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Der Bedarf an guten Dolmetschern ist groß, da die kulturelle Vielfalt in unserem Landkreis auch in Zukunft weiter zunehmen wird. Immer dann, wenn komplexe Sachverhalte zu erklären sind, reichen oftmals die Kenntnisse aus dem Deutschkurs nicht aus, um sich zu verständigen. Nicht alle Übersetzungen müssen dem hohen Standard einer rechtsverbindlichen Übersetzung - wie durch hochqualifizierte und beeidigte Dolmetscher angeboten - gerecht werden und können daher auch von Laiendolmetschern übernommen werden.

In einem neuen Projekt des Landratsamtes Donau-Ries wollen Bildungskoordinatorin Gabriele Theiler und Migrationsbeauftragte Ulrike Zitzlsperger Migranten die Möglichkeit geben, sich als Laiendolmetscher ausbilden zu lassen. Diese stehen dann für soziale, medizinische oder pädagogische Einrichtungen und Behörden für Dolmetscherdienstleistung zur Verfügung. „Damit schaffen wir nicht nur eine Perspektive für Migranten, sondern bieten eine Lösung an für zahlreiche Einrichtungen und Institutionen in unserem Landkreis, die großen Bedarf an Dolmetschern verschiedenster Sprachen haben“ betont Landrat Stefan Rößle. Der Einsatz der Laiendolmetscher ist ehrenamtlich. Sie erhalten dafür eine kleine pauschalierte Aufwandsentschädigung und die Erstattung ihrer Fahrtkosten.

Ärzte, Schulen, Kitas, Banken und Behörden wurden online zum Bedarf an Dolmetscherdienstleistung befragt. So benötigen zwei Drittel der Befragten immer wieder Dolmetscherdienste. 41% gaben kontinuierlich ein bis zwei Dolmetschereinsätze pro Monat an. 64% gaben an, dass Dolmetscherdienstleistung zumeist von Bekannten oder Verwandte der Migranten übernommen wird. Fast die Hälfte der Befragten schätzt ein, dass die vorhandenen Ressourcen für Dolmetscherdienste nicht ausreichend sind. So wird die geplante Einrichtung eines institutionsübergreifenden Dolmetscherpools für unseren Landkreis von 51% der Befragte als sehr wichtig eingeschätzt. Dolmetscherleistung auch digital via Skype anzubieten, ist für ein Viertel der Befragten sehr wichtig. „Die digitale Dolmetscherdienstleistung werden unsere Laiendolmetscher anbieten, denn im ländlichen Raum ist Entfernung auch ein Zeit- und damit Kostenfaktor“ so Bildungskoordinatorin Gabriele Theiler, Stabsstelle Kreisentwicklung.
Ein erster Ausbildungsdurchgang zum Laiendolmetscher wird noch im Herbst 2019 beginnen. Vermittelt werden neben einschlägigem deutschen Fachwortschatz auch interkulturelle Themen und Grundlagen des Dolmetschens. „Es reicht nicht aus, zwei Sprachen zu beherrschen. Dolmetscher müssen sich der interkulturellen Unterschiede bewusst sein und entsprechend agieren“, betont Migrationsbeauftragte Ulrike Zitzlsperger. Die Laiendolmetscher unterliegen der Schweigepflicht, müssen das Gesagte sorgfältig und vollständig übersetzen und dürfen andererseits auch nichts Eigenes hinzufügen oder sich gar als dritte Gesprächspartner einbringen. Migranten verstehen nicht nur die Sprache ihrer Landsleute, sie kennen deren Kultur und deren Ängste und Nöte. In diesem Sinne sind Sie nicht nur Dolmetscher, sondern auch Botschafter.(pm)