15. März 2023, 14:19
Kriminalitätsentwicklung

Straftaten in Nördlingen nehmen leicht zu

Symbolbild Bild: pixabay
Wie in Bayern und im Bereich des Polizeipräsidiums Schwaben Nord sind auch in Nördlingen die Straftaten wieder leicht angestiegen. So registrierte die Polizei für das Jahr 2022 eine Steigerung der Straftaten um 3,2 Prozent.

Auffällig ist der deutliche Anstieg im Bereich der Gewaltkriminalität und bei den Vandalismusstraftaten. 2022 sind wesentlich mehr Körperverletzungen angezeigt worden als im Vorjahr. Den deutlichen Anstieg von 184 auf 227 Körperverletzungsstraftaten (um 43 Delikte = +23 Prozent) führt die Nördlinger Polizei auch darauf zurück, dass nach den coronabedingten Beschränkungen das Nachtleben „Schwung aufgenommen hat“.

Polizeichef Walter Beck: „Erfreulich ist, dass im Zusammenhang mit Großveranstaltungen wie der Nördlinger Mess oder andere Festivitäten mit Bierzeltbetrieb weniger Auseinandersetzungen polizeilich aktenkundig wurden. Allerdings werden nach Discotheken-Besuchen und Gastronomie-Aufenthalten zunehmend körperliche Auseinandersetzungen in den frühen Morgenstunden registriert.“

Der Bereich der Häuslichen Gewalt (einschließlich Stalking) wurde in Corona-Zeiten sehr viel diskutiert. Gegen den „Bayern-Trend“ stagnieren in diesem Bereich die Zahlen im Ries in den letzten Jahren (immer um die 65 Fälle; 2021 waren es 62 Fälle und im Jahr zuvor 60 Fälle). In den Jahren 2012 und 2013 lagen die Fallzahlen schon einmal 20 Prozent höher.

Beck: „Aufgrund der Tatsache, dass immer noch jede Woche mindestens ein solches Gewaltdelikt zur Anzeige gebracht wird, nimmt die Polizei dieses Thema weiterhin sehr ernst. Wir unternehmen im Rahmen unserer Befugnisse alles, um die Vorgänge genau zu erforschen, weitere Gewalttaten zu verhindern und den Schutz der Opfer zu verbessern.“

Diebstähle

Wie in Gesamt-Bayern handelt es sich auch im Ries bei knapp einem Viertel aller Straftaten um Diebstähle. Insgesamt 412 (334) Diebstähle wurden angezeigt. Der doch deutliche Anstieg um über 20 Prozent ist unter anderem auch auf ein Mehr bei den Ladendiebstählen (von 69 auf 80) und den Fahrraddiebstählen (von 50 auf 64) zurückzuführen. Die Wohnungseinbrüche spielen mit vier Straftaten in der Statistik kaum noch eine Rolle.

Allerdings haben unbekannte Täter die Polizei Nördlingen und die Kriminalpolizei in Dillingen mit Geldautomatenaufbrüchen in Atem gehalten. Diese Fälle, in denen die Täter mit einem Spreizer die Automaten brachial aufgebrochen haben, sind weiter ungeklärt.

Die polizeilichen Feststellungen im Bereich der Rauschgiftkriminalität sind 2022 deutlich zurückgegangen. Polizeichef Beck: „Bei der Rauschgiftkriminalität handelt es sich um ein reines Kontrolldelikt, das wiederum einen entsprechenden Personaleinsatz verlangt. Im vergangenen Jahr hatten wir in diesem Bereich leider weniger Personal zur Verfügung – nicht zuletzt auch aufgrund von Personalabstellungen zum G7-Gipfel und Erkrankungen. So begründet sich auch der Rückgang bei den festgestellten Rauschgiftdelikten von 199 auf 87. Gerade aufgrund unserer Erfahrungen bei Straßenverkehrskontrollen (hohe Zahl der festgestellten Fahrten unter Drogeneinfluss) werden wir im Jahr 2023 diesem Bereich wieder unsere verstärkte Aufmerksamkeit widmen.“

Vandalismus / Sachbeschädigung

Die Sachbeschädigungen auf Straßen, Wegen, Plätzen haben im vergangenen Jahr deutlich zugenommen. Der Anstieg von 127 auf 179 solcher Taten ist hauptsächlich auf den Stadtbereich Nördlingen bezogen, wo wiederum über 20 Schmierereien und Beschädigungen im Bereich der Reimlinger Mauer zur Anzeige gebracht wurden.

Trotz intensiver Ermittlungsarbeit und vager Verdachtsmomente konnte hier bislang noch kein(e) Tatverdächtige(r) dingfest gemacht werden.

Betrugsstraftaten

Die in der Statistik erfassten Betrugsfälle sind abermals leicht zurück-gegangen, (von 111auf 87). Beck: „Wie bereits im Vorjahr berichtet verlagern sich seit einigen Jahren die Betrügereien in den anonymen Raum des Internets. Diese Tatsache wirkt sich grundsätzlich auch auf die in der polizeilichen Kriminalstatistik erfassten Fälle aus.

