Die Tage von Familie Singwald auf Burg Harburg sind gezählt. Am 18.12.2016 ist endgültig Schluss. Bild: Diana Hahn
Bereits vor knapp drei Monaten haben wir von Familie Singwald, den derzeitigen Pächtern der fürstlichen Burgschenke auf Burg Harburg, und ihren Problemen berichtet. Der Eintritt der seit 2015 auf der Burg bezahlt werden muss, und auch dann fällig wird, wenn die Besucher nur in die Burgschenke möchten, stellte das Pächterehepaar damals vor ernste Probleme. Sogar von Aufhören war damals die Rede. Dieser schlimmste Fall ist jetzt eingetreten: Die Singwalds haben ihren Pachtvertrag vorzeitig beendet. Bereits in knapp zwei Monaten, am 18.12.2016, hat die Burgschenke unter der Leitung von Volker und Christiane Singwald zum letzten Mal geöffnet. Über die Gründe für die Schließung und die Pläne für die Zukunft haben wir mit den Singwalds gesprochen.
Harburg – Bereits vor drei Monaten habe ich mich auf den Weg zur Harburg gemacht, um mir ein Bild über die Lage der Singwalds zu machen. Heute bin ich wieder auf dem Weg in die Burgschenke. Vom Parkplatz aus mache ich mich zu Fuß auf den Weg in Richtung Burghof. Keine Menschenseele ist zu sehen. Am Kassenhäusschen erkläre ich der Kassiererin, dass ich einen Termin habe und nicht etwa die Burg besichtigen möchte. Sie lässt mich passieren, ob sie mir geglaubt hat, kann ich nicht wirklich sagen. Ich erreiche die Burgschenke. Das Geschäft läuft ganz normal. Eigentlich sieht es hier gar nicht so aus, als ob die Singwalds nur noch knapp zwei Monate die Pächter der Burgschenke sind. Seit 13 Jahren sind die beiden nun die Pächter der Burgschenke. Jetzt lassen sie, so sagen sie, ein Stück Heimat zurück. Die Singwalds haben sich dazu entschlossen aufzuhören. Was dazu geführt hat, dass die Singwalds die Segel streichen, sind die Differenzen, die auch in mehreren Gesprächen mit den Mitarbeitern der fürstlichen Stiftung nicht ausgeräumt werden konnten. „Man hat unsere Lösungsvorschläge kategorisch abgelehnt. Den Eintritt wollten Sie einfach nicht weglassen“, erzählt Volker Singwald. Mitte September habe das letzte Gespräch mit den Mitarbeitern der fürstliche Stiftung stattgefunden. Dabei sei es allerdings nur noch darum gegangen, wie man „die Sache“, damit meint Volker Singwald die vorzeitige Auflösung des Pachtvertrags, möglichst elegant lösen könne. Beide Seiten hätten in diesem Gespräch auch nur noch über den jeweiligen Anwalt kommuniziert.
Was die Zukunft für die Singwalds bringen wird ist noch ungewiss. „Wir haben bereits Angebote für eine erneute Selbständigkeit „, erklärt Christiane Singwald. Aber auch die Möglichkeit ein Angestelltenverhältnis aufzunehmen ist für die beiden durchaus eine Option. Auch dafür gäbe es bereits Angebote. Was die Singwalds machen werden, wenn sie die Burgschenke nicht mehr bewirtschaften, steht aber noch nicht fest. Auch ob sie die Region verlassen wird erst die Zukunft zeigen.
Die beiden wirken erstaunlich gefasst. Auf die Frage, ob es ihnen so wenig ausmacht zu gehen, sagt Christiane Singwald: „Ich habe mich mittlerweile gefangen. Am Anfang war es als ob mir jemand den Boden unter den Füßen wegzieht. Deine ganze Existenz wird ja auf null zurückgesetzt. Mir kommen immer noch die Tränen, wenn Stammgäste zu uns kommen und sich verabschieden, weil es ihr letzter Besuch in unserem Restaurant ist. Viele Harburger sind enttäuscht und haben uns gesagt, dass sie nicht mehr in die Burg kommen werden, wenn wir nicht mehr hier sind.“
Neben dem Ehepaar Singwald sind auch ihre 6 Mitarbeiter betroffen, die nun allesamt kurz vor Weihnachten arbeitslos werden. Zum Glück, so Volker Singwald, habe er sich in diesem Jahr gegen einen Azubi entschieden. Sonst würde dieser jetzt ohne Ausbildungsbetrieb dastehen. Trotzdem hegen die Angestellten der Singwalds keinen Groll gegenüber ihren Noch-Arbeitgebern versichert mir Christiane Singwald: „Unsere Angestellten sind toll und vor allem loyal, die machen uns keine Vorwürfe, weil sie genau wissen, dass wir nichts dafür können.“ Überhaupt sei das Verhältnis zwischen dem Pächterpaar und seinen Angestellten familiär, so Frau Singwald weiter.
Was den Singwalds bleibt, ist dass sie stolz darauf sind, was sie und ihr Team in der Vergangenheit geleistet haben. „Es war nicht immer einfach die Bewirtung von Saal, Restaurant, Terrasse und den Hotelbetrieb unter einen Hut zu bringen, aber wir haben es geschafft“, so Volker Singwald. Auch privat sei von Ihnen viel Geld und Arbeit in den Erhalt des Teils der Burg geflossen, in dem sie über ein Jahrzehnt gearbeitet, gewohnt und gelebt haben. „Über die Zeit haben wir auch eine besondere Verbindung zu „unserer Burg entwickelt. Wir kennen mittlerweile jedes Geräusch und jede Eigenheit der Burg“, erzählen die Beiden.
Und dann kann man die Wehmut doch noch aus der Stimme von Christiane Singwald heraushören: “Klar ist da Wehmut, wenn wir daran denken, was uns fehlen wird. Genauso sind wir aber erleichtert, dass die Unstimmigkeiten, der Stress und der Ärger endlich ein Ende haben. Richtig hart wird wohl der Tag werden, an dem ich das letzte Mal den Schlüssel im Schloss drehe“, sagt Christian Singwald und fügt hinzu „wir haben hier schließlich lange Jahre gelebt unser Herz hängt daran.“
Was die Zukunft für die Singwalds bringt, steht derzeit noch in den Sternen. Genauso unsicher ist, wann und ob neue Pächter für die fürstliche Burgschenke auf Burg Harburg gefunden werden kann. Schade ist auf jeden Fall, dass die beiden Parteien keine Lösung finden konnten, die für Beide in Ordnung ist.
Info: Wer noch Geschenkgutscheine der fürstlichen Burgschenke besitzt, kann diese noch bis zum 18.12.2016 einlösen. Danach verlieren die Gutscheine ihre Gültigkeit.