3. November 2017, 15:40

Das duale Ausbildungssystem hat Nachwuchssorgen

Die Firma Abel+Ruf gilt als einer der Vorzeigebetriebe im Landkreis Donau-Ries, denn 25% der Angestellten sind Auszubildende . Bild: Jennifer Wagner
Am Freitagmittag fand im Autohaus Abel+Ruf in Donauwörth eine Pressekonferenz mit Vertretern der IHK, der Agentur für Arbeit Donauwörth und der HWK statt, denn viele Betriebe in der Region haben Probleme geeignete Azubis zu finden. 
Donauwörth - Rückläufige Schülerzahlen und eine unverändert starke Studierneigung haben den Ausbildungsmarkt im zurückliegenden Berichtsjahr 2017 geprägt. Zahlreiche Betriebe hatten in den vergangenen Monaten große Schwierigkeiten ihre angebotenen Ausbildungsplätze adäquat zu besetzen.
Die Firma Abel+Ruf mit ihren Standorten in Donauwörth, Nördlingen und Dillingen hingegen zeichnet sich durch besonders beispielhafte Arbeit im dualen Ausbildungssystem aus, denn 25 Prozent der Mitarbeiter in den drei Filialen sind Auszubildende verschiedener Fachrichtungen. Matthias Christ, kaufmännischer Leiter bei Abel+Ruf ist sich sicher, "08-15 bringt nichts mehr". Daher sei es äußerst wichtig, die Ausbildung für junge Menschen so attraktiv wie möglich zu gestalten, so Christ.
Unternehmen überdenken Einstellungsstandards
Im Landkreis Donau-Ries hingegen lagen Ende September der Agentur für Arbeit noch 165 Vermittlungsaufträge für offene Ausbildungsstellen vor. Obwohl die Anzahl der offenen Stellen sich nicht erheblich seit dem Vorjahr geändert hat, ist der seit Jahren anhaltende Trend unverkennbar, dass eine zunehmde Zahl an Ausbildungsstellen zum Berichtsjahresende unbesetzt blebt. Die drängenden Nachwuchssorgen, verbunden mit dem zunehmden Eintritt älterer Arbeitnehmer in das Rentenalter, haben betroffene Betriebe nicht selten zum Anlass genommen, ihre Einstellungsstandards zu überdenken. Daher erklärten sich in den vergangenen Monaten schon einige Betriebe bereit, auch vermeintlich schwächeren Bewerbern oder auch Bewerbern mit Migrationshintergrund einen Ausbildungsplatz zu geben.
Sprachliche Barrieren
Erste Erfahrungen in der Ausbildung von Asylbewerbern haben gezeigt, dass der praktische Teil in der Regel keine größeren Probleme darstellt. Hingegen seien sprachliche Barrieren und schulische Defizite meist die größere Herausforderung, sowohl für den Auszubildenden und als auch den Betrieb. Diese Ansicht vertritt auch Matthias Christ vom Autohaus Abel+Ruf, das aktuell einem Flüchtling und einem jungen Mann aus dem europäischen Ausland einen Ausbildungsplatz stellt. Die Agentur für Arbeit versucht durch verschiedene Maßnahmen, wie z.B. Lehrgänge zur Berufsvorbereitung, Einstiegsqualifizierungen oder Assistierten Ausbildungen die Jugendlichen zu unterstützen.
Berufswünsche im Landkreis Donau-Ries
27 Prozent der Bewerber für Ausbildungen im Jahr 2017 konnten einen Abschluss der Mittelschule vorweisen. 56,5 Prozent verfügten über die mittlere Reife, 6,6 Prozent über die Allgemeine Hochschulreife. Von den über 1.000 Bewerbern nannten rund 46 Prozent die Berufe Industriekaufmann/-frau, Kaufmann/-frau für Büromanagement, Industriemechaniker/in, Medizinische/r Fachangstellte/r, Verkäufer/in, Kfz. Mechatroniker, Kaufmann/-frau im Einzelhandel/Groß-/Außenhandel, Tischler/in und Verwaltungsfachangestellte als ihren Hauptberufswunsch.
Die Zahl der unversorgten Bewerber im Landkreis Donau-Ries sei hingegen relativ gering, so die Agentur für Arbeit. Am Stichtag zum 30. September waren im Landkreis 10 Bewerber unversorgt. Davon kamen 7 aus der Schule. 4 sind älter als 20 Jahre.