Warnung

Vorsicht: Liebestolles Rehwild ist nicht zu bremsen!

Symbolbild Bild: pixabay
Die Brunftzeit des Rehwilds sorgt derzeit wieder für eine erhöhte Unfallgefahr auf unseren Straßen.

Jetzt herrscht wieder reges Treiben in Feld und Wald: Das Rehwild befindet sich in der Paarungszeit – auch Brunft genannt – und ist derzeit besonders aktiv. Selbst tagsüber lassen sich Rehe derzeit häufiger beobachten, berichten Albert Reiner und Robert Oberfrank, die beiden Jägervorstände des Jagdverbands Donauwörth. Die Brunft beginnt in der zweiten Julihälfte und dauert meist bis in die erste Augustwoche.

Albert Reiner erklärt: „Während der Paarungszeit jagt der Rehbock die paarungsbereite Geiß durch Wälder und über Felder. Dabei kann es zu wilden Verfolgungsjagden und Kämpfen mit Rivalen kommen.“ In vielen Getreidefeldern entstehen in dieser Zeit sogenannte „Hexenringe“ – kreisrunde Spuren, bei denen das Wild die Halme während seiner rasanten Bewegungen niedergetreten hat.

"Nein heißt Nein" – auch bei Rehen

Ein weibliches Reh signalisiert seine Paarungsbereitschaft durch Duftstoffe. Doch wenn der Bock zu aufdringlich wird, obwohl die Geiß noch nicht bereit ist, stößt sie einen schrillen Warnruf aus – von Jägern als „Geschrei“ bezeichnet – und flüchtet. Auch in der Tierwelt gilt: Zwang hat keinen Platz.

Verzögerte Entwicklung – Nachwuchs erst im Frühjahr

Beim Reh gibt es eine besondere biologische Eigenschaft: die sogenannte Keimruhe. Albert Reiner erklärt: „Nach der Befruchtung ruht die Eizelle zunächst mehrere Monate, ohne sich weiterzuentwickeln. Erst mit der zunehmenden Tageslichtdauer im Spätwinter beginnt das Wachstum des Embryos.“ Auf diese Weise stellt die Natur sicher, dass die Jungtiere im Frühjahr – also zur optimalen Jahreszeit – geboren werden.

Während der Brunftzeit sind die Rehkitze meist schon so weit entwickelt, dass sie kurze Zeit ohne ihre Mutter auskommen. Dennoch bleiben Geiß und Kitz in Kontakt – gerade in ruhigeren Momenten der Brunft treffen sie sich wieder. Umso wichtiger ist es, dass Muttertiere nicht auf der Straße zu Schaden kommen.

Vorsicht, Autofahrer - Liebestolle Rehe lassen sich nicht bremsen!

Da „Liebe bekanntlich blind macht“ – oder besser gesagt, weil die Tiere von Hormonen gesteuert sind – rennen paarungsbereite Rehe oft unerwartet über die Straße. Erkenntnisse der Wildbiologie zeigen, dass auch weibliches Rehwild die Nähe von Böcken sucht und daher zur Partnersuche das angestammte Revier verlässt. Dies kann schnell zu Verkehrsunfällen führen, da ein Reh mitten am Tag plötzlich aus dem Gras oder Gebüsch am Straßenrand auf die Fahrbahn stürmt. Besonders an schwül-warmen Tagen und in den Morgen- und Abendstunden ist höchste Vorsicht geboten. 

Jägervorstand Robert Oberfrank warnt: „Um Wildunfälle wirksam zu vermeiden, ist und bleibt es entscheidend, die Fahrgeschwindigkeit spürbar zu reduzieren und die Aufmerksamkeit deutlich zu erhöhen – nur so lässt sich Wild rechtzeitig erkennen und der Bremsweg erheblich verkürzen.“

Deshalb: Fahren Sie jetzt besonders vorsichtig – auch in Ihrem eigenen Interesse. Achten Sie besonders entlang von Waldstücken, unübersichtlichen Straßenrändern sowie Mais- und Getreidefeldern auf Wildwechsel. Ein Reh kommt selten allein: Häufig folgt dem Weibchen ein Bock – ein zweites Tier kann also direkt hinterherkommen. Ein Reh kommt zur Paarungszeit selten allein. In der Regel folgt der Geiß ein Bock. 

Was tun, wenn es zum Zusammenstoß kommt?

Sollte plötzlich ein Reh auf der Fahrbahn auftauchen, gilt: Abblenden, kontrolliert bremsen – und das Lenkrad unbedingt gerade halten. Auf keinen Fall sollten Sie unkontrolliert ausweichen, denn das kann im schlimmsten Fall zu einem schweren Unfall führen. Falls es doch zur Kollision kommt, ist der Unfall unverzüglich der Polizei zu melden. Ansonsten drohen Probleme mit der Versicherung oder gar eine Anzeige wegen Fahrerflucht. (dra)