Kleines Jubiläum

Stadtkapelle Nördlingen brilliert beim Frühjahrskonzert

Die Stadtkapelle Nördlingen überzeugt mit facettenreichem Programm. Bild: Doris Dollmann
Die Stadtkapelle ist ein fester Bestandteil des Nördlinger Kulturlebens. In diesem Jahr feiert das Orchester ein kleines Jubiläum. Beim Frühjahrskonzert zeigte sich die Stadtkapelle einmal mehr von ihrer besten Seite.

Sozusagen als Lückenschluss wurde vor 35 Jahren vom damaligen Hauptamtsleiter Heiner Rommel, Stadtkapellmeister Georg Winkler unter Oberbürgermeister Paul Kling die Stadtkapelle ins Leben gerufen. Wie Oberbürgermeister David Wittner ausführte, wollte man damit für die Ausscheider der Knabenkapelle eine musikalische Heimat schaffen, die als generationenübergreifender musikalischer Klangkörper weit über die Stadtgrenzen hinaus die Kulturlandschaft prägt. Seit 11 Jahren hat Armin Schneider die musikalische Leitung.

Mit dem bekannten Konzertmarsch „Berliner Luft“, der vielen vor allem durch das „Pfeifen“ bekannt ist, eröffnete die Kapelle das Konzert. Nachdem Wittner zahlreiche Ehrengäste begrüßt hatte, darunter MdB Ulrich Lange, dem er nachträglich zu dessen Ernennung zum Staatssekretär für Digitales und Verkehr gratulierte, der Bürgerbeauftagte Wolfgang Fackler, der Leiter der Trommlerkorps Michael Fischer, Stadtkapellmeister Oliver Körner, der als Klarinettist mitspielte, sowie die Vertreter der Geistlichkeit, Banken und Förderern, übernahm Antonia Engert das Mikrophon. In gewohnt charmanter Art führte sie durch das facettenreiche Programm. Äußerst schwungvoll mit „Leichte Kavallerie“, die Ouvertüre der gleichnamigen Oper von Franz von Suppé, entführte das Orchester die zahlreichen Besucher der Schillerhalle mit feurigen Rhythmen in die ungarische Steppe.

Vom Mittelalter in die Moderne

Klavier-Solist André Schneider (Landessieger ASM) Bild: Doris Dollmann

Inspiriert durch das Buch von Ulrike Schweikert „Die Hexe und die Heilige“ verfasste Steven Reinecke seine gleichnamige sinfonische Dichtung. Die Geschichte erzählt von einem düsteren Kapitel des Mittelalters, nämlich der Hexenverfolgung. In Ellwangen werden im Jahr 1588 die Zwillingsschwestern Helena und Sibylla geboren, was zur damaligen Zeit als wahrer Fluch galt. Helena ging ins Kloster, Sibylla wurde Hebamme, lernte die dunklen Machenschaften der Mächtigen kennen und wurde so ein Opfer der Inquisition. Tiefes Blech und Glockenspiel sorgen zu Beginn des Stückes für düstere Stimmung, pointierte Taktwechsel und Bassklarinetten-Soli, gespielt von Regina Hackenberg, vervollständigen das dramatische Szenario. Das Stück solle auch als Einstimmung auf das historische Stadtmauerfest und auf die diesjährige Freilichtbühnen-Saison dienen. Dort wird „Maria Holl – Hexenjagd in Nördlingen“ aufgeführt.

„Ungewöhnlich für ein Blasorchester ist ein Klavier!“ Mit diesen Worten kündigte die Moderatorin „Treasury for Piano“ an. Andrè Schneider, der bereits im Alter von 6 Jahren Trompete lernte, mit 7 in die Knabenkapelle eintrat und heute gefragter Orchester- und Studiomusiker ist, brillierte in dem mit Schwierigkeitsgrad 5 bewerteten Stück von Harry Richards. Die Komposition besticht vor allem durch den Kontrast zwischen Romantik und Rockmusik. Mit „Spanish Fever“ einer gelungenen Mischung aus feurigem Flamenco und Discorhythmen des Komponisten Jay Chattaway ging es in die Pause. 

