Beratungsangebot

Wenn Elternteile psychisch erkranken

Symbolbild. Bild: pexels
KJF Erziehungsberaterin aus Donauwörth gibt Tipps für das Wohl von Kindern psychisch kranker Eltern

Paulas Papa möchte seine Tochter pünklich vom Kindergarten abholen, sorglos mit ihr toben und kindliche Wutanfälle geduldig begleiten. Aber seine Depression macht den ohnehin oft herausfordernden Alltag mit Kleinkind manchmal gar unmöglich. Wenn ein Elternteil psychisch erkrankt, verändert sich das Familienleben oft tiefgreifend mit weitreichenden Belastungen für das Kind. Es spürt die Veränderungen und Unsicherheiten – doch je nach Alter versteht das Kind oft nicht, warum es dazu kommt und wie es die Geschehnisse einordnen muss.

Für Eltern mit psychischen Erkrankungen ist eine verlässliche Eltern-Kind-Bindung oft nur eingeschränkt möglich. Auch der andere Elternteil kann das nicht immer ausgleichen. Viele Kinder entwickeln Schuldgefühle und Ängste oder übernehmen Aufgaben der Erwachsenen. Vielfach fühlen sie sich auch für das psychische Wohl der Eltern verantwortlich (Parentifizierung).

Wie können Eltern, Großeltern und Freund*innen der Familie betroffene Kinder stärken und ihnen Sicherheit geben? „Es ist sehr wichtig, wie im nahen Umfeld der Kinder mit der psychischen Erkrankung umgegangen wird: dass sich Eltern, Familienangehörige und der Freundeskreis gut über die Krankheit informieren und offen darüber sprechen. Dieses Wissen ist leider in der Bevölkerung noch nicht selbstverständlich vorhanden“, sagt Sieglinde Demel von der Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung Landkreis Donau-Ries der KJF Soziale Angebote Nordschwaben. „Informiert zu sein hilft den Angehörigen, den erkrankten Elternteil zu verstehen und bei Überforderung zu unterstützen. Wenn betroffene Eltern auf die eigene Belastungsgrenze achten und in kritischen Situationen Hilfe bekommen, erhöht das die Chancen enorm, dass sich ihre psychische Gesundheit stabilisiert und die Kinder mit der psychischen Krankheit zurecht kommen.“

So kann das soziale Umfeld Kinder von psychisch kranken Eltern unterstützen:

  • Tabus brechen: Oft schotten sich betroffene Familien nach außen ab. Wenn die Krankheit tabuisiert wird, kann sich das Kind isoliert fühlen. Es kann Sorgen mit niemandem teilen. Eltern, aber auch Großeltern oder Freunde der Familie helfen betroffenen Kindern, indem sie mit ihnen über die Erkrankung sprechen und ihnen Raum zu geben, ihre Sorgen, Fragen und Unsicherheiten zu teilen. Sich nicht allein damit zu fühlen, kindgerecht aufgeklärt zu werden oder auch einfach darüber reden zu können, ist unglaublich wertvoll für Kinder.
  • Kindgerecht aufklären: Eine altersentsprechende Aufklärung wirkt der Entwicklung von Schuldgefühlen entgegen. Hilfreich sind hierfür Kinderfachbücher zum Thema, die Kindern vermitteln, dass es sich bei der elterlichen Symptomatik um eine Erkrankung handelt, für die weder Kinder noch Erwachsene Schuld tragen. Auch ein Vergleich mit körperlichen Erkrankungen, die auch schon kleine Kinder kennen, kann hilfreich sein.
  • Professionelle Hilfe nutzen: Lange Zeit wurden Kinder psychisch kranker Eltern von der Fachwelt übersehen und nicht einbezogen. Um Langzeitfolgen zu minimieren, ist es wichtig, dass betroffene Kinder Hilfe erhalten – bereits bevor sie auffällig werden oder sogar eine kinderpsychiatrische Behandlung notwendig ist. Professionelle Hilfe, kostenfrei und unkompliziert, erhalten Familien über die KJF Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung, zum Beispiel in Form von Einzelberatung oder Gruppenangeboten. Über Schulungsangebote und Seminare für Kindertagesstätten, Schulen und andere Einrichtungen leisten die KJF Beratungsstellen außerdem Präventions- und Aufklärungsarbeit.

Unterstützung in Ihrer Nähe

In Donauwörth und Nördlingen sowie an über 25 Orten in Schwaben, im Allgäu und im Bayerischen Oberland helfen die Erziehungs-, Jugend- und Familienberaterinnen und -berater der KJF Augsburg bei allen Fragen rund um Erziehung und Familienalltag unkompliziert und kostenfrei weiter. Sie unterliegen der Schweigepflicht.

 

Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung der KJF Augsburg

Im Regierungsbezirk Schwaben bietet die Katholische Jugendfürsorge der Diözese Augsburg e. V. (KJF Augsburg) fast flächendeckend Erziehungs-, Jugend- und Familienberatungen an. Auch im angrenzenden Bezirk Oberbayern sind die Beraterinnen und Berater im Landkreis Weilheim-Schongau präsent. Aktuell sind die Fachberaterinnen und -berater der KJF Augsburg jährlich mit rund 18.000 Personen im direkten Beratungskontakt.
Besondere Beratungen wie Schreibabyberatung oder „Kinder im Blick“-Kurse für Elternteile in Trennung gehören in zahlreichen Landkreisen zum Angebot – über klassische Erziehungsberatung hinaus. In fünf Landkreisen gibt es explizit eine Fachstelle gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen.

Alle Standorte und Ansprechpersonen der Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung der KJF Augsburg finden Sie auf der Website der KJF Kinder- und Jugendhilfe. (dra)

KJF Soziale Angebote Nordschwaben Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung Landkreis Donau-Ries

Standort Donauwörth: Äbtissin-Gunderada-Straße 3, 86609 Donauwörth
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Zusätzlich kann die anonyme Onlineberatung unter www.caritas.de/onlineberatung genutzt werden.