Allerdings hat die statistische Erfassung hier eine Schwachstelle. Fälle bei denen zwar das Opfer im Ries beheimatet ist und bei der PI Nördlingen die Anzeige erstattet, der Täter und der Ort von dem er aus agiert allerdings irgendwo in Deutschland oder sogar meistens im Ausland liegt, werden bei uns in der Statistik nicht erfasst, da es sich bei der Kriminalstatistik um eine Tatort-Statistik handelt. Alleine im Jahr 2022 haben wir über 500 solcher Fälle!“ bearbeitet.

Die Fallabarbeitung bis zur Abgabe an eine „auswärtige“ Staatsanwaltschaft gestaltet sich sehr aufwändig und arbeitsintensiv, schlägt sich aber in der Polizeilichen Kriminalstatistik nicht nieder. “

Der Enkeltrick hält die Polizei weiterhin in Atem

Den Enkeltrick am Telefon gibt es jetzt schon einige Jahre. Seit einiger Zeit versuchen es Betrüger über WhatsApp: Sie geben sich bei älteren Menschen als deren Kinder/Enkel aus und wollen sie zu einer Geldüberweisung überreden. Im Laufe des Chats verlangt die vermeintliche Verwandte Geld unter einem Vorwand (Bezahlung einer wichtigen Rechnung o.ä., täuscht Notlage vor) und bittet um eine Überweisung. Wenn die Geschädigten fragen weshalb eine andere Handynummer als die übliche beim Absender steht folgen Geschichten wie - mein Handy ist gerade kaputt das ist meine Ersatznummer. o.ä.

Beck: "Die Masche ist gemein! Die Betrüger nutzen den vermeintlich geschützten Raum des privaten Chats für ihre Zwecke". Nahezu wöchentlich fallen gutgläubige Menschen auf diesen Trick herein und überweisen Tausende von Euro. In diesem Zusammenhang ist auch bei den sog. Echtzeitüberweisungen Vorsicht geboten. Denn meist bitten die angeblichen Kinder darum, eine Sofort- oder Echtzeitüberweisung vorzunehmen. Dadurch bekommen die Betrüger einen zeitlichen Vorsprung, um das Geld von dem extra eingerichteten Konto zu holen. Eine Rückbuchung wird dadurch erschwert bzw. ist in der Regel nicht mehr möglich.“

Die Polizei Nördlingen hat folgende Tipps, wie man sich am besten in einer solchen Situation verhalten soll:

Zur Kontrolle alte Handynummer anrufen oder weitere Kontaktmöglichkeiten nutzen (andere Messengerdienste, E-Mail, Apps oder Festnetz).

  • Sich im Chat nicht zur Eile drängen und unter Druck setzen lassen.
  • Sich immer mit weiteren Angehörigen besprechen.
  • Generell misstrauisch sein bei Forderungen nach Geldüberweisungen per WhatsApp - aber auch bei einem Telefonanruf vermeintlicher Kinder oder Enkel.
  • Wurde bereits Geld überwiesen, sofort Kontakt zur Bank aufnehmen und Rücküberweisung veranlassen.
  • Unbekannte Nummer nicht einspeichern.
  • Nachrichten bei WhatsApp nicht löschen, sondern im Betrugsfall Anzeige bei der Polizei erstatten.
  • Nummer des Absenders blockieren, um keine weiteren Nachrichten zu bekommen

Aufteilung der Straftaten im Bereich der Polizeiinspektion Nördlingen

Die Straftaten im Ries konzentrieren sich weiterhin zum Großteil auf die beiden Städte Nördlingen und -mit Abstrichen- Oettingen. Von den insgesamt 1459 Straftaten wurden 987 im Stadtgebiet Nördlingen registriert - im Vorjahr waren dies 906 (das heißt zwei Drittel aller Straftaten im Ries entfallen weiterhin auf das Stadtgebiet Nördlingen).

Von diesen Straftaten konnten über 62 Prozent geklärt werden. Auf das Stadtgebiet Oettingen entfielen 177 (175) Straftaten. Weder in Oettingen noch in Nördlingen haben sich Kriminalitätsschwerpunkte herauskristallisiert.

Nördlingen - Straftaten gesamt: Anstieg von 906 auf 987 (+ 81 Fälle):

  • Diebstähle 282 (236)
  • Körperverletzungen 166 (106)
  • Sachbeschädigungen 141 (189)
  • Rauschgift 51 (137)
  • Betrug 45 (54)

Oettingen - Straftaten gesamt: Rückgang von 177 auf 175 (-2 Fälle):

  • Diebstähle 64 (36)
  • Körperverletzungen 26 (27) • Sachbeschädigungen 25 (22)
  • Rauschgift 12 (9)
  • Betrug 17 (31)

(pm)