28. März 2019, 10:00
Arbeiter-Samariter-Bund

ASB Dillingen-Donau-Ries: Wünsche wagen im Wünschewagen

Der Wünschewagen Allgäu/Schwaben. Bild: ASB Dillingen-Ries
Ein letztes Fußballspiel im Stadion des Lieblingsvereines sehen. Ein letztes Mal nach Hause, die Heimat nochmal sehen. Ein letztes Mal einen Nachmittag mit den Liebsten verbringen. Eben einen letzten großen Wunsch am Lebensende erfüllt bekommen. Für schwerstkranke Menschen und ihre Angehörigen ist es oftmals unmöglich, sich selbst noch auf den Weg zu machen, um sich diesen Wunsch zu erfüllen. Ihnen möchte der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) mit dem Projekt „Wünschewagen“ helfen, der sie an ihr Wunschziel bringt. Insgesamt 20 Wünschewagen des ASB mit ca. 1300 ehrenamtlichen Helfern gibt es bundesweit. Der 19. Wünschewagen Allgäu/Schwaben ist ein Kooperationsprojekt der ASB-Regionalverbände Allgäu, Dillingen/Donau-Ries, Augsburg und Neu Ulm. Was es mit dem Projekt „Wünschewagen“ auf sich hat.

Im Jahr 2014 startet der erste Wünschewagen in Nordrhein-Westfalen, um damit schwerstkranken Menschen letzte Wünsche zu erfüllen. Seit November 2018 gibt es nun auch einen Wünschewagen Allgäu/ Schwaben, der unter anderem die letzten Wünsche von Schwerstkranken aus dem Donau-Ries erfüllt. Damit das funktionieren kann, ist ein Team aus Ehrenamtlichen nötig. Die freiwilligen Helfer sind medizinisch-pflegerisch oder im Rettungsdienst ausgebildet und betreuen ihre Fahrgäste professionell auf ihrer Fahrt zu ihrem Sehnsuchtsort. Eine der ehrenamtlichen Wunscherfüllerin ist die ASB-Mitarbeiterin Claudia Lijsen. Die ausgebildete Sanitäterin war bereits auf zwei Wunschfahrten dabei: „Einmal ging die Fahrt nach Berlin. Der Wunsch der Patientin war es, dort einen sehr bekannten Sänger zu treffen. Als die beiden dann auch noch ein Duett miteinander gesungen haben, war es schon ein sehr emotionaler Moment.“ Bei der zweiten Fahrt wollte ein Fahrgast, der im Hospiz lebt, das umgebaute Haus der Familie im Fertigzustand sehen. Im Mittelpunkt jeder Fahrt des Wünschewagens stehen der Wünschende und sein letzter Wunsch. Lijsen erklärt: „Es handelt sich um Wünsche, die privat nicht mehr realisiert werden können. Die Wünsche sind dabei komplett unterschiedlich. Es sind auch nicht immer die für uns scheinbar großen Wünsche, sondern manchmal auch kleine Dinge, wie zum Beispiel noch einmal mit seinen Lieben einen Nachmittag im eigenen Haus zu verbringen. Es ist auf jeden Fall der größte Wunsch, den dieser Mensch noch hat und deshalb ist jeder Wunsch gleich wichtig.“ Ein moderner, speziell für das Projekt konzipierte Krankentransportwagen, der genau auf die Bedürfnisse der Patienten abgestimmt ist, bringt die Fahrgäste an ihr Wunschziel.

Zwei der ehrenamtlichen Wertinger Wunscherfüller (von links) Claudia Lijsen und Brigitte Rogg. Bild: ASB Dillingen-Ries

Für den Betroffenen und eine Begleitperson sind die Fahrt im Wünschewagen und die Wunscherfüllung komplett kostenlos. Finanziert wird das Projekt des ASB ausschließlich über Spenden.