Film und Schlager

1987 erklärte der damalige US-Präsident Ronald Reagan „Stars and Stripes“ von John Philip Sousa zur amerikanischen Nationalhymne. Bekannt wurde das Lied bei uns in den 1980er Jahren als Werbesong der Reinigers „Der General“. Vor allem die kleinen Piccolo-Flöten haben in diesem Marsch ihren großen Auftritt.

Man kennt ihn, den kleinen Mann mit dem Bärtchen, viel zu großen Schuhen, Melone und Stock – Charlie Chaplin. Er ging als Komiker in den 1920 Jahren in die Filmgeschichte ein. Er war nach den Worten Engerts aber auch ein hervorragender Melodienschreiber. „Charles Chaplin“ Filmmusik stellt für die Musikerinnen und Musiker eine große Herausforderung dar. Rasche Tempi- und Stilwechsel vom Walzer über Marsch bis hin zum Charleston und Galopp meisterte die Stadtkapelle mit Bravour. Das Werk „Dream“ der österreichischen Komponistin Dana Schraml ist in drei Hauptteile gegliedert. Während der erste langsame Teil eher den Wunschtraum symbolisiert, wird es im schnelleren Mittelteil eher gruselig, wenn die unterschiedlichen Geisterstimmen und Gespensterrufe einem durch Mark und Bein gehen. Gelungener Überraschungseffekt: statt Instrument menschliche Stimme. Im dritten Teil wird das Stück wieder ruhiger und langsamer und die Zuhörerinnen und Zuhörer können aufatmen. Erneut ein Stück mit Höchststufenbewertung ist das Medley der besten Udo-Jürgens-Hits, arrangiert von Guido Rennert. Schnelle Tempi- und Rhythmuswechsel, diverse Soli für Querflöte, Flügelhorn, Posaune und Klavier gaben der Kapelle beim eigentlich letzten Stück des Abends noch einmal die Gelegenheit ihr Können unter Beweis zu stellen.

Standing Ovation und Urkundenübergabe

V.l.n.r.: Stadtkapellmeister Oliver Körner, OB David Wittner, Shirin Strauß, Dirigent Armin Schneider. Bild: Doris Dollmann

Das Publikum war begeistert und verlangte nach einer Zugabe. „Do remember me“, eine Gospelzusammenfassung von James L. Hosay sollte jedoch nicht der letzte Titel des gelungenen Abends sein. Passend zum 35-jährigen Jubiläum endete das Konzert, wie es begonnen hatte, mit einem Marsch. „Jubelklänge“ von Ernst Uebel wird als heimliche Klingentaler Hymne gehandelt und gelangte im Zuge der Wiedervereinigung zu Bekanntheit.

Genau auf den Tag genau vor einem Jahr wurde der Förderverein der Knaben- und Stadtkapelle gegründet. Ziel ist die Unterstützung bei der Anschaffung und dem Unterhalt von Instrumenten und der Ausstattung, musikalische Ausbildung, Durchführung von Auftritten und Konzertreisen und natürlich die Förderung der Gemeinschaft. Wie 1. Vorstand Michael Enders erklärte, wurden bereits eine Piccolo-Flöte und eine Musikanlage angeschafft. Nach Schaffung der Bläserklassen und der Vereinigung zwischen Bläserklassen und Vorstufenorchester der Knabenkapelle treffen sich jede Woche über 250 Musikbegeisterte bei Proben und Auftritten. „Was der Armin Schneider ohne Musiker, ist der Förderverein ohne Mitglieder.“, so Enders wörtlich. Der Mitgliedsbeitrag beträgt übrigens 20 Euro im Jahr.

Im Rahmen des Konzertes konnte Oliver Körner Altsaxophonistin Shirin Strauß für die mit Bestnote bestandene D3 Prüfung gratulieren. Sie erhielt die Urkunde und die goldene Anstecknadel des ASM. Das Musikleistungsabzeichen ist die höchste instrumentale Qualifikation der Blasmusikverbände.