Symbolbild Bild: pixabay
Wie bereits berichtet, ist in der Nacht auf den zweiten Weihnachtsfeiertag auf dem Gelände einer Biogasanlage zwischen Minderoffingen und Fremdingen ein beachtlicher Sachschaden entstanden: Ein Traktor wurde in einem Teich versenkt und mit einem Radlader ein Eisentor aus der Verankerung gerissen. Die Schadenssumme wurde damals auf rund 350.000 Euro geschätzt. Zwei junge Männer aus dem benachbarten Baden-Württemberg wurden jetzt von der Nördlinger Polizei als „Schadensverursacher“ ermittelt.

Am zweiten Weihnachtsfeiertag herrschte auf der Minderoffinger Biogasanlage ab circa 02:40 Uhr reges Treiben. Zunächst wurden den Betreibern der Biogasanlage eine Störung gemeldet, welche kurz danach auch von Verantwortlichen überprüft wurde. Nachdem bei der Überprüfung festgestellt wurde, dass alles in Ordnung war, sind die Zuständigen wieder vom Gelände gefahren, das Tor jedoch schloss erst etwas zeitversetzt.

Etwa zur gleichen Zeit fuhr ein „unberechtigtes Fahrzeug“ auf das Areal der Anlage, das Zufahrtstor war zu diesem Zeitpunkt geöffnet. Was sich anschließend auf dem Areal der Biogasanlage abspielte war zunächst unklar. Mehrere Videoaufzeichnungen wurden von der Polizei sichergestellt und mit großem Aufwand gesichtet und ausgewertet. Schon damals stand aufgrund der Spurenlage allerdings fest, dass die Flucht der „Schadens-Verursacher“ in Richtung Baden-Württemberg führte.Die Polizei Nördlingen hat aufgrund des immensen Sachschadens die Ermittlungen mit Nachdruck vorangetrieben. Bei einer sehr umfangreichen Spurensicherung am Tatort bzw. an den beteiligten Fahrzeugen (Traktor und Radlader) konnten vor allem DNA-Spuren gesichert werden.

Polizeichef Beck: „Gleich nach der Tat haben wir um die erstaufnehmenden Beamten eine kleines Ermittlungsteam gebildet. Die Kollegen gingen mit großer Motivation und sehr akribisch zu Werke.  Gerade weil zahlreiche Spekulationen und Falschverdächtigungen im Umlauf waren, wollten wir möglichst schnell Klarheit in die Ermittlungen bringen. Teilweise kamen die Kollegen sogar außerhalb der Dienstzeit zur Dienststelle.“

Zunächst wurden „zig“ Personen erhoben, die als Zeuge für den Tathergang in Frage kommen. Hinweise aus der Bevölkerung, eben auch den ziemlich spekulativen Vermutungen, wurde gewissenhaft nachgegangen. Täglich tauchten neue Vermutungen auf, die jedoch allesamt haltlos waren. Die Vielzahl von Zeugenvernehmungen  führte auch schnell dazu, dass ein zunächst Tatverdächtiger eindeutig als Täter ausgeschlossen werden konnte.

Im Zuge einer weiteren Vernehmung Ende vergangener Woche tauchte ein vager Hinweis auf ein verdächtiges Fahrzeug im benachbarten Baden-Württemberg auf, das möglicherweise in eine Werkstätte verbracht wurde. Nachdem hinsichtlich der möglichen Beschädigungen entsprechende Spuren gesichert wurden, überprüften die Beamten in der Folge in Frage kommende Werkstätten im „Grenzgebiet“. Bei einer dieser Werkstätten wurden die Beamten vor 10 Tagen fündig. Der berühmte „Kommissar Zufall“ leistete hier Unterstützung, denn nur einen Tag vorher war diese Werkstätte mit der Reparatur eines Personenkraftwagens beauftragt worden, dessen Beschädigungen eindeutig mit dem Geschehen auf der Biogasanlage in Verbindung zu bringen waren.

Das Fahrzeug wurde umgehend sichergestellt und zur Spurensicherung abgeschleppt. Der Fahrzeughalter, ein 61-jähriger Mann aus Baden-Württemberg, wurde am vergangenen Donnerstag vernommen und räumte ein, dass sein Fahrzeug wohl „in die Sache verwickelt“ war. Nach dem derzeitigen Ermittlungsstand benutzte der 16-jährige Sohn des Mannes zusammen mit einem 18-jährigen Freund das Fahrzeug in der Tatnacht.

Die beiden jungen Männer wollten wohl nur eine Spritztour unternehmen und auf dem Areal der Biogasanlage in Minderoffingen „eine Runde drehen“. Kurz nach 02.00 Uhr brachen sie zu dieser verhängnisvollen nächtlichen Fahrt auf; am Steuer saß der 16-Jährige. Der Vater wusste von dieser Fahrt nichts, er war bei seiner ersten Kontaktaufnahme durch die Polizei sichtlich überrascht.

Wie bereits mitgeteilt, fuhren die Männer durch das offen stehende Tor auf das Gelände, auf dem wohl nur eine kurze „Erkundungs-Rundfahrt“ geplant war. Das Schicksal nahm seinen Lauf. Bei der Fahrt blieben sie im tiefen Morast stecken; das Auto, ein VW Touran, musste befreit werden.

Der 16-Jährige sah einen in einer Halle stehenden Traktor, setzte diesen in Bewegung und wollte das Auto aus dem Morast ziehen. Vergeblich! Der Traktor geriet beim Rückwärtsfahren ins Rutschen und kippte in den Teich auf der Anlage. Der 16-Jährige befreite sich unverletzt aus dem Traktor und suchte nach einer weiteren „Bergemöglichkeit“. Er stieß auf einen in einer anderen Halle stehenden Radlader, startete diesen, zog den Pkw aus dem Sumpf und fuhr anschließend mit der Schaufel gegen das zwischenzeitlich geschlossene Hoftor.

Mit dem befreiten Pkw fuhren die Männer anschließend heim. Das Fahrzeug wurde leicht beschädigt in die Garage gestellt. Für die Beschädigung hatte der 16-Jährige für seinen Vater eine Ausrede parat. Der 61-jährige Vater bekam erst vergangene Woche  einen Werkstatt-Termin und so wendete sich das Blatt zugunsten der hartnäckigen Nördlinger Polizisten.

Gegen den 61-jährigen Vater wird jetzt wegen des Zulassens des Fahrens ohne Fahrerlaubnis ermittelt; gegen seinen 16-jährigen Sohn läuft ein Ermittlungsverfahren wegen des Fahrens ohne Fahrerlaubnis, dem Unbefugten Gebrauch eines Kfz, Sachbeschädigung und Hausfriedensbruch.

Der 18-Jährige muss sich wegen Hausfriedensbruch verantworten.

Beck: "Ich bin froh, dass wir trotz spärlicher Spurenlage und wenig Hinweisen aus der Bevölkerung den Fall so schnell klären konnten. Insbesondere konnten wir so den wilden Spekulationen und den zahlreichen irreführenden Verdächtigungen Einhalt gebieten.  Die ermittelnden Kollegen wurden für ihre Hartnäckigkeit belohnt, das freut mich besonders." (pm)