Wie kann man eine Wunschfahrt beantragen? Derjenige, der krank ist, oder ein Angehöriger äußert den Wunsch beim ASB. Das geht am einfachsten über die Homepage, da gibt es die Möglichkeit, direkt eine Wunschanfrage zu stellen. „Unsere Koordinatoren versuchen dann, den Wunsch zu erfüllen. Bei manchen Wünschen, erscheint es am Anfang sehr unrealistisch, dass man diese erfüllen kann. Aber der ASB versucht es natürlich trotzdem. Und oft lässt es sich doch umsetzen“, freut sich Claudia Lijsen. Wenn feststeht, dass der Wunsch realisierbar ist und der Patient auch in der körperlichen Verfassung ist, wird geplant und das Team für die Wunschfahrt zusammengesucht. „Ein Drittel der bundesweit geplanten Wunschfahrten kommt allerdings nicht zu Stande, weil sich der Gesundheitszustand des Wünschenden verschlechtert oder er leider vorher auch verstirbt“, berichtet Lijsen.

Claudia Lijsen hat sich für ihr Engagement beim Wünschewagen entschieden, weil sie etwas zurückgeben möchte: „Ich hatte es im Leben immer gut und es war für mich an der Zeit, das auch an andere weiterzugeben. Das kann ich bei diesem besonderen Projekt, weil ich einfach menschlich und authentisch sein darf, Emotionen offen zeigen kann und dabei noch Gutes tue. Das ist in der heutigen Gesellschaft ja nicht mehr selbstverständlich.“ Wenn Claudia Lijsen auf Wunschfahrt ist, befindet sie sich in einer Luftblase, sagt sie. „Das ist, als ob ich einen Tag in einer Parallelwelt lebe. Die Luftblase verlasse ich erst dann wieder, wenn ich zu Hause ankomme und mir die Fahrt nochmal bewusst mache.“ Belastend seien die Wunschfahrten für sie aber nie: „Klar sind das emotionale Momente, in denen man auch schon mal eine Träne verdrückt. Aber es überwiegt am Ende die Freude darüber, jemandem nochmal etwas Schönes ermöglicht zu haben.“

Wen sie auf Wunschfahrt begleitet, weiß Claudi Lijsen vorher nicht: „Wir bekommen vor der Fahrt Informationen, die anonymisiert sind. Dann gebe ich Bescheid, ob ich auf dieser Fahrt zum Team gehören möchte. Erst am Tag der Fahrt erfährt das Team dann genaueres.“ Trotzdem machen sich die Teammitglieder bereits vor Fahrtantritt Gedanken über ihren Fahrgast: „Jeder Fahrgast bekommt von uns eine Blume, die während der Wunschfahrt in einer Vase im Wünschewagen steht und die er dann nach der Fahrt mitnehmen darf. Da macht man sich dann schon vor Fahrtantritt Gedanken, ob die Blume den Geschmack trifft“, erzählt Lijsen.

Voraussetzung für die Fahrt mit dem Wünschewagen ist, dass sich der Wünschende in seinem letzten Lebensabschnitt befindet, unabhängig vom Alter.

Damit die ehrenamtlichen Wunscherfüller bestens vorbereitet sind, werden sie vor ihrer ersten Wunschfahrt umfassend geschult. Einweisung in Fahrzeug und Technik, rechtliche Grundlagen und Kommunikation mit Schwerstkranken gehören ebenso zu den Schulungen wie ein Fahrsicherheitstraining für die Fahrer. „Trotz aller Vorbereitung ist es aber immer wichtig, auch ehrlich zu sich selbst zu sein. Man muss hier Ehrenamt und Privatleben trennen können. Wenn man zum Beispiel jemanden begleiten soll, der ein ähnliche Diagnose wie eine Person aus dem Umfeld hat, muss man sich dann auch eingestehen, dass das zu einer persönlichen Belastung führen könnte. Man muss seine eigenen Grenzen kennen und akzeptieren“, erklärt Claudia Lijsen.

Spenden

Wer die Arbeit des Wünschewagens Allgäu/Schwaben mit einer Spende unterstützen möchte, kann das unter folgender Kontoverbindung tun: ASB Dillingen-Donau-Ries ,Kennwort: Wünschewagen
IBAN: DE56720621520009633642