2. Dezember 2016, 09:56

Bebauung in der Promenade: Investoren contra Bebauungsplan

Am Ende der Stichstraße sind sieben Gebäude geplant. Bild: Mara Kutzner
Zum wiederholten Mal war eine Bauvoranfrage Thema im Bauausschuss. Kritik gab es erneut, weil die Bauvorhaben über den Bebauungsplan hinausschießen. Zahlreiche Anwohner der Promenade, die im Vorfeld ebenfalls kritisierten, waren anwesend und der Zuschauerraum gut gefüllt. 
Donauwörth - Bereits zum zweiten Mal war eine Bauvoranfrage Thema im Bauausschuss. Geplant ist, dass ein ca. 5100 Quadratmeter großes Grundstück oberhalb der Promenade mit sieben Wohnhäusern und insgesamt 30 Wohneinheiten bebaut werden soll. Auf der Talseite oberhalb des Kaibachs sollen vier dreigeschossige Mehrfamilienhäuser mit je sechs Wohneinheiten mit fast 100 Quadratmetern entstehen. Auf der Ostseite sind drei Wohnhäuser mit zwei Wohneinheiten geplant. Es handelt sich hierbei um zwei zweigeschossige Gebäude und ein modernes dreigeschossiges Gebäude mit jeweils einer Grundfläche zwischen 128 und 160 Quadratmetern.
Investoren ignorieren den Bebauungsplan
Dieses Vorhaben hat den Zorn der Anwohner herauf beschworen, die die beschauliche Lage in der Promenade gefährdet sehen. Ein Grund: Die bisherige Baupläne stimmen nicht mit dem Bebauungsplan überein. Dort sind nämlich nur fünf Wohnhäuser mit 12 bis 15 Wohneinheiten vorgesehen. Robert Ebner lässt nicht zum ersten Mal auf seinem Grundstück bauen. Bereits vor einigen Jahren wurde der untere Teil des Wohngebietes bebaut. Schon damals galt der jetzige Bebauungsplan und es wurde mehrere Ausnahmen genehmigt.Es scheint, als pokern die Investoren dieses Mal noch höher, denn sollte die Bauanfrage positiv sein, so würde nicht nur die Anzahl der Wohneinheiten überschritten sondern auch nahezu alle weiteren Vorgaben. Unter anderem beträgt die geplante Dachneigung nur 5-10° anstelle der vorgegebenen 28-47°. Auch die Gebäudehöhen würden jeweils um mehrere Meter die vorgegebenen Höhen überragen. Die Traufhöhe beim Einfamilienhaus Morrigl beträge talseits stolze 10 Meter anstelle der vorgegebenen 6,50 Meter.  Nicht zuletzt würden auch die Baugrenzen überschritten und teilweise komplett auf die Grundstücksgrenze gebaut.
Besonders kritisch ist auch die Zufahrt zu den geplanten Gebäuden. Die Stichstraße hat eine Steigung von 17-20%. Daraus resultiert, dass erfahrungsgemäß weder Müll noch Feuerwehrfahrzeuge den Berg hinauf kommen könnten. Gerade bei der Müllabfuhr ist es heute schon so, dass diese den Berg nicht immer hinauffahren können.
Ortstermin des Bauausschusses
Weil bei der ersten Beratung im Ausschuss sehr kritische Stimmen auf kamen, wurde am gestrigen Nachmittag - unmittelbar vor der Sitzung - ein Ortstermin mit den Mitgliedern des Bau-Planungs und Umweltausschusses gemacht. Mit Holzkonstruktionen wurden die Silhouetten der künftigen Gebäude gezeigt. Neben den Stadträten wollten auch Anwohner sich ein Bild von der Situation machen. Jedoch verhinderten Securitys, dass fremde Personen auf das Grundstück kamen, wie uns mehrere Anwohner schilderten.
