Diskussionsrunde

Hat der Landkreis Donau-Ries ein Biberproblem?

Ein angenagter Baum am Uferstreifen der Ussel. Bild: Thomas Oesterer
Bei einer Diskussionsrunde, organisiert vom Bayerischen Bauernverband (BBV), haben sich am Montag Vertreter der Landwirtschaft, des Bauernverbandes und der anwesende Biberbeauftragte über Biberschäden im Landkreis Donau-Ries ausgetauscht.

Der Biberbestand hat sich in den vergangenen Jahren in Bayern stark erhöht und auch im Landkreis Donau-Ries ist der Biber weiterhin auf dem Vormarsch. Diese Entwicklung sorgt nicht nur für Vorteile im Sinne der Artenvielfalt und der Erhaltung von Ökosystemen, sondern führt auch zu großen Problemen für die Natur und vor allem zu steigenden Mehrkosten besonders für Landwirte. Um auf das Thema "Biberschäden im Landkreis" aufmerksam zu machen, hat jetzt die Stadt Monheim zusammen mit dem Bayerischen Bauernverband zu einer Diskussionsrunde in der Stadthalle Monheim eingeladen. Anwesend war neben einigen Landwirten aus der Region auch Heinrich Behringer, der seit vielen Jahren als Biberbeauftragter für den Bezirk Monheim verantwortlich ist.

Biberschäden in Höhe von über 750.000 Euro

Der Biber ist in Bayern im 19. Jahrhundert durch den Menschen fast vollständig ausgerottet worden. Zwischen 1960 und 1980 wurde der Biber dann wieder in Bayern angesiedelt, wo er bis heute flächendeckend heimisch ist. Derzeit geht der BBV von über 25.000 Tieren in Bayern aus, die Tendenz ist dabei stark steigend, auch weil der Biber auf der Artenschutzliste steht. Das Bayerische Umweltministerium hat deshalb bereits vor über 10 Jahren das bayerische Bibermanagement etabliert. Ziel es ist, Konflikte die durch mögliche Schäden entstanden sind zu minimieren oder gar zu verhindern. Für die durch Biber entstandenen Schäden im Bereich der Land-, Teich- und Forstwirtschaft leistet der Freistaat Bayern und im konkreten Fall der Landkreis Donau-Ries freiwillige finanzielle Ausgleichszahlungen. Dafür wurde im Jahr 2008 eigens ein Biberschadensfond mit 550.000 Euro geschaffen. Ein Wert, der mittlerweile viel zu niedrig angesetzt sei, wie BBV-Kreisobmann Karlheinz Götz erklärt: "Der gemeldete Schaden lag in Bayern 2020 bei rund 750.000 Euro. Darin sind noch nicht die Schäden enthalten, die von Landwirten aus Zeitnot selbst beseitigt und deshalb nicht gemeldet wurden." 

Tiere sorgen für enorme biologische Vielfalt

Auch für die aufgebrachten Landwirte ist die Situation bereits klar. "Wenn die Gesellschaft den Biber in dieser Anzahl erhalten möchte, dann muss jemand für unsere Mehrkosten aufkommen. Wir müssen einfach eine bessere Unterstützung erhalten, wenn unsere Felder und Wiesen überschwemmt werden", erklärt in diesem Zusammenhang Martin Krell, Landwirt aus der Region. Dieser Argumentation stellte Biberbeauftragter Heinrich Behringer entgegen, dass in seinem Bezirk das Bibermanagement einwandfrei funktioniere. "Der Biber ist bei uns im Landkreis nicht nur für Schäden verantwortlich, sondern hat einen enormen Wert für die biologische Vielfalt im Donau-Ries. Die emotionale Diskussion zeigt, wie komplex der Umgang mit dem Biber ist. Auf der einen Seite steht das Argument der Artenvielfalt und des Artenschutzes auf der anderen Seite fühlen sich die Landwirte in der Region - ob zu Recht oder unrecht sei dahingestellt - vom Landkreis im Stich gelassen, besonders in wirtschaftlicher Hinsicht. 

Zahlreiche Überschwemmungen durch Biberburgen 

Diese Brisanz zeigte sich auch beim anschließenden Ortstermin. An einem kleinen Teil der Ussel zwischen Itzing und Flotzheim konnten die ortsansässigen Landwirte darlegen, von welchen Problemen sie im Voraus berichtet hatten. Durch den Bau einer Biberburg wurde das unterirdisch verlegte Drainagen-System verschlammt. Wasser konnte auf einer nahe gelegenen landwirtschaftlichen Nutzfläche nicht mehr richtig ablaufen und es kam zur Überschwemmung. Ein Befahren mit landwirtschaftlichen Maschinen wurde dadurch undenkbar. Wie es mit der "Causa Biber" in den kommenden Jahren weitergeht, ist zum jetzigen Zeitpunkt weiterhin völlig offen. Das Ziel des BBV ist es zumindest, den Biber von der Artenschutzliste zu streichen und einen besseren und schnelleren Ausgleich für die Landwirte zu schaffen. "Dadurch könnte zumindest der verursachte gesamtgesellschaftliche Schaden verringert und die Biberpopulation besser reguliert werden. Wir müssen endlich anfangen zu verstehen, dass es Naturschutz zum Nulltarif nicht mehr geben wird", erklärt Michael Stiller, Geschäftsführer der BBV-Geschäftsstelle Donauwörth. 

Beim Ortstermin an der Ussel wurden angeregte Diskussionen geführt. Auf dem Bild von links: Biberbeauftragter Heinrich Behringer und Landwirt Martin Krell. Bild: Thomas Oesterer