Lebenshilfe Donau-Ries

Donau-Ries-Werkstätten ermöglichen einzigartige Einblicke für Klienten und Besucher

Ein Mitarbeiter aus den Donau-Ries-Werkstätten wird bei Schnupperarbeiten in der Werkstatt der Firma Grenzebach von zwei Kollegen unterstützt. Bild: Eva Wegele
Einmal die Perspektive wechseln, einen Tag lang in einem völlig neuen Arbeitsalltag stecken - das ist die Idee hinter dem bundesweiten Aktionstag „Schichtwechsel“, der Ende September auch in den Donau-Ries-Werkstätten (DRW) der Lebenshilfe Donau-Ries stattfand.

Es war ein Tag, der Vorurteile durch Begegnung ersetzte und einmal mehr bewies, dass Inklusion auch bei uns im Landkreis zur gelebten Praxis werden kann. Die Donau-Ries-Werkstätten, die mit ihren Standorten in Nördlingen, Wemding und Asbach-Bäumenheim seit Jahren an der Aktion teilnehmen, entsandten insgesamt 37 betreute Mitarbeitende in die regionale Wirtschaft. Die Aufregung war spürbar, als sie ihre gewohnten Arbeitsbereiche wie die Schreinerei, die Montage oder die Garten- und Landschaftspflege verließen, um bei Unternehmen wie Hopf Packaging GmbH, Valeo Schalter und Sensoren GmbH und AGCO GmbH - Fendt mitzuarbeiten. 

 An allen drei Standorten entstanden viele wertvolle Begegnungen. In Asbach-Bäumenheim entwarf eine Gruppe von Klienten bei der SIGEL GmbH ihr eigenes Kartendesign, das anschließend gedruckt wurde. In Nördlingen engagierte sich ein Klient im Heimatmuseum Oettingen und brachte sich aktiv in die Museumsarbeit ein: beim Katalogisieren der Exponate und beim Empfang der Besucher. Auch in Wemding hat sich die VG Wemding zum wiederholten Mal am Projekt beteiligt und eine Beschäftigte in die verschiedenen Aufgabenbereiche eingearbeitet.

 

Überall entstanden greifbare Berührungspunkte und Freude am gemeinsamen Tun. Es sind diese Erlebnisse, die Mut machen, wie der DRW-Zweigstellenleiter am Standort Asbach-Bäumenheim Thorsten Reitmaier betont: „Unser Ziel ist die Wiedereingliederung unserer betreuten Mitarbeitenden in die Betriebe. Dieser Tag macht Inklusion nicht nur transparent, er lässt sie sich richtig anfühlen. Die positiven Erfahrungen geben unseren Mitarbeitenden das nötige Selbstvertrauen, den Schritt in die Firmen zu wagen.“ Im Gegenzug strömten rund 35 Mitarbeitende aus den Partnerfirmen in die Donau-Ries-Werkstätten. Sie tauschten ihre Bürostühle oder Maschinenhallen gegen einen Tag in den Donau-Ries-Werkstätten. Was viele zunächst vielleicht als Sozialtag erwarteten, entpuppte sich schnell als ausführlicher Einblick in eine professionell geführte Einrichtung. Die Gäste lernten die vielfältigen Arbeitsbereiche kennen, die von komplexer Montagearbeit bis zur Kommissionierung aktueller Non-Food-Ware für große Supermarkt-Ketten reichen, und erlebten die professionelle pädagogische Haltung des Fachpersonals.

 Die Eindrücke der externen Besucher waren überraschend und zutiefst menschlich. Einer der Teilnehmenden aus einem Industriebetrieb schilderte seine Erfahrungen so: „Ich bin überrascht, dass man so viele verschiedene Einblicke bekommen hat. Besonders beeindruckt hat mich die Harmonie und der liebevolle Umgang in jedem Bereich der Gruppen.“ Ein anderer ergänzte: „Hinter die Kulissen schauen, Begegnung mit Menschen – da bleibt vor allem hängen, dass alle zufrieden waren und die Arbeit sinnstiftend, wertvoll und gleichzeitig individuell angepasst ist.“

 Die wachsende Zahl von Kooperationsfirmen, zu denen dieses Jahr von 16 Partnerfirmen unteranderem die Raiffeisen-Volksbank Ries eG, DS Smith Packaging Nördlingen, Grenzebach Maschinenbau GmbH zählte, zeigt, wie wichtig dieser Aktionstag für die Region ist. Es geht nicht nur darum, Einblicke zu gewähren, sondern darum, Vorurteile abzubauen. Viele Menschen sind im Umgang mit dem Unbekannten zunächst unsicher: der Schichtwechsel bietet die Plattform, aus der eigenen Komfortzone herauszutreten und sich einzulassen.

 Mit dem „Schichtwechsel“ setzen die Donau-Ries-Werkstätten ein starkes Zeichen: Menschen mit Behinderung sind wertvolle Arbeitskräfte, deren Fähigkeiten oft unterschätzt werden. Durch das direkte Erleben entsteht eine neue Perspektive, die das gesellschaftliche Umdenken vorantreibt. (dra)