Ausschuss entscheidet sich noch nicht 
In der Sitzung im Rathaus übergab Oberbürgermeister Armin Neudert schnell das Wort an Stadtbaumeister Wannick. Dieser schilderte den Sachverhalt und ging anschließend auf ein Schreiben von Robert Ebner an die Stadt ein. Dieser beharrt auf seinem Standpunkt, dass es sich lediglich um 2 1/2 Stockwerke handle und nicht um drei, wie immer besprochen wurde. Außerdem nahm er Bezug auf das große Terassenhaus in der Nachbarschaft, dass deutlich mehr Wohneinheiten habe, als im Bebauungsplan vorgesehen. Beide Kritikpunkte entkräftete der Stadtbaumeister. Auch die Meinung, es handle sich bei dem unteren, bereits bebautem Bereich um ein Gewerbegebiet, verneinte die Stadt.
Wolfgang Fackler, Fraktionssprecher der CSU sprach von einem stimmigen Konzept, falls man die 30 Wohneinheiten für zumutbar halte. Er bescheinigte dem Bauherrn Baurecht, es sei sein Grundstück und er dürfte bauen, so Fackler weiter. "Aber die Straße ist das Problem und wir können nicht ohne weiteres eine neue Straße bauen. Außerdem wusste der Bauherr, dass nur 12 Wohneinheiten zulässig sind", so Fackler. Er hält die oberen drei Einfamilienhäuser mit Einliegerwohnung für plausibel, ihn stören vor allem die Mehrfamilienhäuser. Stadtrat Albert Riedelsheimer von den Grünen sagte klar und deutlich, dass man nicht einfach das Doppelte als vorgesehen genehmigen könne. Er stellte außerdem an Ordnungsamtsleiter Konrad Nagl die Frage nach den Rettungswegen. Dieser sagte, dass man hier noch nicht mit den zuständigen Stellen gesprochen hätte. Günther Schwendner (SPD) machte deutlich, dass man dem Investor nun nicht mehr bei er Grundflächenzahl angehen könne. "Nachdem bereits im unteren Bereich die Grundflächenzahl auf 0,25 statt 0,22 erhöht wurde, ist diese Überschreitung auch im oberen Bereich zulässig", sagte er. Allerdings hält er die Verkehrsanbindung für katastrophal und nicht passend.
Am ausführlichsten äußerte sich Josef Reichensberger. Er sagte die eigentlichen Fehler wären bei der Genehmigung vor 20 Jahren gemacht worden. Sich selbst schließt er bei dieser Kritik nicht aus, schließlich war er damals schon im Stadtrat. "Wir haben verpasst, die Promenade auch von oben zu erschließen", meint er. Reichensberger lobte die Ortsbegehung, die deutlich gemacht hätte, wie die Gebäude den Nachbarn durch die Wegnahme von Licht und Sonne schaden. Er forderte den Oberbürgermeister und die Verwaltung auf, mit dem Bauherrn eine Kompromisslösung zu suchen.
Am Ende stimmten vom Bau-Planungs-Umweltausschuss elf Mitglieder dem Beschluss zu. Der BPU erkennt die Bebauung hier als sinnvoll an. Die Verwaltung soll mit dem Bauherren über eine Reduzierung der Wohneinheiten und eine Anpassung der oberen Baugrenzen verhandeln. Einzig Manfred Hofer von der EBD stimmte gegen den Vorschlag. Dieser begründete auf Nachfrage, dass er gleiche Bedingungen für alle will: "Nachdem bereits unten die Bauleitzahl überschritten wurde, darf oben auch die Bauleitzahl überschritten werden. Außerdem ist es gut, dass man mit Flachdächern baut. Diese sind selbst mit drei Vollgeschossen niedriger als zwei Vollgeschosse mit einem üblichen Dach. Und ja, man muss die Verkehrssituation verbessern. Trotzdem bin ich dagegen, dem Bauherren hier das Recht zu bauen abzuerkennen."
Das Bauvorhaben wird die Donauwörther und besonders die Anwohner der Promenade wohl noch länger beschäftigen.