Der Schriftzug auf dem Gemälde am Ortseingang von Erlingshofen, soll laut Landratsamt eine Ablenkung für heranfahrende Verkehrsteilnehmer darstellen und gilt zudem als Propaganda. Bild: Diana Hahn
Im vergangenen Herbst hat Michael Sailer seine Betonhalle für viel Geld mit einem Gemälde mit Landwirtschaftsmotiv verschönern lassen. Jetzt forderte ihn das Landratsamt Donau-Ries dazu auf, das Bild wieder zu entfernen.

Einigen Verkehrsteilnehmer*innen ist seit Ende letzten Jahres bestimmt das riesige Gemälde auf der Fassade der Betonhalle der Firma "Schwäbische Landprodukte GmbH" am Ortseingang von Erlingshofen aufgefallen. Auf einer Fläche von 80x8 Meter hat Inhaber Michael Sailer die triste Betonfront seiner neuen Halle mit zwei kunstvollen Gemälden verschönern lassen. "Weil die Begrünung der Hallenfront aufgrund der Größe noch einige Zeit dauern wird, habe ich mir gedacht, ich verändere den grauen Charakter der Front und lasse die Fassade in der Zwischenzeit neu gestalten", erklärt Michael Sailer auf Anfrage unserer Redaktion. Auf dem Gemälde ist die Arbeit der "alten" und der "modernen" Landwirtschaft gegenüberstellt und wird außerdem vom Spruch "Das schönste Wappen auf der Welt, das ist der Pflug im Ackerfeld" ergänzt. Daneben ist klein und unauffällig das Logo der „SLP – Schwäbische Landprodukte“ angebracht. Ein Motiv das Sailer im Vorfeld zusammen mit Fassadenmalerin Doreen Guttermann aus Göttingen selbst entworfen hat. 

Gemälde soll wieder entfernt werden 

Mittlerweile sind mehrere Monate seit der Enthüllung im November 2020 vergangen und schon steht das Gemälde wieder vor dem Aus - zumindest, wenn es nach dem Landratsamt Donau-Ries geht. Dieses forderte Michael Sailer in einem uns vorliegenden Schreiben dazu auf, das Gemälde wieder zu entfernen. Grund sei laut dem Schreiben, dass der gewählte Standort verkehrsrechtlich bedenklich und mit einer Gefahr für den Verkehrsteilnehmer auf der Bundesstraße verbunden sei. Außerdem würde der Verkehr auf der B16 durch die Darstellung abgelenkt oder belästigt. Für Sailer ein nicht nachvollziehbares Argument: "Natürlich gab es in der Vergangenheit immer wieder Unfälle am Ortseingang. Seit das Gemälde an meiner Halle angebracht wurde, ist mir aber kein neuer Unfall bekannt. Ein Zusammenhang mit mangelnder Verkehrssicherheit lässt sich also kaum herstellen." Neben der verkehrsrechtlich bedenklichen Lage, argumentiert das Landratsamt vor allem damit, dass außerhalb von geschlossenen Ortschaften jegliche Werbung und Propaganda verboten sei und besonders das Gemälde den Tatbestand der Propaganda erfülle. Gleiches gilt laut Schreiben "auch für Werbeanlagen und Propaganda im Innerortsbereich, wenn diese den Verkehr außerhalb der geschlossenen Ortschaft beeinträchtigen." 

Projekt mit immensen Kosten verbunden 

Nicht nur für Sailer, sondern auch für Doreen Guttermann ist die Entwicklung der letzten Wochen eine große Enttäuschung. "Im vergangenen September hat Frau Guttermann bei uns für acht Wochen gelebt und gearbeitet, um das Gemälde fertigzustellen, obwohl sie zu der Zeit von einer schweren Krankheit getroffen war. Dabei ist eine tiefe Freundschaft entstanden. Sie können sich vorstellen wie betroffen sie vom Schreiben des Landratsamtes war", erklärt Sailer. Er selbst habe über 15.000 Euro in das Kunstwerk gesteckt, auch weil er "nur die besten Materialien und die höchste Qualität haben wollte." Außerdem ist die Fassade mit einer hochmodernen Beleuchtungsanlage ausgestattet - nicht um die Bilder auch bei Dunkelheit hervorzuheben, sondern um möglichen Vandalismus vorzubeugen, betont Sailer. 

Hoffnung auf eine einvernehmliche Lösung 

Für Sailer kommt ein Entfernen des Gemäldes nicht infrage, weshalb er mittlerweile auch einen Anwalt eingeschaltet hat, der die Gespräche mit dem Landratsamt führt. "Wenn nötig gehe ich bis zur höchsten Instanz, um mein Bild zu behalten, das ist es mir auf alle Fälle wert", stellt Sailer mit Nachdruck klar. Dabei sieht sich der Landwirt auch durch die vielen positiven Nachrichten bestätigt, die Sailer in den vergangenen Tagen per Mail, WhatsApp oder Post erreicht haben. Wie die Kontroverse um die Gemälde weiter geht, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht mit Gewissheit gesagt werden - trotzdem bleibt Michael Sailer gegenüber möglichen Vorschlägen seitens des Landratsamtes offen und gesprächsbereit. "Natürlich hoffe ich immer noch auf eine passende und einvernehmliche Lösung, die beide Seiten zufriedenstellt", so der Landwirt abschließend.