Warnstreik

Rund 150 Jeld-Wen-Angestellte setzten ein Zeichen

Circa 150 Beschäftigte nahmen an der Aktion teil. Zur Stärkung gab es Kaffee und Wienerle. Bild: Maximilian Bosch
Die IG Metall Augsburg hat Beschäftigte in der Holz und Kunststoff verarbeitenden Industrie zur Teilnahme an Warnstreikaktionen aufgerufen. Ein beachtlicher Auftakt gelang der Gewerkschaft am Dienstagmittag bei Jeld-Wen in Oettingen.

Circa 150 Beschäftigte des Oettinger Türenherstellers nutzten am 19.10.2021 ihre Mittagspause, um sich hinter die Forderungen der IG Metall Augsburg zu stellen: Erhöhung von Lohn, Gehalt und Ausbildungsvergütung um 4,5 Prozent bei einer Laufzeit des Tarifvertrages von 12 Monaten sowie Wiederinkraftsetzung und Weiterentwicklung des Demografie-Tarifvertrags samt Erhöhung des vorhandenen Demografie-Fonds von 300 Euro um mindestens weitere 450 Euro je Beschäftigten.

„Ich bin stolz, dass so viele gekommen sind“, sagte Thomas Schürer, Betriebsratsvorsitzender bei Jeld-Wen in Oettingen. Das Angebot, das man vom Arbeitgeberverband bisher bekommen habe, sei eine Frechheit. Die 4,5 Prozent mehr Lohn wolle man mit Nachdruck einfordern, „da bestehen wir drauf“. Der Arbeitgeber solle den Einsatz der Kolleginnen und Kollegen in der Corona-Pandemie honorieren, so Schürer.

Von der Arbeitgeberseite kam in der ersten Verhandlungsrunde das Angebot von 1,2 Prozent mehr Lohn und Gehalt ab März 2022 und weitere 1,3 Prozent ab März 2023, bei 30 Monaten Laufzeit. Aus Sicht der IG Metall Augsburg ist das völlig inakzeptabel, „unterirdisch“ heißt es in einer Pressemitteilung.

Juliane Deak, Gewerkschaftssekretärin IG Metall Augsburg, sah in der Aktion ein ordentliches Zeichen an die Kolleginnen und Kollegen, die nicht teilnahmen, sowie den Arbeitgeber. Die 4,5 Prozent mehr brauche es auch, um die Branche insgesamt attraktiv zu halten. Das aktuelle Angebot der Arbeitgeberseite lasse man sich nicht gefallen, so Deak.

Viele halten nicht bis zur Rente durch

Michael Pfeiffer Bild: Maximilian Bosch

Abschließend kam Michael Pfeiffer zu Wort, Tarifsekretär IG Metall Bezirk Bayern. Ihm zufolge gebe es zwar durchaus Branchen, die in der Pandemie richtig gelitten hätten, die Holz und Kunststoff verarbeitende Industrie sei aber bis auf wenige Fälle super durchgekommen. Zwei Hauptprobleme nannte Pfeiffer: Nachwuchskräfte finden und der demografischen Entwicklung in der Branche entgegenwirken. Denn in den nächsten fünf bis sechs Jahren gehen circa 20 Prozent der Beschäftigten in der Branche in den Ruhestand. Die harte Arbeit können viele nicht bis zur Rente durchhalten, daher sei es nicht akzeptabel, dass die Arbeitgeberseite den Tarifvertrag Demografie ablehnt, aus dem auch die Altersteilzeit der Branche finanziert wird, heißt es in einer Pressemitteilung der Gewerkschaft.

Die nächste Verhandlungsrunde stehe bereits am kommenden Dienstag an, so Pfeiffer. Dann gelte es, mindestens das Ergebnis zu erreichen, das die IG Metall jetzt in Niedersachsen erzielt hat: Dort erhöhen sich die Löhne und Gehälter in der Branche ab dem 1. April 2022 um 2,7 Prozent und ab dem 1. April 2023 um weitere 2,2 Prozent. Der neue Tarifvertrag läuft dort bis 30.11.2023. Zusätzlich gibt es eine Corona-Prämie von 385 Euro netto. Des Weiteren wird in Niedersachsen der Demografie-Tarifvertrag fortgeführt und der Fonds zur Altersteilzeit verdoppelt. Das und vielleicht noch etwas mehr wolle man auch in Bayern, so Michael Pfeiffer. Die heutige Veranstaltung bringe in den Verhandlungen Rückenwind.

Von links: Juliane Deak, Michael Pfeiffer und Thomas Schürer Bild: Maximilian Bosch

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