Im Januar 2026 beginnt die große Innensanierung der St. Georgskirche in Nördlingen. Was auf die Kirchengemeinde zukommt, erklärt der zuständige Architekt in einer Gemeindeversammlung.
Am 17. Oktober 1427 beschloss der Rat der freien Reichsstadt Nördlingen den Bau der St. Georgskirche. 1505 feierten die Nördlinger die Vollendung des imposanten Kirchenbaus. Nun, knapp 600 Jahre nach Grundsteinlegung, steht eine große Innensanierung des Wahrzeichens an. Insgesamt viereinhalb Jahre soll die Bauzeit betragen. Der zuständige Augsburger Architekt Rainer Heuberger stellte den Zeitplan und die Sanierungsmaßnahmen im Rahmen einer Versammlung der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde vor.
Hohe Luftfeuchtigkeit sorgt für Handlungsbedarf
In einem ersten Bauabschnitt soll eine Säule im Chorraum ausgetauscht werden, die massive Schäden aufweist. Diese entstanden durch Feuchtigkeit, die von unten in Sockel und Säule eindrang. Das aufgesaugte Salz in der Säule kristallisiert, braucht dadurch mehr Platz und es kommt zu Abplatzungen am Säulenmaterial. Zudem zieht das Salz Luftfeuchtigkeit an und verändert so die Feuchtigkeitsverhältnisse in der Suevitsäule.
Aus diesem Grund darf zum Beispiel die Heizung der St. Georgskirche bereits seit Jahren nicht mehr in Betrieb genommen werden. Eine weitere Feuchtigkeitszufuhr von unten wurde in aufwändigen Messungen ausgeschlossen.
Direkt neben der Chorstütze, die ausgetauscht werden muss, befindet sich momentan das vorläufige Lager zahlreicher Epitaphien, also Gedenktafeln, die Nördlinger Familien ihren Verstorbenen gewidmet haben. Diese werden vorerst unter der Empore eingelagert und mit einem Staubschutzgerüst gesichert.
Holzwurm breitet sich aus
Zudem hat es sich der Holzwurm in der fast 600 Jahre alten spätgotischen Kirche bequem gemacht. „Betroffen ist der Hochaltar, das Chorgestühl, eine große Anzahl der Epitaphien sowie die Renaissance-Seitenorgel“, erläuterte Heuberger.
„Eine Begasung der Kirche kommt aufgrund des großen Raumvolumens – wir sprechen hier von 30.000 Kubikmeter – nicht in Frage“, meinte der Architekt. „Die betroffenen Holzteile müssen extern behandelt werden, zum Beispiel mit Heißluft.“
Kirche soll weiterhin genutzt werden
Eine große Herausforderung, so Heuberger, sei außerdem, dass das Kirchengebäude während der mehrjährigen Restaurierung weiterhin genutzt werden soll. In einem zweiten Bauabschnitt – voraussichtlich ab April 2026 – wird der Chorraum eingerüstet, um dort das Gewölbe instand zu setzen. Fugen zwischen den Gewölberippen, die in den70er Jahren mit Weichholz aufgefüllt wurden, lösen sich auf und Fugmörtel fällt in den Kirchenraum.
In dieser Bauphase können Gottesdienste ausschließlich im Kirchenschiff, dem sogenannten Langhaus, stattfinden. Anschließend wird in einem dritten Bauabschnitt – geplant ist hier 2027 – das Langhaus inklusive der Sakristei eingerüstet. Die Gemeinde kann dann nur den Chorraum für Gottesdienste und Veranstaltungen nutzen.
Kosten in Höhe von rund 5,9 Millionen Euro
„Das sind keine Schönheitsoperationen“, erklärte Dr. Philipp Beyhl, geschäftsführender Pfarrer der Nördlinger Kirchengemeinde. „Es geht hier um eine substantielle Sanierung für kommende Generationen.“ Die letzte Komplett-Instandsetzung sei immerhin 150 Jahre her, im Jahr 1973 sei der Innenraum zum letzten Mal renoviert worden.
Insgesamt rechne man mit Kosten in Höhe von 5,9 Millionen Euro, informierte Architekt Heuberger. Die Planungen laufen in enger Abstimmung mit der Stadt Nördlingen sowie der Nördlinger Kirchengemeinde, die rund 3,4 Millionen Euro der Kosten zu tragen habe. Man erwarte unterschiedliche Mittel aus externen Töpfen, etwa dem Entschädigungsfonds Bayern oder der bayerischen Landeskirche, so dass die evangelische Gemeinde selbst zirka 900.000 Euro zu stemmen habe.
Beyhl ermunterte die zahlreichen interessierten Besucher der Gemeindeversammlung, ihre Wünsche und Vorschläge hinsichtlich einer Neugestaltung von St. Georg an die Mitglieder des Kirchenvorstandes weiterzugeben. „Wir gestalten unser Gemeindeleben selbst. Die Sitzungen des Kirchenvorstands sind öffentlich und der Kirchenvorstand ist verpflichtet, Anregungen aus der Gemeinde vorrangig zu behandeln.“ Architekt Heuberger betonte die großen Chancen der umfassenden Innensanierung. „Angedacht ist beispielsweise ein neues Beleuchtungskonzept mit kaum sichtbaren Lichtelementen. Das Gotteshaus kann an den Festtagen im Kirchenjahr in unterschiedlichen Stimmungen ausgeleuchtet werden.“ Auch die Mikrofonanlage werde komplett erneuert.
„Das Wahrzeichen von Nördlingen ist Begegnungspunkt der Gemeinde und hat gleichzeitig einen immensen ideellen und touristischen Wert“, schloss Heuberger. „Wir haben mit den geplanten Baumaßnahmen somit einen kulturellen Auftrag sowie einen Auftrag des Glaubens.“ (dra)