8. Juni 2018, 22:26

1.500 Stunden Ehrenamt für die Sicherheit

So sehen die meisten Besucher die Sanitätsteams. Auf Streife auf der Kaiserwiese Bild: Matthias Stark
Die Nördlinger Mess ist mit ihren zehn Tagen das längste Event im Ries und dem ganzen Landkreis. Mehrere hunderttausend Besucher strömen in diesen Tagen auf die Kaiserwiese. Damit die Sicherheit der Besucher gewährt ist, leisten dutzende Ehrenamtliche einen Sanitätsdienst.
Nördlingen - Bei größeren Veranstaltungen ist seit einigen Jahren ein permanenter Sanitätsdienst Pflicht. Während der Nördlinger Mess kümmert sich das Bayerische Rote Kreuz um die Gewährleistung eines Sanitätsdienstes. Dabei kommen die Besucher mit allerlei Beschwerden. Das fängt an mit Blasen an den Füßen und geht über Schnittverletzungen bis zu Herz-Kreislaufbeschwerden, welche schnell auch Lebensbedrohlich werden können. Wir haben den Rettungsdienst an einem Abend besucht und wollten wissen, wie die Bereitschaft des Bayerischen Roten Kreuzes hier arbeitet. Dafür haben wir uns mit Norbert Jawansky, dem Bereitschaftsleiter der Bereitschaft Nördlingen getroffen. Empfangen hat er uns im Sanitätszentrum, das in den Räumen des RAMC e.V. eingerichtet ist.
Die provisorische Sanitätsstation mit zwei Behandlungsräumen Bild: Matthias Stark
An der Türe wartete bei unserem Besuch bereits ein Security, welcher die Türe bewacht. "Damit wollen wir einerseits die Sicherheit der Helfer gewährleisten, andererseits aber auch die Patienten vor zu viel Trubel schützen," erklärt mir der Bereitschaftsleiter bei seiner Begrüßung. Jawansky ist an diesem Abend, es ist Donnerstag, auch als Einsatzleiter tätig. Neben ihm sind acht weitere Ehrenamtliche aus dem ganzen Landkreis da und besetzen die Sanitätsstation. Aus dem Clubheim wurde mit einiger Arbeit eine kleine Krankenstation. Insgesamt wurden drei Behandlungsräume und eine kleine Einsatzzentrale eingerichtet. "In den letzten Jahren ist das Thema Datenschutz auch bei der Notfallversorgung angekommen. Durch die einzelnen Kabinen gewährleisten wir die Privatsphäre bei allen Behandlungen," erklärt mir Jawansky, während er mir die Räume zeigt. "An den besucherstarken Tagen besetzen wir die Sanitätsstation von 12:00 bis 03:00 Uhr Nachts. Dann sind neben einem Einsatzleiter noch acht weitere Kräfte vor Ort, ebenso bis zu drei Rettungswagen um im Fall der Fälle die Verletzten auch ins Krankenhaus zu bringen." Ein Rettungsarzt ist nicht vor Ort, dieser müsste auch gesondert alarmiert werden. Die Ehrenamtlichen haben aber alle eine entsprechende Ausbildung. "Mindestens Sanitätshelfer, aber auch erfahrene Rettungsassistenten leisten hier Dienst."
Im Einsatz sind hier Kräfte aus dem ganzen Landkreis. "Wir als Bereitschaft Nördlingen könnten die Menge an Stunden nicht bewältigen," gibt der Bereitschaftsleiter zu. "Deshalb freuen wir uns, dass wir durch alle anderen Bereitschaften im Landkreis unterstützt werden und wir so die Einsatzbereitschaft garantieren können." Allerdings merkt er an, dass man mittlerweile nahezu die Grenze des Machbaren erreicht hat. "Wir sprechen hier von 10 Tagen und rund 1.500 ehrenamtlich geleisteten Stunden. Das geht definitiv an die Substanz." Außerdem gibt es immer weniger Nachwuchs. "Dabei ist die Tätigkeit hier auf der Mess eine angenehme Abwechslung," erklärt mir Jawansky. "Zwischen den Einsätzen ist immer wieder Zeit für Fortbildungen und Übungen, aber auch Zeit sich bei einem Stück Kuchen auszutauschen." Die Kameradschaft sei ein wichtiger Aspekt, warum viele sich für die Mess melden. "Hier kommt man mit Ehrenamtlichen aus dem ganzen Landkreis zusammen und lernt sich kennen und gibt Wissen weiter." Eine unschätzbar wertvolle Möglichkeit, sein eigenes Wissen zu erweitern.
Hohe Anerkennung durch die Schausteller
Während es bei den Messbesuchern häufig die üblichen Weh-Wehchen sind, kommen auch viele Schausteller zur Sanitätsstation. "Viele Reisende sind nicht von hier und kommen mit den Beschwerden dann in erster Linie zu uns. Hier helfen wir soweit es uns die rechtlichen Maßstäbe erlauben," erklärt Jawansky. Die Schausteller sind es auch, die sich besonders bei den Ehrenamtlichen erkenntlich zeigen. "Wir dürfen uns immer wieder eine Messwurst holen. Und neulich hat der Betreiber eines Fahrgeschäfts Freimarken für die ganze Bereitschaft gesponsert. Eine solche Anerkennung ist für uns natürlich etwas schönes. Bei den Besuchern der Mess ist das durchaus auch mal anders. "Wir haben immer mal wieder Probleme mit den Begleitern von Patienten. Während die Patienten sich häufig nicht über eine Behandlung beschweren, sorgen meist angetrunkene Begleiter für Ärger, weshalb am Eingang auch eine Sicherheitskraft stationiert ist," erklärt der Einsatzleiter.
Bild: DRA
Für die Ehrenamtlichen heißt es während der Schicht nicht nur in der Station zu sitzen, sondern es gehört auch dazu das Gelände zu bestreifen. "Das machen wir immer in Zweier-Teams. Diese sind für eine weitreichende Erstversorgung mit einem Notfallrucksack ausgestattet. Meist werden wir vom Sicherheitsdienst alarmiert. Aber wenn ein Besucher der Mess die 112 wählt, alarmiert die Leitstelle uns auch." In den zehn Tagen haben die Ehrenamtlichen rund einhundert Einsätze abzuarbeiten. "Die meisten davon sind Kleinigkeiten wie eine Blase am Fuß oder Schnittverletzungen. Aber wir hatten in diesem Jahr auch schon einen Patienten, der Herz-Kreislauf-Probleme bekam und von uns ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Im schlimmsten Fall kann so eine Situation auch tödlich enden."
Planungen starten zeitnah 
Nach der Mess ist vor der Mess. Nachdem das Vereinsheim wieder dem RAMC übergeben wird, geht es bereits an die Planung der nächsten Mess. "Wir machen natürlich eine Besprechung um die vergangene Mess zu rekapitulieren. Dann starten wir zeitnah mit der Planung für das nächste Jahr. Dabei müssen wir beispielsweise neue Gesetze beachten und die Ausrüstung auf den neusten Stand bringen." Sorgen bereitet Jawansky natürlich die hohe Belastung für die Ehrenamtlichen. "Wir fahren am Limit," gibt er zu. "Den Aufwand können wir sicher noch einige Jahre meistern, aber größere Änderungen könnten die Ehrenamtliche Arbeit beenden. Das bedeutet für die Stadt Nördlingen dann deutlich höhere Kosten."