Landrat Stefan Rößle, Bürgermeister Johann Bernreuther und Kreisrat Gottfried Hänsler erläutern die Hochwasserschäden in Otting Bild: DRA
Am vergangenen Dienstag, 29.08.2017, verschaffte sich Landrat Stefan Rößle gemeinsam mit Kreisrat Gottfried Hänsel und Ottings Erstem Bürgermeister Johann Bernreuther einen Überblick über die Schadenslage nach dem Hochwasser vor zwei Wochen. Zeitgleich überreichte er einen Spendenscheck für die vor 12 Tagen von Gottfried Hänsel ins Leben gerufene Spendenaktion und sicherte unbürokratische Hilfestellung seitens des Landratsamtes zu.
Otting - Nach dem durch Regenmassen verursachten Hochwasser in Otting sind mittlerweile die Aufräumarbeiten angelaufen. In den betroffenen Straßen ist kaum noch etwas zu sehen, doch in den Kellern der betroffenen Privathäuser, in der Kirche und im Sportheim bietet sich ein ganz anderes Bild. "Aktuell sind wir alle dabei, uns zu sortieren. Daher kann noch keine Aussage über den tatsächlich entstandenen Gesamtschaden und die letztendliche Schadenssumme getroffen werden", erklärt Bürgermeister Bernreuther. Weiterhin führt er aus, dass sich nach bisherigen Schätzungen der Schaden auf rund 3 Millionen Euro belaufe. Es seien etwa 100 Anwesen zu Schaden gekommen, bei den meisten läge der Schadenswert zwischen 25.000 und 30.000 Euro, bei einigen Anwesen bei 50.000 Euro und bei einem besonders stark betroffenen Anwesen sogar bei 100.000 Euro. Meist sind es Wasserschäden in Wohnräumen und an Mobiliar, besonders große Schadenssummen verursachen die kaputten Heizungsanlagen oder Schäden an der Elektrik. "Von unseren gemeindeeigenen Gebäuden sind vor allem die Kirche und das Schützenheim betroffen. Die Kirche wird voraussichtlich für die nächsten zwei Monate geschlossen bleiben. Die Kirchenbänke sind ausgebaut und trocken gelagert worden, diese werden nach gründlicher Reinigung wohl wieder verwendbar sein. Doch der Holzfußboden muss ersetzt werden, die unter den Kirchenbänken eingebaute Heizanlage ist kaputt und wie stark die Elektrik betroffen ist, können wir noch nicht sagen. Die Kabelkanäle und Leerrohre waren jedenfalls von Wasser und Schmutz durchspült. Inwiefern das Mauerwerk betroffen ist und auch die Standsicherheit der Grabsteine im Friedhof wird von einem Statiker geprüft. Gottesdienste finden zwischenzeitlich in der Schlosskapelle statt. Stark getroffen hat es das Schützenheim im Untergeschoss des Sportheimes. Dort ist alles kaputt, derzeit schaut es dort aus wie in einem Rohbau. Durch die Elementarversicherung des Schützenheims werden 50.000 Euro von der Versicherung gezahlt, das ist etwa die Hälfte der Gesamtschadenssumme. Viele Mitglieder des Vereins, darunter Handwerker, sind ehrenamtlich bei der Wiederinstandsetzung im Einsatz", erläutert Bernereuther die aktuelle Sachlage.
Bisheriger Hochwasserschutz und Pläne für die Zukunft
Otting liegt in einem Tal. Das starke Hochwasser wurde zum einen durch die drei im Ort zusammenlaufenden Fließgewässer Möhrenbach, Krummbach und Gullenbach verursacht, zum anderen aber auch durch zusätzliche Wassermassen, die aus der höheren Umgebung die Hänge hinab in den Ort geflossen sind. "Die drei Fließgewässer wurden hinsichtlich unseres Wasserschutzkonzepts vom Wasserwirtschaftsamt angeschaut und eingerechnet. Entsprechend verfügen wir bereits über mehrere Rückhaltebecken und sind ständig dabei, das Konzept auszubauen. Wir wissen, ab Niederschlägen von 40 Liter pro Quadratmeter kommen wir in den Problembereich. Kurzfristig können wir Wassermengen von rund 60 Litern pro Quadratmeter abfangen, nicht aber die Wassermassen, die bei diesem Hochwasser binnen kürzester Zeit bei uns angelaufen sind. Unsere bisherigen Maßnahmen haben daher einfach nicht ausgereicht. Daher werden wir Geologen und Fachleute beauftragen, um zu untersuchen, was wir darüber hinaus noch tun können. Ein uns bekanntes Problem stellt bei den Rückhaltebecken leider auch der Biber dar. Durch seine Dämme sind diese Becken aufgestaut und meist vor Regenfällen schon voll, sie können also Regenwasser nicht abfangen und sind somit eigentlich nutzlos. Otting verfügt zwar über eine Abfanggenehmigung für Biber, diese gilt allerdings nur für den Bahndamm, nicht aber für den Ort und die Bereiche der Rückhaltebecken, hier haben wir nicht einmal die Möglichkeit, die Dämme zu zerstören und selbst wenn, der Biber lässt sich davon nicht vertreiben, er kommt wieder.", erläutert Bürgermeister Bernreuther.
