Bild: Doris Dollmann
Nur eine Woche nach dem Jubliäums-Kirchenkonzert der Knabenkapelle stand gestern bereits das nächste musikalische Großereignis auf dem Programm – das Frühjahrskonzert der Stadtkapelle.
Solistin Johanna Gehring am Euphonium Bild: Doris Dollmann

Traditionell findet das Frühjahrskonzert der Nördlinger Stadtkapelle immer am Samstag vor dem Muttertag statt. Aufgrund der vielen Veranstaltungen in diesem Jahr wurde es jedoch vorverlegt. Die 1990 als Anschluss an die Knabenkapelle gegründete Stadtkapelle habe sich als Leuchtturm der Stadt etabliert und die Herzen der Menschen im Sturm erobert, erklärte Oberbürgermeister David Wittner. Ihn freue es, sowohl Gründungsmitglieder als auch Nachwuchs aus der Jungen Stadtkapelle und Knabenkapelle zu sehen. Das Publikum erwarte ein musikalischer Hochgenuss. Wieder einmal mehr werde die Stadtkapelle unter Beweis stellen, wie hochkarätig und abwechslungsreich Blasmusik sein könne.

Nachdem der Oberbürgermeister zahlreiche Ehrengäste der Geistlichkeit, Politik und Wirtschaft begrüßt hatte, dankte er dem musikalischen Leiter Armin Schneider für dessen unermüdliches Engagement und dem Orchester für dessen Probenfleiß

Militärisch – konzertant – sinfonisch

Mit dem Reitermarsch „Herzog von Braunschweig“ wurde das Publikum auf ein buntes Programm eingestimmt. Antonia Engert tauschte immer wieder ihr Tenor-Saxophon gegen das Mikrophon. So erfuhr man von ihr, dass der genannte Marsch aus dem Jahr 1806 früher Beethoven zugeschrieben wurde. Bis heute ist der Komponist jedoch anonym.

Jacques Offenbach gilt als der Komponist der modernen Operette. Am bekanntesten jedoch ist seine komische Oper „Orpheus in der Unterwelt“ mit dem legendären „Höllen Can-Can“.

Als Ballade Vivace wird das Solo für Euphonium „Scaramouche“ von Philip Sparke bezeichnet. Johanna Gehring begeisterte die Zuhörer*innen. Die 20-Jährige studiert an der Uni in Augsburg, leitet die Bläserklasse, dirigiert die Musikkapelle Amberg-Wiedergeltingen bei Buchloe und gibt Unterricht. Als Zeichen der Anerkennung bekam sie nach ihrem grandiosen Spiel einen Blumenstrauß.

Bei „The new Village“ handelt es sich um eine Auftragskomposition des Niederländers Kees Vlak. Mit „P.O.S.“, einem Konzertmarsch von Edward Maj, ging es dann in die Pause. Wie die Moderatorin erzählte, werde dieser Titel häufig in polnischen Filmen als Hintergrundmusik verwendet und ist außerdem der Marsch der polnischen Streitkräfte.

Der Strauß und die Rose

Noch einmal ergriff Wittner das Wort, um nach Romana Jaumann nach 34 Jahren in ihrer Tätigkeit als Uniformwartin zu verabschieden - als Musikantin wird sie der Stadtkapelle allerdings erhalten bleiben. „Es sei nicht immer einfach, bei nicht immer einfachen Uniformträgern!", so der OB wörtlich. Das war jedoch nicht der einzige Fauxpas, denn eigentlich sollte Jaumann den Blumenstrauß bekommen, den Markus Pisko versehentlich der Euphonium-Solistin überreicht hatte. Sie bekam stattdessen eine Rose. Das mit dem großen Blumenstrauß werde selbstverständlich nachgeholt, ergänzte das Stadtoberhaupt. Nachfolgerin wird Michaela Mohr.

Außergewöhnliche Instrumente

Eigentlich spielen Manfred Graf und Hermann Häring, dessen musikalische  Kariere vor 62 Jahren bei der Knabenkapelle begann, Posaune. Beide absolvierten einen Alphorn-Kurs und waren damit bestens vorbereitet auf den Titel „Begegnungen“ von Kurt Gäble. Unterstützt wurden die beiden von Bernd Meyer an der Solotuba. Für das Medley aus Andrew Lloyd Webbers bekanntem Musical „The Phantom of the Opera“ wechselte André Schneider von der Trompete ans Keyboard. Ein Waschbrett und das Sousaphon gepaart mit Klarinette und Saxophon – diese außergewöhnliche Besetzung passt bestens zu „The Crazy Charleston Era“. In ihrer Moderation sprach Engert von den „Goldenen 20ern“ und bezeichnete Jazz als die 1. Form der globalen Popmusik.

Mit unterschiedlichen Kapriolen, Pfiffen und auch mal einem Schuss heizte die Kapelle mit „Ain't she sweet“, „Sweet Georgia Brown“ und „The Charleston“ dem Publikum mächtig ein. Wer glaubte, es gäbe keine Steigerung mehr, der irrte, denn mit dem Medley „Elvis the King“, setzte die Stadtkapelle noch Eins drauf. Bei „Devil in Disguise“, „Can't help falling in Love“, „Suspicious Minds“ und „Jailhouse Rock“ hätte man am liebsten mitgerockt.

Standing Ovations

Mit tosendem Applaus und stehenden Ovationen quittierte das Publikum ein hervorragendes Konzert und forderte natürlich eine Zugabe. Die kam prompt mit „Tico Tico“ des brasilianischen Komponisten Zequinha de Abreu und dem Konzertmarsch „Die Sonne geht auf“ aus der Feder von Julio Miguel.