Der 22-jährige auf der Anklagebank im Augsburger Landgericht. Bild: DRA
Er soll seine Mutter im August des vergangenen Jahres mit Tritten, Schlägen und Stößen misshandelt und liegengelassen haben, bis sie starb. Auch am dritten Verhandlungstag im Fall des 22-jährigen Donauwörther Studenten, der wegen Totschlags angeklagt ist, waren wieder zahlreiche Zeugen geladen. Darunter auch einige Personen aus dem schulischen Umfeld des Angeklagten.
Augsburg/Donauwörth - Auch die ehemalige Musiklehrerin des Angeklagten sagte heute vor dem Schwurgericht in Augsburg aus. Sie beschrieb den Angeklagten, als pflichtbewusst, engagiert und freundlich. Vor allem die Musical-Company des Donauwörther Gymnasiums, bei der er seit 2009 mitwirkte, sei ihm, so seine ehemalige Lehrerin, sehr wichtig gewesen und hätte ihm Halt gegeben. Als sich sein Verhalten 2011 plötzlich änderte und er zunehmend traurig und müde wirkte, machen sich Lehrerin und Mitschüler aus der Musical-Company Sorgen um den heute 22-Jährigen. Darauf angesprochen habe er erzählt, dass seine Mutter krank sei und er sich deshalb um sich selbst kümmern müsse. Als die Situation des Angeklagten immer schlimmer wird, habe die Lehrerin dem Angeklagten geraten:  "Du musst daheim raus und dein Leben selbst in die Hand nehmen. Sonst bist du verloren." Als sie ihn Sylvester 2015 mit seiner Freundin zufällig wiedergetroffen hat, habe der Angeklagte geerdet und glücklich gewirkt. "Ich dachte er ist angekommen", so seine ehemalige Lehrerin.
"Er hatte Angst vor seiner Mutter"
Als "tiefgründig, mit poetischer Ader und aufrichtig" beschrieb den Angeklagten eine ehemalige Mitschülerin. Das habe sie den Unterhaltungen entnommen, die sie mit ihm meist über einen Facebook-Chat führte. Seine Lebenssituation hingegen, soll nie Thema zwischen den beiden gewesen sein. Allerdings habe er ihr gegenüber erwähnt, dass er Angst vor seiner Mutter hatte. Außerdem gab die Zeugin an, die mit dem Angeklagten im selben Jahrgang war, dass immer wieder Gerüchte über den Angeklagten die Runde machten. Unter anderem hieß es, der Angeklagte habe psychische Probleme und die Rolle des Dr.Jekyll/Mr. Hyde aus dem gleichnamigen Musical, die er in einer Produktion der Musical-Company verkörperte, würde mehr als gut zu ihm passen.
"Er wollte von zu Hause weg"
Einer anderen Mit-Sängerin aus der Musical-Company vertraute der Angeklagte an, dass er sich zu Hause nicht sicher fühlte. Die heute 25-Jährige Studentin riet im damals ein eigenständiges Leben zu beginnen. Im Februar 2016 schien er ihren Rat zu befolgen und erzählte ihr, dass er überlege an seinen Studienort Augsburg zu ziehen.
Mit einer heute 20-Jährigen Studentin, die den Angeklagten ebenfalls über die Musical-Company kennengelernt hatte, hatte er noch am Abend des Tattages Chatkontakt. "Er schrieb mir eine Nachricht in der er mich fragte, ob er mich mit etwas belasten dürfe", schildert die junge Frau ihre Erinnerungen. Sie habe ich daraufhin gefragt, was los sei. Er habe ihr dann mitgeteilt, dass sich seine Mutter umgebracht hätte, er sie gegen 12 gefunden und die Polizei gerufen habe. Grund an der Aussage zu zweifeln habe die heute 20-Jährige nicht gehabt: "Er war immer ehrlich." Dass er von zu Hause ausziehen wolle, habe er auch ihr gegenüber erwähnt, so die Studentin weiter .
Neben Personen aus dem ehemaligen schulischen Umfeld des jetzt Angeklagten,  wurden auch einige Polizisten vernommen, die mit der Auswertung der Beweise betraut waren. So wurden unter anderem der Laptop und das Handy des Angeklagten, sowie das Handy der Getöteten untersucht und die Daten ausgewertet, um zu rekonstruieren, wie der Tagesablauf des Angeklagten an jenem 2. August vergangenen Jahres wirklich war.
Auch die Psychologin, die die Getötete während ihrer Zeit in der Psychiatrie betreut hatte, wurde gehört. Sie beschrieb die Mutter des Angeklagten als Person die mit großer Antriebslosigkeit zu kämpfen hatte und mit alltäglichen Dingen nur schwer zurecht kam. Selbst einfache Dinge, wie die tägliche Post, überforderten die manisch-depressive Frau. Dies habe auch zu einem Suizidversuch geführt. Mittels einer Überdosis Medikamente, wollte sie ihrem Leben ein Ende bereiten, konnte aber gerettet werden.
Die Verhandlung wir fortgesetzt.