Landrat sichert Hilfestellung zu
Im Zuge des Termins schaute sich Landrat Rößle den aktuellen Zustand von Kirche und Schützenheim an. Er sicherte den Betroffenen eine unbürokratische und schnelle Hilfe sowie zügige Bearbeitung von eventuellen Anträgen seitens des Landratsamtes zu. Auch die Bibersituation werde er an verantwortlicher Stelle schildern. Außerdem werde er sich bei der Prüfung des Falles eines "100-jährigen Hochwassers" mit Argumenten für Otting einsetzen. Ob die allgemeine Soforthilfe von staatlicher Seite im Falle eines "100-jährigen Hochwassers " auf Otting zutrifft, wird aktuell anhand von vorgegebenen Kriterien vom Wasserwirtschaftsamt geprüft. Im Schützenheim ist anhand des Hochwasserstandes belegbar, dass der Pegelstand bei diesem Hochwasser trotz des Schutzdammes weit über dem Pegelstand des letzten Hochwassers von 1986 lag und auch ähnlich hoch war wie bei dem Jahrhunderthochwasser von 1873. Weiterhin wurden vom Landratsamt fünf Anwesen hinsichtlich des staatlichen Hilfsprogrammes bei extremen Schäden geprüft. Die Voraussetzung hierfür ist eine Existenzgefährdung durch den entstandenen Schaden sowie die Offenlegung sämtlicher Vermögensverhältnisse der Betroffenen. Von den fünf überprüften Anwesen kämen laut Landratsamt voraussichtlich zwei für diese staatliche Hilfe in Frage.
Spendenaktion muss weiterlaufen
Die von Kreisrat Gottfried Hänsler einberufene Spendenaktion für Otting verläuft bisher sehr erfolgreich. Nachdem Landrat Rößle einen Spendenscheck über 2.000 Euro (Stefan Rößle: 1.000 Euro, Dr. Martin Drexler, Bürgermeister von Wemding: 200 Euro, Sparkasse Donauwörth: 800 Euro) überreicht hatte, beläuft sich der aktuelle Stand auf dem Spendenkonto bei knapp über 50.000 Euro. "Das ist ganz enorm, was in 12 Tagen an Spendengeldern zusammengekommen ist. Die Beträge variieren zwischen 20 und mehreren tausend Euro, sie kommen von vielen Privatpersonen, von Unternehmen, von Vereinen, von den Kirchen. Einige Vereine haben Erlöse von Veranstaltungen gespendet, manche Kirchengemeinden die Sonntagskollekte. Die Unterstützung für und die Solidarität mit den betroffenen Menschen in Otting ist groß, dafür möchte ich mich im Namen aller schon jetzt bedanken", so Gottfried Hänsler. "Man muss bedenken, um die entstandenen Schäden zu bezahlen, müssen die meisten Leute hier, es sind ganz normale Durchschnittsverdiener, rund drei bis fünf Jahre arbeiten gehen. Wir freuen uns daher um jeden Cent, denn auch kleinste Spenden helfen. Es wäre wunderbar, wenn wir die 100.000 Euro erreichen könnten." Bürgermeister Bernreuther fügt an: "Auch ich bedanke mich im Namen aller Ottinger. Das Geld aus diesem Spenden-Fonds wird zu 100 Prozent an die Betroffenen ausgekehrt. Kein Cent davon bleibt in der Gemeindekasse, wir sind lediglich Treuhänder dieses Spendenkontos. Zur Nachvollziehbarkeit der Verteilung der Gelder an die Betroffenen wird es eine Satzung geben."
Wer mit einer Geldspende helfen möchte, findet hier die Kontoverbindungen:
Spendenkonten Gemeinde Otting
Sparkasse Donauwörth IBAN: DE25 7225 0160 0020 0331 71 BIC: BYLADEM1DON
Raiffeisen-Volksbank Wemding IBAN: DE95 7206 9308 1701 8576 06 BIC: GENODEF1WDN