere Eskalation und Gewaltanwendung vorzubeugen. Die Bewohner wurden durch Lautsprecherdurchsagen in englischer Sprache mehrfach über das polizeiliche Vorgehen informiert und Verhaltenshinweise gegeben.
Insgesamt wurden 32 Männer, nahezu fast alle gambischer Herkunft, bei dem Einsatz vorläufig festgenommen. 30 von ihnen wurden bzw. werden heute noch dem Ermittlungsrichter beim Amtsgericht Augsburg vorgeführt. Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft Augsburg besteht der dringende Tatverdacht des Landfriedensbruchs, weshalb entsprechende Haftbefehle beim Amtsgericht Augsburg beantragt wurden. Die Vorführung der 30 Männer im Alter zwischen 17 und 33 Jahren zum Ermittlungsrichter bzw. Jugendermittlungsrichter dauern derzeit noch an und werden noch geraume Zeit in Anspruch nehmen." Zwei weitere Männer wurden in andere Einrichtungen verlegt. (pm)