16. Januar 2017, 09:00

Einkaufen ohne Verpackungsmüll

Nahrungsmittel ohne Plastikverpackungen einkaufen - das soll schon bald in Nördlingen möglich sein. Bild: pixabay
Sarah Eberhardt plant Großes. Ihre Vision: Ein Lebensmittelladen ohne Verpackungsmüll in Nördlingen. Um das Ziel zu erreichen hofft sie seit heute auf Unterstützer bei einer Crowdfunding-Kampagne. 
Nördlingen - In Berlin, München, Nürnberg und Augsburg gibt es sie längst, und bald soll es auch einen in Nördlingen geben. Ein Lebensmittelgeschäft, in dem man ohne Plastikmüll einkaufen kann. Sarah Eberhardt aus Aufhausen bei Forheim will diesen Plan verwirklichen. Die 23-Jährige hat gerade ihr Innenarchitekturstudium beendet, ihr beruflicher Weg führt nun doch in eine andere Richtung. Für ihre Bachelor-Arbeit hat sich die Studentin ein Konzept für einen Laden in der Nördlinger Innenstadt überlegt. Es sollte ein Geschäft sein, in dem Lebensmittel lose und ohne Plastikmüll verkauft werden, denn das gibt es in Nördlingen schließlich noch nicht. Die Bachelor-Arbeit ist längst fertig, das Studium abgeschlossen, die Vision aber noch nicht beendet. Sarah Eberhardt will es durchziehen und das Projekt tatsächlich verwirklichen.
"Rund 617 kg Müll produziert jeder Deutsche im Schnitt pro Jahr. Über 7 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle landen jährlich in unseren Ozeanen. Eine Plastiktüte zersetzt sich erst nach 450 Jahren. In dieser Zeit gibt sie ständig Schadstoffe wie Bisphenol A oder Phtalate an die Umwelt ab", schreibt Sarah Eberhardt auf ihrem Facebook-Auftritt von Ohne Umweg. "Ohne Umweg", so soll der Laden am Schäfflesmarkt heißen, denn die Lebensmittel sollen ohne Umweg auf direktem Weg zum Endverbraucher gelangen.
Mehl, Müsli und andere Getreideprodukte vor allem von regionalen und biologischen Bauern und Mühlen, die man sich in selbst mitgebrachte Behälter abfüllen kann, will Sarah Eberhardt anbieten. Für die Kunden, die spontan im Laden vorbei kommen, hält die junge Frau Glasbehälter mit Pfand und Stofftaschen bereit. "Das Einkaufen hört sich komplizierter an, als es ist", meint Eberhardt. "Wer in den Laden kommt, wiegt erst einmal seine Box oder sein Glas ab. An der Wage wird ein kleines Etikett mit der Gewichtsangabe ausgedruckt, der Kunde klebt das auf den Behälter", erklärt sie den ersten Schritt. Am Spender füllt sich jeder Kunde dann selbst die Lebensmittel ab. Mit einem weiteren Etikett wird die Box beschriftet, auch Inhaltsstoffe und das Mindesthaltbarkeitsdatum sind darauf abgedruckt. An der Kasse wird erneut gewogen und bezahlt.
Bei Ohne Umweg soll es aber nicht nur Getreideprodukte geben, Sarah Eberhardt will ein Vollsortiment anbieten. Obst und Gemüse wird es vor allem saisonal und lose geben, andere Lebensmittel in Gläsern. "Von Essiggurken bis zur Milch gibt es ja schon viele Produkte in Glas verpackt", stellt die künftige Ladenbesitzerin fest. An einer Kühltheke will Sarah Eberhardt offenen Käse verkaufen. Transparenz bei allen Waren wird bei Ohne Umweg groß geschrieben. Produktbeschreibungen sollen ganz klar deutlich machen woher die Produkte stammen und wie sie hergestellt werden. Um ihre Kunden noch besser beraten zu können, macht Sarah Eberhardt gerade eine Weiterbildung zur Ernährungsberatung.
Sarah Eberhardt hofft auf finanzielle Unterstützung
Wann bei Ohne Umweg mit dem Verkauf gestartet werden kann, ist noch unklar. Momentan ist Eberhardt mit dem Innenausbau ihres Ladens beschäftigt. Für die Einrichtung braucht sie aber vor allem noch finanzielle Unterstützung. Besonders tief muss Eberhardt für die Kühltheke und die Lebensmittelspender in die Tasche greifen. Um ihr Projekt finanziell abzusichern, hofft sie nun auf Unterstützung bei ihrer Crowdfunding-Kampagne. "Über das Internetportal Startnext können Leute, die das Projekt gut finden und Ohne Umweg in Nördlingen realisieren wollen, mich ab heute unterstützen," erklärt die 23-Jährige. Unter die Arme greifen kann man Ohne Umweg schon mit 5 Euro. Wer mehr investieren will, bekommt aber nach der Eröffnung von Ohne auch etwas zurück. Die Idee von Crowdfunding ist nämlich, dass es sich um einen Art Vorverkauf handelt. Als Gegenleistung erhalten die Unterstützer Jutetaschen, Glasbehälter oder Einkaufsgutscheine im Wert von bis zu 1100 Euro. Klar ist aber auch, dass Eberhard das Geld der Helfer nur dann bekommt, wenn die Summe von 27.000 Euro erreicht wird und auch nur dann jeder Einzelne zahlen muss. Bis 20. Februar läuft die Kampagne unter www.startnext.com/ohneumweg noch. Den Laden wird aber auch ohne die Finanzspritze des Crowdfundings eröffnen, das ist für Eberhardt sicher. Wann es los geht ist noch unklar, Sarah Eberhardt strebt März oder April 2017 an.
https://www.youtube.com/watch?v=uaM94P1hAxI