Galloway-Rinder in den Lauterbacher Ruten Bild: Roland Scholz/Landratsamt Donau-Ries
Extensive Beweidung auf landkreiseigenen Flächen im Einklang mit dem Naturschutz.
Knabenkraut – eine Orchidee die auch auf Weiden gedeiht Bild: Roland Scholz/Landratsamt Donau-Ries

Der Erhalt und die Förderung der Artenvielfalt (Biodiversität) ist seit Jahrzehnten erklärtes Ziel des Landkreises Donau-Ries und der unteren Naturschutzbehörde. Hierzu konnten mit Unterstützung von Umweltministerium und Bayerischem Naturschutzfonds unter anderem zahlreiche Flächen für Zwecke des Naturschutzes erworben werden. Vorrangig wurde der Landkreis in Feuchtgebieten wie Mertinger Höll, Lauterbacher Ruten, Langweidle bei Heißesheim, Osterried bei Auchsesheim oder dem Oberndorfer Ried tätig. Landrat Stefan Rößle: „Ich bin mir sicher, dass meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Naturschutz das Beste für unsere Heimat, die Natur und unsere Artenvielfalt wollen und umsetzen sowie nachhaltig, zukunftsweisend und verantwortungsvoll das Eigentum des Landkreises gestalten. Manchmal ist es dabei notwendig, auch neue Wege zu gehen“.

Dazu gehört eine dem Standort angepasste Bewirtschaftung, ohne die sich rasch eine Verbuschung einstellen und letztendlich ein Wald entstehen würde. Aufgrund ihrer Lage in ökologisch wertvollen und sensiblen FFH- und Vogelschutzgebieten bedürfen die Landkreisflächen aufgrund der Artenausstattung und Lebensräume jedoch einer Offenhaltung, auf die z.B. der Große Brachvogel, Bekassine und Kiebitze angewiesen sind. Die untere Naturschutzbehörde setzt hierzu auf die Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft, so Roland Scholz vom Landratsamt Donau-Ries. Diese kann u. a. darin bestehen, dass - dem jeweiligen fachlichen Ziel entsprechend - die Flächen an Landwirte für eine extensive Weidehaltung verpachtet werden. Anstelle einer maschinellen Pflege durch Mahd erfolgt diese dann sozusagen „mit tierischer Unterstützung“. Im Landkreis wird dies derzeit in Kooperation mit vier Betrieben praktiziert, die Angus-Rinder, Fleckvieh, Galloway-Rinder und Wasserbüffel halten. „Extensive“ Beweidung bedeutet dabei, dass auf den Flächen weder Dünge- noch Spritzmittel ausgebracht werden dürfen. Eine solche Beweidung ist nicht nur nachhaltig, da z. B. der Aufwuchs nicht mehr eigens entsorgt werden muss, und im Interesse des Tierwohls; sie hat auch einen naturschutzfachlichen Mehrwert: Denn anders als bei der maschinellen Pflege entstehen durch den geringen Besatz mit Weidetieren abwechslungsreiche Strukturen von Rohboden, kurzen Weiderasen, Staudenfluren und Riedgräsern.

Einer Vielzahl gefährdeter Tier- und Pflanzenarten dient dies als Lebensgrundlage, so z.B. für Schmetterlinge, Amphibien, Orchideen, Mehlprimeln, Wiesenvögeln etc. Auch „Kuhfladen“ sind Brutstätten vieler Insektenarten, weiß Scholz zu berichten. Eine solche extensive Weidehaltung steht damit keineswegs im Widerspruch zu den Zielen des Artenschutzes. Denn es ist wichtig, das Augenmerk auf den gesamten Lebensraum mit all seinen Facetten zu lenken und nicht nur einzelne Arten im Fokus zu haben.

So sieht es nicht nur die untere Naturschutzbehörde am Landratsamt Donau-Ries. Zahlreiche Initiativen und Projekte im Bundesgebiet standen für eine solche Beweidung Pate und bekräftigen die Naturschutzbehörde in der fachlichen Zielsetzung. In Baden-Württemberg gibt es unter namhafter wissenschaftlicher Begleitung sogar einen „Verein zur Förderung naturnaher Weidelandschaften Süddeutschlands e.V.“ mit Sitz in Tuttlingen. Dieser sieht die extensive Beweidung als zentrale Strategie für den Schutz von Natur und Landschaft. Wichtig im Rahmen solcher Beweidungsprojekte ist eine regelmäßige Nachschau des ökologischen Gesamtzustandes. Dabei unterstützt auch die höhere Naturschutzbehörde bei der Regierung von Schwaben. (pm)